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Katharina Loofmann (geborene Schönfeld) * 1890

Klaus-Groth-Straße 104 (Oben Borgfelde 57) (Hamburg-Mitte, Borgfelde)


HIER WOHNTE
KATHARINA LOOFMANN
GEB. SCHÖNFELD
JG. 1890
DEPORTIERT 1943
THERESIENSTADT
ERMORDET 10.9.1943

Katharina Loofmann, gesch. Drews, geb. Schönfeld, geb. 23.4.1890 in Hamburg, deportiert am 23.6.1943 nach Theresienstadt, Tod dort am 10.9.1943

Klaus-Groth-Straße 104 (Oben Borgfelde 57)

Katharina Loofmann stammte aus einer jüdischen Hamburger Familie, ging nacheinander zwei Ehen mit Christen ein und wurde Mutter einer "halbjüdischen" Tochter. Sie distanzierte sich von der Religion, als diese den Nürnberger Rassegesetzen im September 1935 dazu diente, sie als nichtdeutsch zu qualifizieren. Als "Volljüdin" klassifiziert, musste sie jedoch 1939 der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland beitreten, verweigerte aber die Mit­glied­schaft im "Jüdischen Religionsverband" in Hamburg. Am 23. Juni 1943 wurde sie nach Theresienstadt deportiert.

Katharina Loofmann kam als älteste von sechs Töchtern des Ehepaars Johann Schönfeld und seiner Ehefrau Serine, geb. Levy, in Hamburg zur Welt. Ihr Vater war von Beruf Schriftsetzer und gehörte der Deutsch-Israelitischen Gemeinde an (s. "Stolpersteine in Hamburg-Barmbek und Hamburg-Uhlenhorst", S. 90, Selma Drews).

Katharina Schönfeld gründete während des Ersten Weltkriegs eine eigene Familie. Sie heiratete am 1. November 1915 den lutherischen Handlungsgehilfen Wilhelm Drews, geboren am 22. Okto­ber 1890 in Hamburg. Am 25. September 1916 wurde ihre Tochter I. geboren, die evan­gelisch getauft wurde. 1920 starb Serine Schönfeld. Nach achtjähriger Ehe wurde Katha­rina Drews am 8. November 1923 schuldlos geschieden und erhielt das Sorgerecht für ihre Tochter. Sie zog in die Griesstraße 5 in Hamm, wo sie viele Jahre lebte. Die Tochter besuchte die Real- und später Deutsche Oberschule für Mädchen am Lübeckertorfeld.

In zweiter Ehe heiratete Katharina Drews am 4. September 1926 einen ehemaligen Offizier der Kaiserlichen Marine, Ernst Loofmann, geboren am 29. November 1883 in Berlin, der als Schiffsoffizier bei der AEG tätig war; auch er war evangelisch. 1932 erkrankte Katharina Loofmann an Brustkrebs und wurde erfolgreich operiert.

Als 1933 deutlich wurde, dass die Tochter als "Halbjüdin" kein Abitur würde ablegen dürfen, verließ sie die Schule mit der Ober­sekun­dareife und schloss per 1. April 1934 eine Schneiderinnenlehre bei der Modefirma Johanna Spitzer-Meyer am Alsterdamm an.

Die Familie zog in die Burgstraße 46 und von dort in einen komfortableren Neubau Oben Borgfelde 57. I. brach die Lehre als Schneiderin wie auch eine weitere als kaufmännischer Lehrling ab, blieb aber bis September 1937 bei der Firma. Beide Ausbildungen wären günstige Voraussetzungen für eine spätere Selbst­stän­dig­keit gewesen. Die dazu nötigen Prüfungen hätte sie jedoch wegen ihrer jüdischen Herkunft wiederum nicht ablegen dürfen.

Ernst Loofmann starb am 21. Dezember 1939. Damit verlor Katharina Loofmann alle Rechte der "privilegierten Mischehe". Es entfiel die Marineoffizierspension, und die Betriebsrente der AEG wurde auf einen freiwilligen Beitrag von 40 RM gekürzt. Sie konnte ihren Lebens­standard nicht länger halten und musste die 4-Zimmerwohnung Oben Borgfelde 57 aufgeben. Ge­meinsam mit ihrer Tochter bezog sie eine kleinere Wohnung in der Altstädter Straße 11. Der Ver­kauf von Mobiliar und Hausrat trug zur Bestreitung des Lebensunterhalts bei.

Am 12. Januar 1941 starb Johann Schönfeld völlig mittellos mit 78 Jahren in einem Heim der Jüdischen Gemeinde in der Schlachterstraße 40–42, wohin er zwangsweise hatte ziehen müssen.

1940 fand I. eine Anstellung bei der Firma Julius Berger Tiefbau AG. Von ihrem Einkommen unterhielt sie auch ihre Mutter, die lediglich die bescheidenen Zuteilungen der Lebens­mit­tel­karten für "Volljuden" und die freiwillige Unterstützungsleistung der AEG erhielt. Mit dem 1. Februar 1942 entfiel auch diese.

Zehn Jahre nach ihrer ersten Brustoperation erkrankte Katharina Loofmann erneut. Sie wurde wieder im Marienkrankenhaus operiert und erhielt im Frühjahr 1943 Bestrahlungen, die schwere Lymphstauungen in beiden Armen auslösten. Außerdem traten Schmerzen im Rücken auf, die auf Metastasen in der Wirbelsäule hindeuteten. Äußerst hinfällig und pflegebedürftig wurde Katharina Loofmann Anfang Juni 1943 im Altenheim der Jüdischen Gemeinde in der Beneckestraße 2 untergebracht, von wo sie am 23. Juni 1943 ins Getto Theresienstadt deportiert wurde. Sie starb dort am 10. September 1943 im Alter von 53 Jahren.

© Hildegard Thevs

Quellen: 1; 4; 5; 7; StaH, 351-11 AfW, 250916; 522-1 Jüdische Gemeinden, 992 e2, Bd. 5; 992 n, Bd 22.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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