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Bereits verlegte Stolpersteine



Esther Münster * 1920

Bethesdastraße 2 (Hamburg-Mitte, Borgfelde)


HIER WOHNTE
ESTHER MÜNSTER
JG. 1920
DEPORTIERT 1941
LODZ
ERMORDET

Weitere Stolpersteine in Bethesdastraße 2:
Sali Münster, Hermann Hirsch Stein

Saly Münster, geb. Stein, geb. 15.3.1891 in Wischnitz/Rumänien, deportiert am 25.10.1941 nach Lodz
Esther Münster, geb. 4.12.1920 in Hamburg, deportiert am 25.10.1941 nach Lodz
Hirsch Stein, geb. 28.9.1919 in Czernowitz, deportiert am 25.10.1941 nach Lodz

Bethesdastraße 2

Der Schneider Jakob Münster, geboren am 10. April 1894 in Czernowitz, da­mals eine österreichische, später eine rumänische, heute eine ukrainische Stadt, heiratete die am 15. März 1891 im 50 km westlich gelegenen Wisch­nitz geborene Saly Stein. Zwei ihrer vier Kinder wurden noch in Czer­nowitz ge­boren, Charlotte am 4. Mai 1914 und Hermann am 28. September 1919, bevor die Familie nach Hamburg übersiedelte. Dort kamen am 4. De­zember 1920 Esther und am 26. Juli 1922 Necha zur Welt. Die Familie schloss sich der Deutsch-Israelitischen Gemeinde Hamburg an. Jakob und Saly Münster gelang es nicht, wirtschaftlich Fuß zu fassen. Die Wohl­fahrts­be­hörde unterstützte die Familie ab 1928 und die Kinder wurden zeitweilig der staatlichen Wai­sen­für­sorge unterstellt.

Jakob Münster verließ Hamburg am 9. Februar 1930, um in Argentinien eine neue Existenz aufzubauen und dann seine Familie nachzuholen. Dazu kam es nicht. Anfang September 1931 meldete er sich bei der Deutschen Gesandtschaft in Buenos Aires und verabschiedete sich, um im Landesinneren Arbeit zu suchen. Danach blieb er verschollen.

Die beiden älteren Kinder erhielten den Geburtsnamen ihrer Mutter als Familiennamen. Char­lot­te Stein wurde Kontoristin und arbeitete nach ihrer Entlassung, vermutlich 1935, als Haus­an­ge­stellte. Sie emigrierte am 22. Februar 1939 nach England. Hermann änderte nicht nur seinen Nach-, sondern auch seinen Vornamen, und hieß von da ab Hirsch Stein. 1934 lebte er offenbar in Hannover, wo er erstmals als selbstständiges Mitglied einer Jüdischen Gemein­de re­gis­triert wurde. Nach seiner Rückkehr nach Hamburg wohnte er bei seiner Mutter und den jüngeren Schwestern in der Bornstraße 22. Sein Lohn als Bote erreichte kaum die Grenze der Steuer­pflicht für die Jüdische Gemeinde. 1940 zog er nach Altona in die Breite Straße 54, im Mai 1941 in die Nr. 11, ein späteres "Judenhaus", von wo er deportiert wurde.

Esther Münster besuchte bis Ostern 1934 die Volksschule und anschließend einen Haus­hal­tungskurs im Mädchenwaisenhaus Paulinenstift der Deutsch-Israelitischen Gemeinde Ham­burg Laufgraben 37. Am 1. November 1935 nahm sie ihre erste Stelle als Hausmädchen an. Ende 1937 entschied sie sich für die Auswanderung nach Palästina und durchlief in den beiden folgenden Jahren Vorbereitungslehrgänge in Schniebinchen und anderen Hachschara-Zentren. Woran die Emigration scheiterte, ist nicht bekannt. 1940 kehrte sie nach Hamburg zurück, fand erneut eine Tätigkeit als Hausangestellte und zog in die Dillstraße 8.

Necha, Netty genannt, erhielt die gleiche Ausbildung wie ihre Schwester Esther und wohnte bis zu ihrer Auswanderung im Paulinenstift. Sie erreichte England sechs Monate nach ihrer Schwester Charlotte mit dem letzten Schiff am 28. August 1939. Die erhoffte Freiheit wurde unmittelbar nach Kriegsbeginn durch ein Arbeitsverbot stark eingeschränkt. Außerdem be­stand kein Kontakt mehr zu ihren Verwandten in Deutschland.

Saly Münster, Esther Münster und Hirsch Stein wurden dem ersten Transport von Hamburger Juden zum vorgeblichen "Aufbau im Osten" zugeteilt, der am 25. Oktober 1941 abging und ins Getto von Lodz führte. Hirsch Stein arbeitete dort als Schlosser und wohnte zunächst in der Kühlen Gasse 10, Wohnung 9, von wo er in den Bleicherweg 9 umzog. Von seiner Mutter und Schwester fehlen jedwede weitere Spuren. Am 3. Februar 1942 wurde Hirsch Stein als "abgemeldet" registriert, was auf einen Umzug innerhalb des Gettos bzw. seine "Aus­sied­lung", d. h. Überstellung ins Ver­nichtungslager, hindeutet.

© Hildegard Thevs

Quellen: 1; 4; 5; StaH, 351-11 AfW, 13295, 041220; 552-1 Jüdische Gemeinden, 992 e 2, Bd. 1. Lodz-Liste JMW.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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