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Bereits verlegte Stolpersteine



Walter Lau * 1906

Kottwitzstraße 19 (Eimsbüttel, Hoheluft-West)


HIER WOHNTE
WALTER LAU
JG. 1906
MEHRMALS VERHAFTET
ZULETZT 1940
KZ FUHLSBÜTTEL
FLOSSENBÜRG
ERMORDET 14.8.1942
RAVENSBRÜCK

Weitere Stolpersteine in Kottwitzstraße 19:
Alfons Hirschel, Ilse Hirschel, Marion Hirschel

Walter Hermann Lau, geb. am 18.9.1906 in Kraußen/Königsberg, gestorben am 14.8.1942 im KZ Ravensbrück

Kottwitzstraße 19 (Blücherstraße 19)

In der Blücherstraße 19 im Stadtteil Hoheluft wohnte in einer Parterre-Wohnung bei seinen Eltern der 1906 in Kraußen bei Königsberg in Ostpreußen geborene Walter Lau. Der 1,65 Meter große Mann war der Sohn des im Schiffbau beschäftigten Hermann Lau und der Emma, geb. Kaufmann. Er hatte noch einen jüngeren Bruder und eine jüngere Schwester. Da er keine Berufsausbildung erhielt, fand er nur gelegentlich als Arbeiter Beschäftigung, zumeist im Baufach.

Im Herbst 1937 wurde er erstmals wegen homosexueller Handlungen in Haft genommen, vom 22. Oktober bis 10. Dezember 1937 saß er wegen des Verdachts der "wid[ernatürlichen] Unzucht" in der Untersuchungshaftanstalt Hamburg-Stadt, nach einer Verurteilung vom Amtsgericht Hamburg am 9. Dezember 1937 wegen "fortgesetzter widernatürlicher Unzucht" zu einem Jahr Gefängnis blieb er bis zum 24. September 1938 im Gefängnis.

Knapp ein Jahr später fiel er erneut wegen seiner offensichtlichen homosexuellen Veranlagung auf und wurde von dem für homosexuelle Delikte zuständigen 24. Kriminalkommissariat in Hamburg vom 8. bis 10. Mai 1939 im KZ Fuhlsbüttel inhaftiert. Anscheinend konnte man ihm seinerzeit keine konkreten Tatvorwürfe nachweisen, denn es sind keine Anschlussstrafen überliefert.

Bereits seit Dezember 1939 wurde jedoch erneut gegen ihn aufgrund der Aussage eines früheren Sexualpartners, der ihn anhand einer Lichtbildkartei erkannte, ermittelt. Dieser gab an, Walter Lau, den er als "Tante" und mit dem Spitznamen "Köm-Walli" bezeichnete, in dem zur Anbahnung nicht nur homosexueller Kontakte bekannten Lokal am Zeughausmarkt, Nordmanns "Kiek ut", kennengelernt zu haben. Später trafen sie sich erneut im Lokal "Anker". Die zu diesem Fall überlieferte Strafakte von Lau zeigt, dass er mit verschiedenen schwulen Männern und Strichjungen auch zu privaten Treffen zusammenkam. Zu diesem Kreis gehörte auch der gelegentlich als Transvestit in Erscheinung tretende Heinrich Bode (geb. 1910, gestorben 1943 KZ Buchenwald, Stolperstein Hamburg-Eimsbüttel, Stellinger Weg 2).

Nachdem Walter Lau auf polizeiliche Vorladungen nicht erschienen war, wurde ermittelt, dass er sich dienstverpflichtet in der Nähe von Wien in einer Funkbau-Baracke bei Mödling aufhielt. Er wurde von der Wiener Kripo verhaftet und am 19. April 1940 in das Hamburger Untersuchungsgefängnis überstellt. Nach umfangreichen Verhören gab er fünf Sexualkontakte zu, die ihm in einer erneuten Verurteilung vom Amtsgericht Hamburg nunmehr eine Gefängnisstrafe von einem Jahr und drei Monaten einbrachten. Am 20. Juli 1941 galt diese im Männergefängnis Fuhlsbüttel abgesessene Strafe als verbüßt. Walter Lau gelangte noch wie geplant nach Wien, wurde dann aber von der dortigen Kripo am 15. September 1941 in das KZ Flossenbürg eingewiesen, wo er unter der Kategorie "Vorbeugungshaft, homosexuell" die Häftlingsnummer 329 tragen musste. Die nächste Leidensstation war ab 18. Juli 1942 das Männerkonzentrationslager Ravensbrück, wo er mit dem Haftgrund "homosexuell (Paragr. 175)" notiert wurde und die Häftlingsnummer 2318 erhielt. Am 14. August 1942 ist er dort verstorben.

© Ulf Bollmann

Quellen: StaH 213-11 Staatsanwaltschaft Landgericht – Strafsachen, 5727/41; 213-8 Staatsanwaltschaft Oberlandesgericht – Verwaltung, Abl. 2, 451 a E 1, 1 d; 242-1 II Gefängnisverwaltung II, Ablieferungen 13, 16 u. 1998/1; Auskünfte von Ronny Welsch-Lehmann, Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück vom 19.7.2011, von Johannes Ibel, KZ-Gedenkstätte Flossenbürg u. von Rainer Hoffschildt, Hannover.

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