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Richard Gohert * 1895

Flebbestraße 50 (Harburg, Wilstorf)

U-Haft Hamburg
ermordet am 18.11.1944

Richard Gohert, geb. 6.10.1895 in Hamburg, am 18.11.1944 an den Haftfolgen
gestorben

Stadtteil Wilstorf, Flebbestraße 50

Richard Goherts Mutter war Wilhelmine Gohert, geb. Sietz, geb. am 12.4.1872 in Ahrensburg, sein Vater der Straßenbahnschaffner Emil Gohert, geb. am 15.4.1866 in Vietgest, Kreis Güstrow. Die Eltern heirateten am 1. Dezember 1893 in Hamburg, ab 1902 wohnten sie in Harburg am Reeseberg 50, in der Jürgenstraße 39 (1904) und in der Mensingstraße 32 (1911). Am 5.9.1894 wurde die Tochter Olga geboren, 1895 folgte der Sohn Richard, dann Hermann, geb. am 14.9.1896 in Hamburg, und Else, geb. am 3.3.1908 in Harburg. Der Vater starb schon am 5. März 1913.

Nach seiner Schulentlassung erlernte Richard Gohert den Beruf des Maschinenschlossers. Er war Soldat im Ersten Weltkrieg, wurde verwundet und verschüttet. Nach dem Krieg arbeitete er in seinem Beruf in mehreren Harburger Firmen. Er heiratete Else Runde, geb. am 8.9.1901 in Harburg. Die Ehe blieb kinderlos.

Seit 1920 gehörte Richard Gohert der KPD als Mitglied an, von 1925 bis 1933 dem Betriebsrat bei Thörls Vereinigten Harburger Oelfabriken. Ab 1935 arbeitete er bei den Harburger Eisen- und Bronzewerken an der Seevestraße (heute Harburg-Freudenberger). Seine Adressen lauteten Karnapp 21/22 (1922), Bremer Straße 2 (1930), dann 1932 in Marmstorf (das damals nicht zu Harburg gehörte) Helferichweg 6 und 1937 wieder in Harburg in der Dietrich-Eckart-Straße 24 (heute: Heinrich-Heine-Straße) und ab 1938 Dürerstraße 50 (heute: Flebbestraße). Nebenan in der Dürerstraße 48 wohnte ab 1929 der Bruder Hermann Gohert mit seiner Ehefrau Erna und den Söhnen Karl-Heinz und Herbert und ab 1936 die Mutter Wilhelmine Gohert.

Nach der Verhaftungswelle 1934 entstand in Harburg eine neue KPD-Unterbezirksleitung unter Felix Plewa (siehe unter Felix Plewa). Sie unterhielt in mehreren Betrieben Widerstandszellen, auch bei den Harburger Eisen- und Bronzewerken. Hier arbeitete neben Wilhelm Stein auch Richard Gohert mit. Zusammen mit Wilhelm Stein und Karl Polkehn unterstüzte Richard Gohert während des Kriegs die Widerstandsorganisation um Bästlein, Jacob und Abshagen (siehe unter Karl Kock). Sein Gartennachbar Berthold Bormann pflegte im Auftrag der Organisation die Verbindung zu Harburg und half beim Aufbau der Betriebszellen mit. Bei den Harburger Eisen- und Bronzewerken bildeten sie eine neue Betriebszelle, hörten im Luftschutzraum ausländische Sender ab und fertigten Flugblätter.

Am 23. Oktober 1942 wurden Richard Gohert und Wilhelm Stein festgenommen und kamen in Gestapohaft in Hamburg-Fuhlsbüttel, Gohert anschließend ab 25. März 1943 in Untersuchungshaft am Holstenglacis. Nach den schweren Luftangriffen im Juli 1943 wurden Wilhelm Stein und er vorübergehend freigelassen, beide arbeiteten wieder bei den Harburger Eisen- und Bronzewerken. Am 9. September kam Richard Gohert erneut in Haft. Am 6. Mai 1944 wurde er vom "Volksgerichtshof" (2. Senat unter Dr. Löhmann) in Hamburg im Prozess gegen Heinrich Wadle, Wilhelm Stein und andere zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt.

Nach einem Schreiben vom 16. Mai 1944 sollte Richard Gohert zusammen mit Adolf Wendt, Heinrich Hartig und Paul Dreibrodt für den Transport ins Zuchthaus Celle eingewiesen werden. Offenbar war er aber schon so krank, dass er nicht transportfähig war und im Hamburger Untersuchungsgefängnis blieb. Seine Frau verlangte, ihn in ein öffentliches Krankenhaus zu verlegen. Dies wurde am 13. September 1944 mit der Begründung abgelehnt, die Behandlung wäre auch in einem Zentrallazarett einer Haftanstalt möglich. Dennoch wurde er am 1. November ins Allgemeine Krankenhaus Barmbek gebracht. Am 18. November 1944 starb er dort an Knochentuberkulose, die er sich in der Untersuchungshaft zugezogen hatte.

© Hans-Joachim Meyer

Quellen: VVN-BdA Harburg (Hrsg.), Die anderen, S. 294ff.; Hochmuth/Meyer, Streiflichter, s. Personenverzeichnis; StaH, 242-1-II Gefängnisverwaltung II; StaH, 331-1-II Poilizeibehörde II; StaH, 332-8 Meldewesen A44; StaH, 351-11, AfW, Richard Gohert; StaH,, Adressbücher Harburg-Wilhelmsburg und Hamburg; Anklageschrift und Urteil Heinrich Wadle u. a., Privatbesitz; Heyl/Maronde-Heyl, Abschlussbericht; Totenliste VAN.

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