Namen, Orte und Biografien suchen


Bereits verlegte Stolpersteine



Else Jacobsohn (geborene Rosenblum) * 1882

Steindamm 12 (Hamburg-Mitte, St. Georg)


HIER WOHNTE
ELSE JACOBSOHN
GEB. ROSENBLUM
JG. 1882
DEPORTIERT 1941
MINSK
ERMORDET

Weitere Stolpersteine in Steindamm 12:
Harry Gottschalk, Manfred Jacobsohn

Else Jacobsohn, geb. Rosenblum, geb. 27.9.1882 in Salzwedel, deportiert nach Minsk am 18.11.1941
Manfred Jacobsohn, geb. 19.10.1922 in Hamburg, ermordet in Auschwitz am 2.1.1944

letzte Wohnadresse: Steindamm 12

Else Jacobsohn war die Tochter des jüdischen Ehepaars Moritz und Cäcilie Rosenblum, die in Salzwedel in der Altmark im heutigen Sachsen-Anhalt lebten. Der Vater übte den Beruf des Rechtskonsulenten aus. Seine Tochter Else erwarb in Salzwedel die Mittlere Reife und absolvierte danach eine kaufmännische Lehre in der Konfektionsbranche. Nach Abschluss der Berufsausbildung arbeitete sie als Einkäuferin bei der Firma Tietz, zunächst in Braunschweig und später in Hamburg. Hier lernte sie den Kaufmann John Jacobsohn (geb. 1875 in Lübeck) kennen und heiratete ihn 1914.

Das Ehepaar hatte zwei Söhne: den 1916 geborenen Ernst und seinen 1922 zur Welt gekommenen Bruder Manfred. Zur Zeit der Heirat besaß John Jacobsohn bereits ein Geschäft für Papierwaren und Reiseandenken in der Kirchenallee, gegenüber dem Hauptbahnhof. 1928, nach dem frühen Tode ihres Mannes führte Else Jacobsohn das Geschäft weiter; sie wohnte ab Oktober 1930 mit ihren beiden Söhnen in einer 4,5-Zimmerwohnung am Steindamm 12, gegenüber dem Hansatheater. Ihr Laden lief wegen seiner günstigen Lage in der Nähe des Hauptbahnhofs, vor allem in der Reisesaison, auch in den 1930 er Jahren noch ziemlich gut.

Anfang 1938 musste sie ihn jedoch räumen, weil das Haus, in dem er untergebracht war, umgebaut wurde. Sie machte daraufhin ein neues Geschäft mit den gleichen Artikeln in der Langen Reihe 16 auf, wo sie dann offenbar auch privat wohnte. Wegen der ungünstigeren Lage und der immer schärfer werdenden Diskriminierungen gegen jüdische Geschäftsleute ging der Laden jedoch sehr schlecht und musste bereits im August 1938 wieder aufgegeben werden, wodurch Else Jacobsohn in Abhängigkeit von Fürsorgeleistungen des Staates und des Jüdischen Religionsverbandes geriet.

Ihr Sohn Ernst hatte noch eine Buchhändlerlehre abschließen können, fand jedoch wegen seiner jüdischen Herkunft keine Arbeitsstelle. Er verließ Hamburg bereits 1936 und wanderte Anfang 1938, nachdem er in Köln und Nürnberg gelebt hatte, in die Niederlande aus – 1939 emigrierte er schließlich nach Palästina. Sein jüngerer Bruder Manfred soll 1938 in einem KZ gewesen sein (möglicherweise verhaftet nach dem Novemberpogrom) und floh nach seiner Freilassung, Ende 1938, als 16-Jähriger ebenfalls in die Niederlande, begleitete Ernst später jedoch nicht nach Palästina. Wie für viele andere jüdische Flüchtlinge wurden die Niederlande nach dem Einmarsch der Deutschen für Manfred Jacobsohn zur Falle. Man internierte ihn zunächst im KZ Westerbork, von wo er im November 1943 nach Auschwitz deportiert wurde; dort wurde er am 2. Januar 1944 ermordet.

Nachdem Else Jacobsohn ihr letztes Geschäft schließen musste, wechselte sie sehr häufig den Wohnsitz und quartierte sich in Zimmern zur Untermiete ein, bis sie in das "Judenhaus" Kielortallee 22 kam, aus dem sie schließlich am 18. November 1941 mit dem Transport von 407 Hamburger Juden und Jüdinnen ins Getto Minsk in Weißrussland deportiert wurde, was sie nicht überlebte.

© Benedikt Behrens

Quellen: 1; 4; 5; AfW, Entschädigungsakte und Fürsorgeakte; AB 1939; Oorlogsgravenstichting (Niederlande), Website http://www.ogs.nl.

Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Recherche und Quellen

druckansicht  / Seitenanfang