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Bereits verlegte Stolpersteine



Edgar Levin * 1895

Spaldingstraße 82 (Hamburg-Mitte, Hammerbrook)


HIER WOHNTE
EDGAR LEVIN
JG. 1895
VERHAFTET 1938
UNTERSUCHUNGSGEFÄNGNIS
HAMBURG-STADT
1939 SACHSENHAUSEN
ERMORDET 24.11.1939

Edgar Levin, geb. 20.1.1895 in Flensburg, umgekommen im KZ Sachsenhausen am 24.11.1939

letzte Wohnadresse: Spaldingstraße 82

Edgar Levin war ein Sohn des jüdischen Ehepaars Leopold Levin-Moses und Anna, geb. Lehmann (geb. 1856). Die Eltern, die Ende der 1920er Jahre beide schon verstorben waren, hatten insgesamt zehn Kinder, sieben Töchter und drei Söhne, die zwischen 1884 und 1898 geboren wurden. Die Töchter Erna (geb. 1885), Lilly (geb. 1888), Vally (geb. 1889), Marga (geb. 1890), Hertha (geb. 1893), Lola (geb. 1896) und Luise (geb. 1898) waren alle, bis auf Luise, die bereits 1920 unverheiratet starb, mit nichtjüdischen Männern verheiratet.

Von zwei Töchtern ist bekannt, dass sie Opfer des Holocaust wurden. Lilly (bzw. Lilli geschrieben) war die einzige Levin-Schwester, die zunächst mit einem Juden (Julius Mayer) verheiratet war, der aber 1918 als Soldat im Ersten Weltkrieg ums Leben kam. Sie heiratete später den Nichtjuden Wilhelm Schuhmacher, war jedoch zum Zeitpunkt ihrer Deportation von ihm geschieden, wobei sie den Nachnamen ihres ersten Mannes inzwischen wieder angenommen hatte. Sie war Kontoristin und lebte bis zu ihrer Deportation nach Riga in der Auenstraße 5a in Eilbek. Für sie soll in Kürze ein Stolperstein an der Stelle ihres letzten Wohnsitzes gelegt werden. Die andere vom NS-Regime ermordete Levin-Tochter war Lola, die einen nichtjüdischen Mann namens Hartkäse heiratete, mit dem sie in der Hamburger Straße in Wandsbek eine Bäckerei betrieb. Sie wurde 1943 zunächst nach Theresienstadt und im Mai 1944 nach Auschwitz deportiert, wo sich ihre Spur verlor.

Die anderen Schwestern, deren Schicksal nicht bekannt ist, waren ebenfalls mit nichtjüdischen Männern verheiratet. Von Edgars Brüdern Hermann (geb. 1884), der 1920 nach Breslau fortzog, und Leonhard (geb. 1892) ist nicht bekannt, ob sie Opfer der NS-Verfolgung wurden, vermutlich haben sie überlebt.

Edgar Levin begann 1925 eine Berufstätigkeit als selbstständiger Auktionator, blieb geschäftlich jedoch erfolglos, was ihn im selben Jahr offenbar dazu verleitete, ihm anvertraute Auktionserlöse nicht fristgemäß an seine Auftraggeber abzuliefern und für seinen eigenen Bedarf zu verbrauchen. Er wurde dafür vom Landgericht Hamburg 1928 letztinstanzlich zu 600 RM Geldstrafe verurteilt. Er war zu dieser Zeit in kinderloser Ehe mit der Nichtjüdin Dora verw. Lange, geb. Schröder verheiratet, mit der er in der Sierichstraße 164 in Winterhude lebte. Es ist nicht bekannt, wann die Ehe geschieden wurde. Beruflich scheint sich Edgar Levin von seinen geschäftlichen Rückschlägen nicht mehr erholt zu haben; die Jüdische Gemeinde, der er schon seit 1923 keine Steuern mehr gezahlt hatte, vermerkte 1938 auf seiner Kultussteuerkarte, dass er "nicht erwerbstätig" sei. Anfang August 1938 zog er aus seiner Wohnung in der Sierichstraße in die Königstraße 31/35 um, wo er jedoch nur elf Tage blieb, um ab dem 12. August in der Spaldingstraße 82 bei einem "Fräulein Frieda Schliecker" zur Untermiete zu wohnen.

Am 22. November 1938 wurde er wegen des Verdachts auf "Rassenschande" in die Untersuchungshaftanstalt Hamburg-Stadt eingewiesen. Ob es zu einem Gerichtsverfahren kam, ist nicht bekannt. Nach fünf Monaten U-Haft wurde er zunächst in das Gefängnis Hamburg-Harburg und am 2. Juni 1939 in die Strafanstalt Glasmoor bei Norderstedt verlegt. Von hier wies man ihn am 30. Juli 1939 in das KZ Sachsenhausen ein, wo er die Häftlingsnummer 002369 bekam und im Häftlingsblock 11 untergebracht war. Er überlebte die unmenschlichen Haftbedingungen dort kaum vier Monate und verstarb bereits am 24. November 1939.

© Benedikt Behrens

Quellen: 1; 4; StaH, 213-11, Staatsanwaltschaft Landgericht – Strafsachen, A 03365/33, StaH 242-1II, Abl. 13+16, Untersuchungshaftanstalt Hamburg-Stadt (Gefangenenkarten), Schriftliche Mitteilung der Gedenkstätte Sachsenhausen v. 25.9.2007.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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