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Johanna Rosenberg (geborene Tuteur) * 1876

Grindelallee 6 (Eimsbüttel, Rotherbaum)

1941 Riga

Weitere Stolpersteine in Grindelallee 6:
Minna Gottschalk, Maximilian Gumpel, Edith Horwitz, Albert Josephi, Dr. Leonhard Lazarus, Hedwig Lazarus, Laura Mosbach

Johanna Rosenberg, geb. Tuteur, geb. am 13.2.1876 in Kaiserslautern, deportiert am 6.12.1941 nach Riga-Jungfernhof, ermordet

Grindelallee 6

Johanna Rosenberg war die Tochter von Aaron und Karoline Tuteur, geborene Nathan. Sie hatte einen Bruder, Paul Tuteur, der als Rechtsanwalt in Kaiserslautern tätig war, und einen Bruder Jacob Tuteur, der 1939 in Berlin starb. Über ihre Kindheit, Schullaufbahn und eine Berufsausbildung wissen wir nichts. Verheiratet war sie mit Salomon Rosenberg, geboren am 21. September 1864 in Leer, der am 13. Juni 1934 starb. Er hatte seit 1898 einen Holzhandel betrieben und vermachte ihr zwei Grundstücke. Das eine brachte die Miete ein, die sie für ihre Unterkunft zu zahlen hatte, das andere war verschuldet, wurde von einem Treuhänder verwaltet und am 11. Juni 1940 zwangsversteigert. Johanna Rosenberg gab am 12. Juni 1939 in der Devisenstelle an, dass das Grundstück einen Einheitswert von 9800 Reichsmark (RM) habe, dagegen stehe eine Belastung von 14.000 RM. Es ist zu vermuten, dass aus dem Erlös der Zwangsversteigerung die Schulden kaum bezahlt werden konnten. Nach Bescheid des Finanzamtes Hamburg – Rechtes Alsterufer – vom 3. März 1939, so Johanna Rosenberg in ihrer schriftlichen Äußerung gegenüber der Devisenstelle der Oberfinanzbehörde, sei ihr Konto nicht gesperrt und sie nicht zur "Judenvermögensabgabe" veranlagt worden.

1937 wurde Johanna Rosenberg zu 80 RM oder 16 Tagen Gefängnis wegen Beleidigung (Vergehen gegen das "Gesetz gegen heimtückische Angriffe auf Staat und Partei") vom 8. Juli 1937 verurteilt. Am 7. Juli 1937 war sie dem Arrestposten im Stadthaus, der Hamburger Gestapo-Zentrale, zugeführt worden, weil sie gegenüber ihrer Vermieterin in der Hartwicusstraße von "Nazipack" und "Hitlerpack" gesprochen und geäußert habe: "Wo wäre Hitler, wenn Warburg ihn nicht finanziert hätte?" Und: "Wer kommt denn bei Ihnen? Das sind doch lauter dunkle Existenzen oder sogenanntes Hitlerpack." Die Vermieterin hatte sie daraufhin denunziert. Am 29. Juli 1937 wurde Johanna aus der Haft entlassen. Um ihre finanzielle Situation aufzubessern und eventuell eine Auswanderung zu finanzieren, versuchte sie eine auf einem der beiden Grundstücke liegende Hypothek aus den Mitteln des Nachlasses ihres Bruders Jacob zu löschen. Ihre Ansprüche an dessen Nachlassverwalter wurden jedoch nicht akzeptiert, sodass ihr die angestrebte Auswanderung nicht gelang.

Paul Tuteur unterstützte seine Schwester mit monatlich 15 RM für den Lebensunterhalt. Johanna wechselte häufig ihre Adresse: 1937 wohnte sie in der Hartwicusstraße 6, II. Stock bei Ilse Siercks, ab dem 7. Juli 1937 in der Bornstraße 24, II. Stock bei Heymann, 1940 in der Brahmsallee 15 und auf jeden Fall noch Anfang Januar 1941 in der Heinrich-Barth-Straße 10b, bevor sie im Laufe des Jahres 1941 in der Grindelallee 6 unterkam.

Am 6. Dezember 1941 war sie gezwungen, den Deportationszug nach Riga zu besteigen. Der Transport endete in Riga-Jungfernhof, weil im Rigaer Getto erst noch durch die Ermordung der vorhandenen Bevölkerung "Platz geschaffen" werden musste. Ob sie an Kälte, Hunger oder durch Erschießung ums Leben kam, ist nicht bekannt.

Stand: Juli 2017
© Dieter Wolf

Quellen: 1; 2 R 1940/913 u. R 1941/16; 5; StaH 213-11 Staatsanwaltschaft beim Landgericht 6967/37; StaH 621-1 Firmenarchive 85 249; digitales Archiv IST Bad Arolsen, Teilbestand 1.2.1.1. Dok. ID 11197771 Transportlisten Gestapo.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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