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Erna Schniek (geborene Joseph) * 1887

Wincklerstraße 3 (Hamburg-Mitte, Neustadt)


HIER WOHNTE
ERNA SCHNIEK
GEB. JOSEPH
JG. 1887
DEPORTIERT 1941
RIGA
ERMORDET

Emma Erna Schniek, geb. Joseph, geb. am 23.3.1887 in Hamburg, deportiert am 6.12.1941 nach Riga-Jungfernhof

Wincklerstraße 3

Emma Schniek kam als eines von dreizehn Kindern des jüdischen Ehepaares Louis Joseph (geb. 29.4.1853, gest. 30.9.1936) und Auguste, geb. Herzfeld (geb. 4.2.1855, gest. 2.8.1924), am 23. März 1887 in einem Hinterhof in der elterlichen Wohnung im Neuen Steinweg 61 zur Welt. Der Vater, Sohn des Schneiders Samuel Joseph und Sarah, geb. Druk, war Schuhmachermeister und in London geboren. Ihre Mutter stammte aus dem kleinen Städtchen Brüel in Mecklenburg, wo sich der Großvater Marcus Herzfeld (geb. 8.8.1821, gest. 16.7.1888) als Kaufmann etabliert und 1850 den Bürgereid geleistet hatte. Mit seiner Ehefrau Hannchen/Johanna, geb. Bernhard (geb. 4.2.1823, gest. 27.6.1904 in Hamburg), hatte er acht Kinder bekommen. Drei von ihnen ließen sich später in Hamburg, Harburg und Altona nieder.

Emmas Eltern hatten am 21. August 1876 in Altona geheiratet, wo die älteren Geschwister zur Welt kamen. Nicht alle Kinder erlebten das Erwachsenenalter. Familie Joseph zog nach Hamburg in die 1. Marienstraße 21 (ab 1940 Jan-Valkenburg-Straße), später zum Großneumarkt 22, im Neuen Steinweg 94 und in die Marcusstraße 37/41 (heute Markusstraße). 1919 bezogen Emmas Eltern eine Wohnung im jüdischen Marcus-Nordheim-Stift, Schlachterstraße 40/42, wo ihr Vater noch bis ins hohe Alter im Erdgeschoss des Hauses seine Schuhmacherwerkstatt betrieb (s. Anna und Ida Prager). Emma blieb im Haushalt ihrer Eltern, bis sie mit 24 Jahren am 10. Oktober 1911 den nichtjüdischen Kontoristen Martin Friedrich Wilhelm Schniek (geb. 4.5.1886) heiratete.

Im folgenden Jahr eröffnete Emma Schniek im Erdgeschoss der Wincklerstraße 3 in einer Ladenwohnung ein Strumpfwarengeschäft, später nahm sie Woll- und Kurzwaren hinzu. Nach 13-jähriger Ehe, die kinderlos blieb, ließ sich Emma Schniek am 8. April 1924 scheiden. Ihr Ehemann zog in die Sophienstraße 15 und eröffnete dort einen Kurzwarengroßhandel, später wurde er Besitzer einer Hosenträger-Fabrik.

Ob Emma Schniek nach 1933 vom Boykott jüdischer Geschäfte betroffen war, ist unbekannt. Bis 1938 blieb sie in der Winklerstraße 3 gemeldet. Nach einer Mitgliederliste der Jüdischen Gemeinde wohnte um 1935 dort auch eine ihrer Schwestern, Julie Kischko, geb. Joseph (geb. 17.3.1885, gest.1.3.1939) (s. Senta Joseph). Wahrscheinlich musste Emma Schniek, wie alle jüdischen Gewerbetreibenden, ihre wirtschaftliche Betätigung zum Jahresbeginn 1939 beenden und sicherlich schloss die Geschäftsaufgabe auch die Aufgabe der Wohnung mit ein.

Emma Schniek fand eine Beschäftigung als Hausangestellte gegen freie Kost und Logis bei dem Kohlenhändler Meetz im Grandweg 64. Dort, in Hamburg-Lokstedt, erhielt sie ihren Deportationsbefehl für den 6. Dezember 1941 nach Riga. Der Transport, in dem sich auch ihre ältere Schwester Celine Wenkel, geb. Joseph (geb. 2.7.1879) (s. dort), befand, wurde zunächst zum heruntergekommenen Gut Jungfernhof außerhalb Rigas umgeleitet. Es ist nicht bekannt, ob die Schwestern dort in den ersten Wintermonaten durch Kälte und Hunger starben oder in der "Aktion Dünamünde" am 26. März 1942 im Hochwald Bikernieki bei Riga erschossen wurden. Emma Schniek und Celine Wenkel wurde auf den 8. Mai 1945 für tot erklärt.

Ihre Schwestern Selma Meffert, geb. Joseph (geb. 21.8.1890) und Elise Hartmann, geb. Joseph (geb. 7.1.1893) überlebten in sogenannten Mischehen, der Bruder Max Joseph (geb. 1.3.1895, gest. 22.5.1960) im Exil.


Stand: August 2018
© Susanne Rosendahl

Quellen: 1; 4; 9; StaH 332-5 Standesämter 2561 u 1109/1876; StaH 332-5 Standesämter 6207 u 1849/1879; StaH 332-5 Standesämter 2230 u 3571/1890; StaH 332-5 Standesämter 2310 u 140/1893; StaH 332-5 Standesämter 2100 u 1466/1895; StaH 332-5 Standesämter 2370 u 815/1895; StaH 332-5 Standesämter 7980 u 531/1904; StaH 332-5 Standesämter 3173 u 585/1911; StaH 332-5 Standesämter 884 u 311/1924; StaH 332-5 Standesämter 1052 u 240/1936; StaH 351-11 AfW 15000 (Hartmann, Elise); StaH 351-11 AfW 12708 (Meffert, Selma); StaH 351-11 AfW 16918 (Joseph, Max); StaH 522-1 Jüdische Gemeinden 391 Mitgliederliste 1935; StaH 522-1 Jüdische Gemeinde Nr. 992 e 2 Band 3; diverse Hamburger Adressbücher; Gramenz/Ulmer: Juden, S. 114–121.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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