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Bereits verlegte Stolpersteine



Ernst Werner * 1875

Trostbrücke 2–6 (Hamburg-Mitte, Hamburg-Altstadt)


ERNST WERNER
JG. 1875
DEPORTIERT 1941
RIGA
ERMORDET

Weitere Stolpersteine in Trostbrücke 2–6:
Richard Abraham, Julius Adam, Julius Asch, Georg Blankenstein, Gustav Falkenstein, Ivan Fontheim, Henry Friedenheim, Albert Holländer, Max Israel, Gustav Heinrich Leo, Heinrich Mayer, Moritz Nordheim, Kurt Perels, Ernst Moritz Rappolt, Ferdinand Rosenstern, Walter Ludwig Samuel, Salomon Siegmund Schlomer, Heinrich Wohlwill, Alfred Wolff

Ernst Franz Werner, geb. 6.12.1875 in Zörbig, am 6.12.1941 deportiert nach Riga
Gertrud Elisabeth Werner, geb. Löwenberg, geb. 14.6.1885 in Neidenburg, am 6.12.1941 deportiert nach Riga

Ernst Werner war wie seine Eltern jüdischer Herkunft, aber evangelisch getauft. Er arbeitete als Zivilingenieur, d. h., er war nicht staatlich angestellt und arbeitete in der freien Wirtschaft. Zusammen mit seiner Frau, Gertrud Werner, hatte er eine Tochter. Edith Martha kam am 26. Juni 1912 zur Welt, die Eltern ließen sie evangelisch taufen. Ernst Werner war Mitglied der Patriotischen Gesellschaft in Hamburg. Die Patriotische Gesellschaft, zu wohltätigen Zwecken gegründet von vermögenden Hamburger Bürgern, hatte 1877 das Museum für Kunst und Gewerbe gestiftet und 1889 die Bücherhallen. 1935 beschlossen die Mitglieder mehrheitlich die Einführung des "Arierparagraphen". Als Begründung wurde im Vorstandsprotokoll angegeben, dass ansonsten eine Zusammenarbeit mit staatlichen und parteiamtlichen Kulturstellen künftig unmöglich sei. Die jüdischen Mitglieder traten zwischen 1933 und 1937 aus.

Ernst Werner, der nach den NS-Kategorien als Jude galt, wird darunter gewesen sein. In der Kultussteuerkartei ist vermerkt, dass er eine kleine Pension bezog. Ob er frühzeitig in den Ruhestand geschickt wurde, ließ sich nicht ermitteln. 1935 wohnten seine Frau Gertrud und er noch am Hammerberg 44, 1937 zogen sie in den Horner Weg 80. Danach lebten sie zur Untermiete bei Pein in der Isestraße 28. Inzwischen war die Tochter, Edith Werner, nach Denver in die USA emigriert. Inge Hutton, geborene Pein, die mit ihrer Mutter in der Isestraße 28 im Parterre wohnte, erinnerte sich an die Eheleute Werner: "… die haben dann das Vorderzimmer bei uns gemietet und die Tochter war schon in Amerika."

Inge Hutton wusste auch von einer Begebenheit während eines Luftangriffes zu berichten: Alle Hausbewohner sollten sich im provisorischen Luftschutzkeller des Hauses versammeln. Die Blockwartin ordnete an, dass das Ehepaar Werner in einen anderen Raum gehen müsse, weil die beiden keine "Arier" seien. "Meine Schwester und ich erwiderten: ‚Dann kommen wir auch nicht!’, das haben wir gemacht, aber es war gefährlich. Die Werners hofften auch immer noch, dass sie es schafften auszuwandern, aber sie haben es dann nicht mehr geschafft. Die beiden waren so bescheiden und lieb. Wir haben mitbekommen, wie sie den Deportationsbescheid erhalten haben und konnten ihnen nicht helfen."

Am 6. Dezember 1941 bestiegen Ernst und Gertrud Werner den Deportationszug nach Riga. Es war der sechsundsechzigste Geburtstag von Ernst Werner.

Am 21. Januar 1942 kam ein Packer der Möbelspedition Pommerenke aus der Hohen Weide und räumte die zurückgelassenen Alltagsgegenstände und Möbel der Werners aus dem Zimmer. Am 21. März wurde alles öffentlich versteigert. Der Erlös ging an die Oberfinanzkasse Hamburg.

© Maike Grünwaldt

Quellen: 1; 4; 8; StaH 214-1 Gerichtsvollzieherwesen, 704; Inge Hutton, geb. Pein, Interview am 5.6.2007, Marlis Roß, Der Ausschluss der jüdischen Mitglieder, Die Patriotische Gesellschaft im Nationalsozialismus, Hamburg 2007, S. 51f., S. 84.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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