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Günther Satz * 1923

Isestraße 69 (Eimsbüttel, Harvestehude)

1941 Minsk

Weitere Stolpersteine in Isestraße 69:
Liesel Abrahamsohn, Johanna Adelheim, Henry Blum, Rosalie Blum, Louis Böhm, Gertrud Böhm, Bertha Brach, Hillel Chassel, Irma Chassel, Michael Frankenthal, Erna Gottlieb, Ella Hattendorf, Frieda Holländer, Gertrud Holländer, Henriette Leuschner, Elfriede Löpert, Helene Löpert, Walter Löpert, Ella Marcus, Ernst Maren, Josephine Rosenbaum, Selma Satz, Else Schattschneider, Gottfried Wolff, Lydia Wolff

Günther Satz, geb. 13.3.1923 in Hamburg, deportiert am 8.11.41 nach Minsk
Selma Satz, geb. Kleve, geb. 26.9.1883 in Lübeck, deportiert am 11.7.1942 nach Auschwitz

Günther war das zweite Kind des Ehepaares Adolf Leo und Selma Satz. Seine Eltern führten das Parfümeriegeschäft "Haus Hanse" in der Hoheluftchaussee 69 und "Adolf L. Satz" am Eppendorfer Baum 43. Der ältere Bruder (Samuel) Werner Satz, geboren 1915, wurde schon früh nach dem Tod des Vaters am 18. Juli 1935 Teilhaber der Läden.

Mitte 1938 stellte Werner Satz einen Auswanderungsantrag in die USA, um dort ein neues Leben aufzubauen und später die Familie nachkommen zu lassen. Auf Grund dieses Antrags wurde seitens der Devisenstelle des Oberfinanzpräsidenten zunächst ein Passentzug auf Grund des Verdachts auf Kapitalflucht in die Wege geleitet, ohne ihm mitzuteilen, warum der Pass entzogen wurde. Desweiteren ordnete die Devisenstelle die Überprüfung der Wohn- und finanziellen Verhältnisse an. Aus dem Ermittlungsbericht der Kriminalpolizei vom 19. September 1938 geht hervor, dass Selma Satz die Hauptmieterin und Nutzerin der Wohnung in der Isestraße und dass diese mit eigenen Möbeln ausgestattet war.

Die Anteile der beiden Söhne an den Geschäften betrugen jeweils 5829,75 RM, wobei Werner Satz als Mitinhaber und Günther Satz als Teilhaber bzw. Kommanditist bezeichnet wurden. Laut vorzulegender Bilanz betrug das Geschäftsvermögen am 31. Dezember 1937 21873,13 RM (abzüglich Waren- und Unkostenschulden von 3909,57 RM).

Am 22. September 1938 wurden der Familie Satz die Pässe gesperrt. Ebenso wurden sämtliche Gelder und Wertpapiere durch eine "Sicherungsanordnung" am 25. November 1938 ge­sperrt und in ein "beschränkt verfügbares Sicherungskonto" umgewandelt, d. h., der Familie wurde nach eingehender Prüfung ein monatlicher Auszahlungsbetrag ihres eigenen Geldes gewährt, beruhend auf den Grundausgaben, welche die Familie zu bestreiten hatte. Die Kosten für diese Anordnung wurden der Familie Satz in Rechnung gestellt. Alle Zahlungseingänge mussten auf dieses Konto geleitet werden und jede weitere Auszahlung über den Grundbetrag hinaus musste extra angemeldet und genehmigt werden, so zum Beispiel am 25. Januar 1939 die Arzt- und Krankenhausrechnungen für den an einer Blind­darmentzündung er­krankten Günther Satz.

Dieser war am 14. November 1938 an die Jüdische Gartenbauschule in Ahlem bei Hannover gewechselt, musste diese aber am 11. September 1940 wie­der verlassen. Selma Satz beantragte bei der Devisenstelle, den monatlichen Freibetrag zu er­höhen, weil der Sohn wegen der "Evakuierung der Schule" zurückgekehrt sei.

Nach der "Sicherung" der Gelder durfte Werner Satz in die USA ausreisen. Im Dezember 1938 stach er in See, wofür Selma Satz von ihrem Sicherungskonto 565 RM für die Passage und das Bordgeld bei der Cunard See Transportgesellschaft beantragen musste.

Im Zuge der erzwungenen "Arisierung" jüdischer Geschäfte wurde das Geschäft in der Hoheluftchaussee am 2. Februar 1939 über den eingesetzten Treuhänder Erdmann für 3750 RM (mit Inventar) an Richard Heuer verkauft. Bei der Unterzeichnung des Vertrags war kein Mitglied der Familie anwesend. Das Geschäft am Eppendorfer Baum wurde am 15. November 1938 geschlossen und für 5624 RM an Ellen Wilbrandt verkauft, wobei die Verkaufseinnahmen direkt auf das "Sicherungskonto" gingen.

Günther und Selma Satz wurden am 8. November 1941 auf die Deportationsliste nach Minsk gesetzt, aber nur der 18-jährige Günther bestieg den Zug. Vermutlich wurde die 58-jährige Selma Satz auf Grund eines Gebrechens zurückgestellt, denn als ihre letzte Anschrift ist das "Judenhaus" in der Frickestraße 24 angegeben. Selma Satz wurde am 11. Juli 1942 direkt nach Auschwitz deportiert.

Der älteste Sohn Werner, der in Israel lebte, reichte 1980 ein Gedenkblatt für seinen jüngeren Bruder Günther in Yad Vashem ein.

© Christine Zinn-Lührig

Quellen: 1; 2; 4; 8; StaH, 522-1 Jüd. Gemeinden, 992 e 2, Bd. 2 und 4.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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