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Wilhelmine Rosenbaum (geborene Stock) * 1876

Lehmweg 57 (Hamburg-Nord, Hoheluft-Ost)

1941 Minsk

Wilhelmine Rosenbaum, geb. Stock, geb. 15.5.1876 in Fliesteden, am 18.11.1941 nach Minsk deportiert

Lehmweg 57

Wilhelmine Rosenbaum wurde am 15. Mai 1876 in Fliesteden im Rhein-Erftkreis/Nordrhein-Westfalen geboren. Ihre Eltern waren Werner und Rosa Stock. Nach 1918 heiratete sie den Westheimer Kaufmann Levy Rosenbaum (geb. 3. April 1868). Levy Rosenbaum war Witwer und brachte aus seiner ersten Ehe mit Jenny Fischel, die 1918 verstorben war, sechs unmündige Kinder mit in die Ehe, fünf Söhne und eine Tochter: Julius (geb. 12. August 1902), Alfred (geb. 5. Januar 1904), Max (geb. 28. September 1905), Erich (geb. 11. August 1907), Erna (geb. 9. Mai 1909) und Walter (geb. 27. Dezember 1910). Vier der Rosenbaum-Söhne und der Tochter Erna gelang später die Flucht ins Ausland.

Die Familie Rosenbaum führte in Westheim im Haus Nr. 69 ein Lebensmittel- und Porzellanwarengeschäft. Im Laden war vor allem Wilhelmine Rosenbaum beschäftigt, während ihr Mann als Viehhändler tätig war. Die Familie lebte in gesicherten wirtschaftlichen Verhältnissen. Zwei der Söhne studierten Jura bzw. Medizin, zwei wurden Kaufleute. Nur ein Sohn blieb als Viehhändler in Westheim. Die Tochter Erna heiratete einen Gastwirt aus dem Nachbardorf.

1929 starb Wilhelmines Ehemann Levy Rosenbaum. Als nach 1933 die Boykottaufrufe Wirkung zeigten, verpachteten Rosenbaums ihr Geschäft an einen Geschäftsmann aus dem Dorf. Beim Novemberpogrom 1938 wurde das Haus der Rosenbaums schwer verwüstet. Die beiden Söhne, die zu der Zeit in Westheim lebten, wurden verhaftet. Wilhelmine Rosenbaum zog nach dem Pogrom zu Verwandten nach Hamburg, zu Behr am Grindelhof 89, Hs. 7, in die erste Etage.

Bei der Unterzeichnung des Zwangsverkaufes des Hauses durch die Erbengemeinschaft Rosenbaum bei einem Notar in Warburg im Mai 1939 war sie nicht persönlich anwesend. Der Verkaufserlös kam der Familie jedoch nicht zugute, weil, wie Wilhelmine Rosenbaum dem "Oberfinanzpräsidenten Westf. in Münster" in einem Schreiben vom 22. September 1940 mitteilte, "der Betrag für die Judenabgabe vom Finanzamt Hamburg-Barmbek beschlagnahmt wurde". In dem gleichen Brief erklärte sie, sie werde bis zu ihrer Auswanderung in Hamburg wohnen, obwohl einer ihrer Söhne noch in Rimbeck, Post Scherfelde/Westfalen, verblieben sei; die übrigen fünf Kinder hielten sich im Ausland auf. Zur Familie der leiblichen Mutter der Kinder hatte Wilhelmine Rosenbaum offenbar ein gutes Verhältnis, denn sie wohnte bei den Fischels, wenn sie aus Hamburg zu Besuch kam. Ihre Vermögensverhältnisse waren mittlerweile außerordentlich prekär.

In dem erwähnten Schreiben an die Devisenstelle beim Oberfinanzpräsidenten in Münster bat sie um Freigabe von Geldern. Aus dem Nießbrauch des Rosenbaumschen Vermögens habe sie jährlich 435 RM, von denen noch 33,92 RM Steuern an die Gemeindekasse Westheim zu entrichten seien.

Die geplante Auswanderung konnte sie nicht mehr realisieren, und vor ihrer Deportation nach Minsk am 18. November 1941 musste Wilhelmine Rosenbaum noch vom Grindelhof in den Lehmweg 57 umziehen. Was in Minsk mit ihr geschehen ist, wissen wir nicht, wahrscheinlich wurde sie dort ermordet.

© Lore Wieprecht

Quellen: 1; 2; 4; 8; StaH 314-15 OFP, R 1940/906; StaH 522-1 Jüd. Gemeinden, 992e2 Band 3; Recherche und Auskunft Gudrun Banke und Siegfried Stolz Stadtarchiv Marsberg vom 20.4.2010.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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