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Friedrich “Fiete“ Lux, 2. v. l., im Vordergrund Ernst Thälmann, 1928 in Leningrad
Friedrich "Fiete" Lux, 2. v. l., im Vordergrund Ernst Thälmann, 1928 in Leningrad
© Archiv der Forschungsstelle für die Geschichte des Nationalsozialismus in Hamburg

Friedrich Lux * 1892

Rathausmarkt 1 (links vor dem Rathaus) (Hamburg-Mitte, Hamburg-Altstadt)


FRIEDRICH LUX
MDHB 1928 – 1933 KPD
JG. 1892
VERHAFTET 25.7.1933
KZ FUHLSBÜTTEL
MISSHANDELT IN
GESTAPO-ZENTRALE
TOT 6.11.1933

Weitere Stolpersteine in Rathausmarkt 1 (links vor dem Rathaus):
Kurt Adams, Etkar Josef André, Bernhard Bästlein, Adolf Biedermann, Gustav Brandt, Valentin Ernst Burchard, Max Eichholz, Hugo Eickhoff, Theodor Haubach, Wilhelm Heidsiek, Ernst Henning, Hermann Hoefer, Franz Jacob, Fritz Simon Reich, August Schmidt, Otto Schumann, Theodor Skorzisko, Ernst Thälmann, Hans Westermann

Friedrich Lux MdHB

Friedrich Albert Lux wurde am 28. September 1892 im Imten/Kreis Wehlau (Ostpreußen) als Sohn des Arbeiters Carl Lux und seiner Ehefrau Wilhelmine geboren. Nach 8 Jahren Volksschulbesuch war er gezwungen, seinen eigenen Lebensunterhalt zu verdienen, und kam 1907 mit 15 Jahren über Umwege nach Hamburg. Hier fand er Arbeit im Hafen und somit den Weg in die Arbeiterbewegung. Ein Jahr später schloss er sich der "Sozialistischen Arbeiterjugend" (SAJ) an und trat im selben Jahr der SPD bei. 1911 wurde er Mitglied der Hafenarbeitergewerkschaft.

Im Oktober 1912 leistete Friedrich Lux beim Infanterie-Regiment 84 in Schleswig seinen Militärdienst ab. Im Ersten Weltkrieg wurde er als Unteroffizier des Reserve-Infanterie-Regiments 213 an der Westfront eingesetzt. Zunächst an den Stellungskämpfen an der Isère, 1915 nahm er an den Kämpfen um Ypern, 1916 an der Somme-Schlacht teil. Im Oktober 1916 erhielt Lux das Eiserne Kreuz 2. Klasse. Während der Frühjahrsoffensive 1918 wurde er beim Armentieres zum Sergeanten befördert. Nach Kriegsende wurde Lux am 13. Dezember 1918 aus dem Heeresdienst nach Hamburg entlassen.

Bereits vor Kriegsende hatte er sich der USPD angeschlossen, die sich 1917 als Sammelbecken der Gegner einer von der MSPD unterstützten deutschen Kriegszielpolitik formiert hatte. Wie viele seiner späteren kommunistischen Bürgerschaftskollegen zählte auch Lux zu denjenigen, die mit dem in der Novemberrevolution 1918 Erreichten nicht zufrieden waren und sich deshalb der Parole vom "Weitertreiben der Revolution" verschrieben. Daher schloss sich Lux gemeinsam mit dem linken Flügel der USPD Ende 1920 der KPD an, nachdem die Nationalversammlung eine neue republikanische Verfassung ausgearbeitet und die ersten Reichstagswahlen 1920 der "Weimarer Koalition" aus SPD, DDP und Zentrum die Regierungsverantwortung gebracht hatten.

In den 1920er Jahren war Friedrich Lux als Schauermann im Hafen beschäftigt und widmete sich vornehmlich der Gewerkschaftsarbeit. Nach 1923 beteiligte sich der kommunistische Gewerkschaftsfunktionär aktiv am Aufbau der "Roten Hilfe" in Hamburg. Während des Oktoberaufstandes 1923 kämpfte Lux, der in der Nähe des Großneumarktes lebte, auf den Barrikaden in der Neustadt.

Anfang 1929 führte er als Gewerkschaftsfunktionär und Vertreter der "Revolutionären Gewerkschaftsopposition" (RGO) einen wilden Hafenarbeiterstreik an, der bei den sozialdemokratischen Betriebsräten auf nur wenig Verständnis stieß und ebenso wie weitere Versuche, 1929 wilde Streiks zu organisieren, dazu beitrug, die Gräben innerhalb der Arbeiterschaft zu vertiefen. Lux gehörte zu der Gruppe um Heinz Neumann, der unter der Parole: "Schlagt die Faschisten, wo ihr sie trefft!" zum gewalttätigen Straßenkampf aufrief und damit harte Reaktionen der von Senator Adolph Schönfelder (SPD) geführten Hamburger Polizei hervorrief.

Im Oktober 1928 zog Friedrich Lux als Nachrücker in die Hamburger Bürgerschaft ein, der er bis zur Auflösung der letzten frei gewählten Bürgerschaft durch die Nationalsozialisten angehören sollte. Auch im Parlament exponierte er sich als Angehöriger des radikalen Flügels seiner Partei. So standen 1929 vor allem die streikenden Werftarbeiter der RGO sowie die soziale Not der Erwerbslosen, für die er in erster Linie die sozialdemokratische Partei verantwortlich machte, im Zentrum seiner Reden.

Am 18. März 1931 gehörte Lux zu denjenigen Abgeordneten der kommunistischen Fraktion, die wegen des Mordes an ihrem Fraktionskollegen Ernst Henning eine Schlägerei mit den Abgeordneten der NSDAP begannen und wegen dieses, in der Geschichte des Hamburger Parlamentes einmaligen Vorganges für einen Monat von der Teilnahme an Bürgerschaftssitzungen ausgeschlossen wurden.

Lux‘ Eintritt in die Bürgerschaft markierte zugleich auch den Beginn (s)eines rasanten Aufstiegs bis in die höchsten Gremien der KPD: Im Frühjahr 1929 wurde er als hauptamtlicher Parteisekretär zunächst Mitglied der KPD-Bezirksleitung, im Juni des Jahres auf dem "Weddinger Parteitag" ins Zentralkomitee der KPD gewählt. Seine langjährige Erfahrung in der Gewerkschaftsarbeit war ausschlaggebend für die Beförderung zum hauptamtlichen RGO-Sekretär. Auf diesen Aufstieg folgte jedoch ein ebenso plötzlicher wie tiefer Fall: Wegen der grundlegenden, nicht zu überbrückenden Flügelkämpfe innerhalb der Parteiführung wurde Friedrich Lux 1932 als einer der Exponenten des "Neumann-Flügels" aus dem Zentralkomitee der KPD entfernt.

Politisch als Parteifunktionär entmachtet, blieb Lux jedoch als enger Mitarbeiter Hans Kippenbergers im Militärapparat der KPD tätig. Lux, der als GPU-Mann des Nordens galt, war bereits frühzeitig an Vorbereitungen beteiligt, die KPD in die Illegalität zu überführen. In Kopenhagen richtete er Ende 1932 einen Parteistützpunkt ein, von dem aus die politische Arbeit in Norddeutschland im Fall eines Parteiverbots koordiniert werden sollte.

Damit war eine Voraussetzung geschaffen, in den Jahren 1933/34 in der dänischen Hauptstadt die "Rote Fahne" zu drucken und von dort auf dem Seeweg nach Norddeutschland zu bringen. Ab 1935 sollte aus dem Kopenhagener Büro der Bezirksleitung "Wasserkante" die Abschnittsleitung "Nord" des kommunistischen Widerstandes werden.

Nach dem Reichstagsbrand und dem darauf folgenden Schlag gegen die KPD war Lux führend daran beteiligt, die illegale Parteiorganisation im Bezirk "Wasserkante" aufzubauen. Bis zu seiner Verhaftung koordinierte er die Verteilung von KPD-Informations- und Propagandamaterialien. Er stand dabei in engem Kontakt zu Emil Schwarz und Egon Nickel, die in Eppendorf und Barmbek ein Verteilersystem aufgebaut hatten. Am Pferdemarkt hatte Lux noch vor der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten in zwei angemieteten Zimmern ein geheimes Büro eingerichtet, in das wichtige Personalunterlagen von der KPD-Bezirksleitung am Valentinskamp ausgelagert wurden. Dieses Büro wurde bis in den Frühsommer 1933 genutzt.

Am 15. Juli des Jahres wurde Friedrich Lux verhaftet und in das Konzentrationslager Fuhlsbüttel eingeliefert, in dessen berüchtigtem "B-Flügel" die Häftlinge schwersten Misshandlungen und Folterungen ausgesetzt waren. Morde, die entweder hier von der SS-Sonderwachmannschaft oder bei Verhören im Gestapo-Hauptquartier begangen wurden, kaschierte man üblicherweise als Selbstmorde. Selbst die ausländische Presse berichtete über die schweren Misshandlungen, denen Friedrich Lux ausgesetzt war: Ständige Folterungen sollten aus ihm Informationen über die illegale Parteiorganisation der KPD herauspressen.

Am 6. November 1933 beging Friedrich Lux in Zelle 86 der Polizeistation des Untersuchungsgefängnisses am Holstenglacis angeblich "Selbstmord" durch Erhängen. Sein Leichnam wurde wenige Tage später, am 11. November 1933, auf dem Ohlsdorfer Friedhof

© Text mit freundlicher Genehmigung der Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg (Hrsg.) entnommen aus: Jörn Lindner/Frank Müller: "Mitglieder der Bürgerschaft – Opfer totalitärer Verfolgung", 3., überarbeitete und ergänzte Auflage, Hamburg 2012


Friedrich Albert "Fiete" Lux, geb. am 28.9.1892 in Imten, inhaftiert am 15.6.1933 KZ Fuhlsbüttel, Tod am 6.11.1933 im Untersuchungsgefängnis Hamburg-Stadt, Holstenglacis 3

Martin-Luther-Straße 7a
Rathausmarkt 1 (vor dem Rathaus links)

Friedrich Lux, als Sohn von Carl und Wilhelmine Lux in Imten/Kreis Wehlau in Ostpreußen geboren, kam nach Beendigung der Volksschule nach Hamburg, um sich hier, 15-jährig, seinen Lebensunterhalt als Hafenarbeiter zu verdienen. Bereits 1908 schloss er sich der Sozialistischen Arbeiter-Jugend (SAJ) an. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Soldat an der Westfront und soll, da er sich gegen einen Vorgesetzten aufgelehnt hatte, zu sechs Monaten Festungshaft verurteilt worden sein. Kurz vor Kriegsende trat er zunächst in die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) ein. Nach den Reichstagswahlen 1920 wechselte er gemeinsam mit dem linken USPD-Flügel in die kurz zuvor gegründete KPD.

Am 28. Mai 1921 brachte seine Lebensgefährtin Auguste Maria Klück, geb. Strahl, (geb. 9.2.1884, gest. 1.6.1944), die gemeinsame Tochter Lieselotte zur Welt.

"Fiete" Lux genoss als Schauermann und Gewerkschaftsfunktionär besondere Popularität unter kommunistisch orientierten Hafenarbeitern und war am Aufbau der "Roten Hilfe" in Hamburg beteiligt. Während des "Hamburger Aufstandes" im Oktober 1923 war er ebenso aktiv wie 1929 als Leiter eines "wilden" Hafenarbeiterstreiks. Beschäftigt im Stauereibetrieb Gräpel & Penzhorn, Steinhöft 11, gehörte er seit 1928 der Hamburgischen Bürgerschaft als Abgeordneter an. Als Mitglied der KPD-Bezirksleitung Wasserkante wurde er 1929 ins Zentralkomitee der Kommunistischen Partei gewählt, als Anhänger der ultralinken Parteilinie um Heinz Neumann allerdings im Sommer 1932 wieder aus dem höchsten Leitungsgremium der Partei entfernt. Anlässlich eines Nachrufes auf den kurz zuvor von SA-Männern ermordeten KPD-Abgeordneten Ernst Henning (s. dort) kam es am 18. März 1931 im Bürgerschaftssaal zwischen Friedrich Lux und einigen seiner Genossen zu einer Schlägerei mit NSDAP-Abgeordneten. Für einen Monat wurden Lux und neun weitere KPD-Abgeordnete von den Bürgerschaftssitzungen ausgeschlossen.

Friedrich Lux hatte zur Untermiete in der Martin-Luther-Straße 7a gewohnt, 1931 zog er in den Neuen Steinweg 74, Hinterhaus D, dritte Etage, wo seine Lebensgefährtin Auguste Maria Klück in der zweiten Etage wohnte.

1932 half Friedrich Lux mit anderen KPD-Funktionären für den Fall eines Parteiverbots einen illegalen Stützpunkt in Kopenhagen aufzubauen. Doch bereits am 11. Mai 1933 wurde Friedrich Lux von dem "Kommando zur besonderen Verwendung" (KzbV) wegen Hochverrat in "Schutzhaft" genommen und ins Gefängnis Fuhlsbüttel eingeliefert. Bei Verhören im Stadthaus, dem Hauptquartier der Staatspolizei (später Gestapo), wurde Friedrich Lux schwer misshandelt. Man wollte von ihm mehr über den militärischen Apparat der illegalen KPD erfahren. Die Chronistin Gertrud Meyer berichtete in ihrer Publikation "Nacht über Hamburg": "Als einige seiner Genossen Lux im Stadthaus wiedersahen, erkannten sie ihn kaum wieder, so fürchterlich war der einst bärenstarke Mann zugerichtet, er konnte sich nur schwer auf den Füßen halten."

Am 6. November 1933 stand eine weitere Vernehmung im Stadthaus an. In der Nacht zuvor soll sich Friedrich Lux im Untersuchungsgefängnis am Holstenglacis, wo er für die Nacht untergebracht worden war, angeblich in seiner Zelle Nr. 85 mit einem Betttuch am Heizungsrohr erhängt haben. Der Oberarzt Callsen stellte in seinem Befund Zeichen einer am vorherigen Tag stattgefundenen Misshandlung fest. Die offizielle Version zum Tode Friedrich Lux´ lautete "er beging Selbstmord, als er die 16 in Groß-Hamburg angelegten Waffenlager angeben sollte". An den Bürgerschaftsabgeordneten Friedrich Lux erinnert seit Juni 2012 ein weiterer Stolperstein vor dem Hamburger Rathaus.


Stand: Juli 2018
© Susanne Rosendahl

Quellen: StaH 213-11 Staatsanwaltschaft Landgerichte LO 0378/33; StaH 351-11 AfW 53696 (Lenuweit, Lieselotte); StaH 332-5 Standesämter 1008 u 296/1933; StaH 332-5 Standesämter 1200 u 368/1944; StaH Bürgerschafts Mitglieder 1859-1959, Handschrift DCI (601); StaH 113-2 A II 4b; StaH 121-3 Bürgerschaft I A 17; Meyer: Nacht, S. 22, S. 24, S. 315f.; Hochmuth/Meyer: Streiflichter, S. 16, S. 24, S. 252; Lindner/Müller: Mitglieder, S. 68; Ebeling: Chronik, S. 287f.; mündliche Auskunft von Lisa Sukowski, Gedenkstätte Ernst Thälmann Hamburg-Eppendorf, Archiv.

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