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Already layed Stumbling Stones



Paula Kleve (née Halberstadt) * 1874

Lehmweg 5 (Hamburg-Nord, Hoheluft-Ost)

1942 Theresienstadt
1942 Treblinka ermordet

Gedicht von Paula Kleve

Wir waren immer sehr bescheiden
Im Essen, Ausgehn und im Kleiden.
Solide führten wir das Leben;
Nur einen Luxus hat's gegeben -
Das war: Den Tisch recht hübsch zu decken,
Die Speisen wollten besser schmecken,
Wenn Silber unsere Tafel schmückte,
Ein jedes Stück das Herz entzückte.

Du Kiddusch-Becher, heil'ges Pfand,
Du wanderst jetzt in fremde Hand;
Euch, Schabbat-Leuchter, sang ich Preis,
Auch Ihr entschwindet unserm Kreis;
Die Mutter benschte schon dran Licht -
Lebt wohl, ich seh Euch ferner nicht.

Ihr blankgeputzten Eßbestecke,
Geht, folgt jetzt einem andern Zwecke.
Du Silberkorb, in dem so gut
das Schabbat-Brot dereinst geruht,
Als wertvoll schöne Hochzeitsgabe
Ich immer noch so lieb Dich habe.

Den Brautschmuck legt' ich gerne an,
Wenn unser Schabbat-Fest begann.
Dich, gold'ne Uhr, Dich, gold' ne Kette,
noch lang ich gern getragen hätte ...
Hinweg! Ich trenn' mich tränenlos ...
Der Jude zeigt im Kampf sich groß! ...


Das vorstehende Gedicht schrieb Paula Kleve anlässlich des Befehls an die jüdische Bevölkerung, ihre Wertsachen zwangsweise an die Gestapo abzuliefern.

©

Quelle: Miriam Gillis-Carlebach, Jedes Kind ist mein Einziges, S. 201, Dölling und Galitz Verlag, Hamburg 2000

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