Search for Names, Places and Biographies


Already layed Stumbling Stones


back to select list

Heinz Prieß
Heinz Prieß
© Archiv Willi-Bredel-Gesellschaft Geschichtswerkstatt

Heinz Priess * 1920

Wellingsbütteler Landstraße 243 (Hamburg-Nord, Ohlsdorf)


HIER WOHNTE
HEINZ PRIESS
JG. 1920
VERHAFTET 1942 UND 44
HINGERICHTET 12.3.1945
ZUCHTHAUS
BRANDENBURG-GÖRDEN

see:

Heinz Prieß, geb. am 2.4.1920 in Hamburg, hingerichtet am 12.3.1945 in Brandenburg-Görden

Wellingsbütteler Landstraße 243

Heinz Prieß wurde am 2. April 1920 in Hamburg als dritter Sohn des Schauermanns (Hafenarbeiter) Carl Prieß und seiner Ehefrau Marie, geb. Drews, geboren und wuchs im Hamburger Arbeiterviertel Hamm auf. Sein politischer Weg wurde durch sein Elternhaus bestimmt. Marie Prieß hatte sich schon 1918 in den Arbeiter- und Soldatenrat der Fahrenkruger Mühle bei Bad Segeberg wählen lassen. Sie setzte sich insbesondere für die Arbeiterinnen ein, z. B. auch dafür, dass sie Kittelschürzen für die Arbeit bekamen.

Nach ihrer Übersiedlung nach Hamburg arbeitete sie politisch weiter. Heinz Prieß’ ältere Brüder Viktor und Bruno engagierten sich früh und wurden von der Gestapo verhaftet. Nach ihrer Entlassung aus der Haft emigrierten sie nach Dänemark und gingen von dort nach Spanien, um in den Internationalen Brigaden für die Republik zu kämpfen. Bruno fiel 1938 am Ebro. Heinz, der schon mit zehn Jahren Mitglied bei den Roten Jungpionieren war, besuchte die Volksschule in der Burgstraße. Er war immer ein guter Schüler, aber als sein Bruder Viktor untertauchen musste, ließ er in der Schule nach. Sein Lehrer sprach ihn darauf an und versteckte Viktor ein paar Tage bei sich.

Nach dem Abschluss der Volksschule arbeitete Heinz als Bote in einer Wäscherei und begann eine Lehre als Autoschlosser. Ermutigt durch seine Lehrer von der Gewerbeschule begann er 1938, an der Technischen Hochschule in Hamburg zu studieren. Sein Vater starb im selben Jahr, doch dank der großen Unterstützung durch seine Mutter in dieser schwierigen Zeit machte er 1940 sein Examen als Flugzeugkonstrukteur und fand 1941 eine Anstellung bei Blohm & Voß. Heinz schloss sich wie seine Mutter der illegalen KPD-Organisation um Bernhard Bästlein an. Er arbeitete in einer illegalen Betriebszelle bei Blohm & Voß, in der sich Männer aus unterschiedlichen politischen Bindungen zusammentaten: Sozialdemokraten, parteilose Arbeiter, ausländische Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene. Sie kämpften zusammen für den Sturz des NS-Regimes und die Beendigung des Krieges.

Heinz Prieß und seine Mutter versteckten zwei aus der UdSSR zurückgekehrte Kommunisten, Erna Eifler und Wilhelm Fellendorf. Sein Lehrer von der Gewerbeschule, Ernst Mittelbach, nahm die beiden bei sich auf. Am 15. Oktober 1942 wurden Heinz und seine Mutter verhaftet. Auf die "Schutzhaft" im Gestapogefängnis Fuhlsbüttel, folgte die richterliche Untersuchungshaft im Untersuchungsgefängnis Hamburg. Gegen sie wurde Anklage wegen "Feindbegünstigung" und "VzH" (Vorbereitung zum Hochverrat) erhoben. Nach den Bombenangriffen auf Hamburg vom 27. Juli bis 3. August 1943 bekamen kriminelle, aber auch politische Häftlinge Hafturlaub. Unter den fast 90 freigelassen Widerstandskämpfer*innen waren auch Heinz Prieß und seine Mutter.

Heinz und Marie Prieß kehrten nicht in die Untersuchungshaft zurück und sie wurden polizeilich gesucht.
"Die Priess hat sich Anfang August bis 30.09.1943 bei einer Familie Kruppa, Hamburg, Kl.-Borstel, Wellingsbüttlerlandstr. 143, aufgehalten. Als Kruppa anmelden wollte, ist sie angeblich zu Verwandten gefahren. In Hamburg hat sie sich als Bombengeschädigte ausgegeben. Es wird vermutet, dass sie sich als solche evtl. unter falschem Namen Betreuungskarten, Geld, Bezugsscheine und Lebensmittelkarten erschwindelt hat und versuchen wird, ins Ausland zu gelangen. Die P. ist in Begleitung ihres Sohnes."
Erst am 20. Juni 1944 wurden beide wieder verhaftet; Margarete Hoefer und andere Freund*innen gaben ihnen bis dahin illegales Quartier.

Nach der Festnahme kamen sie erneut in Untersuchungshaft in Hamburg und wurden zum Hauptverfahren nach Berlin überstellt. Am 26. Oktober 1944 wurden sie am Volksgerichtshof unter Vorsitz des Landgerichtsdirektors Martin Stier zum Tode verurteilt. Marie wurde ins Frauengefängnis Berlin und später ins Zuchthaus Waldheim gebracht. Dort wurde sie am 7. Mai 1945 von der Roten Armee befreit. Lange hoffte sie, dass auch Heinz überlebt habe. Erst Monate später, im Oktober, erfuhr sie auf ihrem Rücktransport nach Hamburg, dass er am 12. März 1945 in Brandenburg-Görden hingerichtet worden war. Am 8. September 1946 wurde seine Urne im Ehrenhain der Widerstandskämpfer auf dem Ohlsdorfer Friedhof beigesetzt. Marie Prieß berichtete über die letzte Begegnung mit ihrem Sohn Heinz: "[…] ein Kriminalbeamter kam zu uns herein, gab Heinz eine Zigarette, knüpfte eine Unterhaltung an, die damit endete, dass die Opfer die wir brächten nutzlos wären, dass Deutschland zweifellos siegen würde und auch siegen müsste. In aller Ruhe lächelnd erwiderte Heinz, dass der große Zusammenbruch unabänderlich sei und dann ein Deutschland geschaffen werde, für das es sich lohne zu leben, aber auch zu sterben. Nach seinem Versprechen, ruhig und tapfer zu sein und ‚Gute Nacht, Mutter‘, mußten wir uns trennen – für immer."

© Christiane Chodinski

Quellen: StaH, 351-11 Amt für Wiedergutmachung, 8069 Marie Priess; Verbliebenenkartei, VVN Hamburg, Az.: H 480; Ursel Hochmuth: Niemand und nichts wird vergessen. Biogramme und Briefe Hamburger Widerstandskämpfer 1933–1945, hrsg. von der VVN-BdA Hamburg, Hamburg 2005, S. 105 ff.; Ursel Hochmuth/Gertrud Meyer: Streiflichter aus dem Hamburger Widerstand 1933–1945, Frankfurt am Main 1980 (Nachdr. der Ausg. von 1969), S. 375 f.; Rundbrief der Willi-Bredel-Gesellschaft, Hamburg 18 (2007), S. 23; …und die Verantwortung wär dein. Lebensbilder junger Hamburger Widerstandskämpfer, hrsg. von der Geschwister-Scholl-Jugend Hamburg 1963, S. 26–29; Gerda Zorn: Rote Großmütter. Gestern und heute, Köln 1989, S. 68–83.

print preview  / top of page