Recherche und Quellen


In der Anfangsphase (2002 – 2003) des Projektes Stolpersteine in Hamburg wurde bei der Recherche nach Opferdaten ganz überwiegend auf die im Staatsarchiv Hamburg vorhandenen Kopien von Deportationslisten zurückgegriffen. Hierin fanden sich jedoch grundsätzlich nur die letzten Wohnadressen - also Wohnungen, die zumal den jüdischen Opfern sehr häufig zwangsweise zugewiesen wurden. Dies hat zunächst dazu geführt, dass vor den ehemaligen so genannten ‚Judenhäusern’ eine Häufung von Stolpersteinen anzufinden war, während dort, wo die Opfer ihren eigentlichen Lebensmittelpunkt hatten, kein Stolperstein auf ihre Verfolgung und Ermordung hinwies.

Ab etwa 2004 haben wir für die Recherche nach Lebensdaten jüdischer Opfer schwerpunktmäßig auf Anschriften aus der Kultussteuerkartei der früheren jüdischen Gemeinden in Hamburg und ergänzend auf alte Adressbücher zurückgegriffen. Dies hat uns in die Lage versetzt, Adressen ausfindig zu machen, an denen diese Opfer ohne Drangsalierung bis Mitte der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts gelebt haben. Nach Mitte der 30er Jahre wurden in diesen Unterlagen häufig Anschriften vorgefunden, an denen die Verfolgten nur noch zur Untermiete gelebt haben oder es waren Häuser von jüdischen Wohnstiften sowie Gebäude der jüdischen Gemeinde in Hamburg, in die sie aufgrund behördlicher Anordnung einquartiert wurden.

In einigen Fällen wurden uns auch Informationen und Berichte von Überlebenden und Nachkommen der Opfer zur Verfügung gestellt, aus denen wir die früheren Wohnanschriften entnehmen konnten.

Mit der Verfeinerung der Recherchemöglichkeiten haben wir in einigen Fällen nach der Verlegung von Stolpersteinen festgestellt, dass es weitere Opfer aus einer Familie gegeben hat. Die Neuverlegung erfolgte dann zu einem späteren Zeitpunkt für alle Familienmitglieder am Ort des Lebensmittelpunktes vor Beginn der Verfolgung, so dass mittlerweile für einige Opfer Stolpersteine an zwei verschiedenen Adressen zu finden sind.

In anderen Fällen gibt es ‚Doppelverlegungen’ sowohl am Wohnsitz als auch an der früheren Wirkungsstätte. Als Beispiel sollen hier die Stolpersteine genannt werden, die 2006 für Opfer aus der Hamburger Richterschaft vor dem Ziviljustizgebäude am Sievekingplatz und vor den früheren Wohnungen dieser Deportierten verlegt wurden.

Ein weiteres Problem aus der Anfangsphase des Projektes war die Veränderung von Straßennamen sowohl nach 1933 und 1945 als auch nach dem Groß-Hamburg-Gesetz von 1937 bzw. die Mehrfachvergabe von Straßennamen vor der Zusammenführung der einstmals selbständigen Gemeinden. Mit Hilfe von alten Stadtplänen sowie mit freundlicher Unterstützung durch den Landesbetrieb für Geoinformation und Vermessung versuchen wir heute, derartige Fehler zu vermeiden bzw. zu korrigieren.

Eine überaus verdienstvolle und wertvolle Recherche haben zudem alle Einzelpersonen und Gruppen (Geschichtswerkstätten und Stadtteilarchive) durchgeführt, die sich seit 2006 mit der Abfassung von Kurzbiographien der Opfer befassen. Der erste von der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und dem Institut für die Geschichte der deutschen Juden herausgegebene Band dieser biographischen Spurensuche wurde im Januar 2008 für den Bereich Hamburg-Hamm vorgelegt. (Siehe Navigationsleiste: BIOGRAPHISCHE SPURENSUCHE und LITERATUR)


Bei der Recherche nach Opferdaten (Name, Schicksal und Anschrift) für die Verlegung von Stolpersteinen werden im Wesentlichen folgende Quellen genutzt:

Hamburger jüdische Opfer des Nationalsozialismus. Gedenkbuch, Staatsarchiv Hamburg, bearbeitet von Jürgen Sielemann unter Mitarbeit von Paul Flamme, Hamburg 1995

Gedenkbuch. Opfer der Verfolgung der Juden unter der Nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 – 1945, Bundesarchiv Koblenz 2006 www.bundesarchiv.de/gedenkbuch

Staatsarchiv Hamburg, 522-1, Jüdische Gemeinden, 992b, Kultussteuerkartei

Hamburger Adressbücher, verfügbar im Staatsarchiv Hamburg, Lesesaal
Online: http://agora.sub.uni-hamburg.de/subhh-adress/digbib/start

Yad Vashem, The Central Database of Shoa Victims: www.yadvashem.org

Digital Monument to the Jewish Community in the Netherlands: www.joodsmonument.nl

Gedenkbuch ‘KOLA-FU’, KZ-Gedenkstätte Neuengamme (Hrsg.), Hamburg 1987

Harald Jenner, Michael Wunder, Hamburger Gedenkbuch Euthanasie – Die Toten 1939–1945, Hamburg 2017 http://www.hamburger-euthanasie-opfer.de

Stand 5. Februar 2018



Nummerierung häufig genutzter Quellen in den Opferbiographien

Den Datensätzen zu den verlegten Stolpersteinen (NAMEN, ORTE UND BIOGRAPHIEN) wurden - soweit vorhanden - Kurzbiographien aus der ‚Biographischen Spurensuche’ (Vgl. LITERATUR) zugeordnet. Dort werden unter Quellen zur Vereinfachung häufig numerische Quellenangaben genannt. Diese Ziffern weisen auf nachstehende Fundstellen hin:

[1] Staatsarchiv Hamburg, 522-1, Jüdische Gemeinden, 992b, Kultussteuerkartei der Deutsch-Israelitischen Gemeinde Hamburg

[2] Staatsarchiv Hamburg, 314-15, Akten des Oberfinanzpräsidenten

[3] Institut Theresienstädter Initiative / Nationalarchiv Prag, Jüdische Matriken, Todesfallanzeigen

[4] Hamburger jüdische Opfer des Nationalsozialismus. Gedenkbuch, Veröffentlichung aus dem Staatsarchiv Hamburg Bd. XV, bearbeitet von Jürgen Sielemann unter Mitarbeit von Paul Flamme, Hamburg 1995

[5] Gedenkbuch. Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 – 1945, Bd. I – IV, herausgegeben vom Bundesarchiv, Koblenz 2006

[6] Wolfgang Scheffler / Diana Schulle (Hrsg.), Buch der Erinnerung. Die ins Baltikum deportierten deutschen, österreichischen und tschechoslowakischen Juden, Bd. 1 und Bd. 2, München 2003

[7] Theresienstädter Gedenkbuch. Die Opfer der Judentransporte aus Deutschland nach Theresienstadt 1942 – 1945, Prag 2000

[8] Yad Vashem, The Central Data Base of Shoa Victims

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