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Bereits verlegte Stolpersteine



Stolperstein von Moses (Moritz) Stern
Stolperstein von Moses (Moritz) Stern

Moses (Moritz) Stern * 1880

An der Alster 28 (Hamburg-Mitte, St. Georg)


HIER WOHNTE
MOSES (MORITZ)
STERN
JG. 1880
DEPORTIERT 1941
MINSK
???

Moses (Moritz) Stern, am 22.04.1880, deportiert am 8.11.1941 nach Minsk

An der Alster 28

Über Moses Stern, der am 22. April 1880 als Sohn von Yoel und Johanna Stern in Holzminden geboren wurde, liegen nur wenige Informationen vor. Die Patenschaft für den Stolperstein hat Frau Katharina Hoffmann übernommen. Sie kannte Moses Stern aus der Zeit als er am Habichtsplatz 3 lebte, wo damals auch Katharina Hoffmann mit ihren Eltern wohnte. Seine Wohnung an der Alster 28 (I.OG) hatte er vermutlich 1937/8 verlassen müssen. Dort lebte er nachweislich seit 1925. Er war verheiratet mit Hanny Haysen, für die die Steuerkarte der Jüdischen Gemeinde in Hamburg anmerkt, dass sie ‚ev. [evangelisch] arisch’ gewesen sei.

In der Steuerkarte der Jüdischen Gemeinde Hamburg wird als Vorname zusätzlich ‚Moritz’ und als Beruf ‚Kaufmann’ mit der Geschäftsadresse Neuer Wall 54/60 angegeben. Das Hamburger Adressbuch verzeichnet unter der Anschrift Habichtsplatz 3 im Jahre 1940 eine Eintragung ‚Fritz Stern’. Unter diesem Namen ist dort für 1938 auch eine Eintragung ‚Stern, Fritz, Bankier, Suhrsweg 10, HH 33’ vorgenommen worden. Die Berufsbezeichnung ‚Banker’ findet sich ebenfalls in der Datenbank der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem auf einer ‚Page of Testimony’, die 1956 von Mikhael Even Ari, einem Verwandten, hinterlegt wurde. Aus dieser ‚Page of Testimony’ stammt auch die Information über den Namen der Eltern.

Unter der Anschrift Neuer Wall 54/60, die auf der Steuerkarte als Geschäftsadresse von Moses Stern vermerkt ist, wird in Frank Bajohrs Verzeichnis der ‚arisierten’ Unternehmen in Hamburg u.a. das Privatbankhaus Michael Belmonte geführt. Es besteht mithin Grund zu der Annahme, dass Moses Stern dort beschäftigt war.

Über die Zeit, während der Moses Stern am Habichtsplatz wohnte, gibt es Aufzeichnungen und Erinnerungen der Mutter von Katharina Hoffmann. So wird berichtet, dass ihr ein bis dahin unbekannter Herr im Treppenhaus entgegen kam, den Hut lüftete und mit leichter Verbeugung grüßte: "Gestatten, Stern." Ferner erinnert sich Frau Hoffmann: "Herr Stern war im [Luftschutz-] Keller rührend zu den Kindern. Beschäftigte sich mit ihnen, machte leichte Silbenrätsel für sie und ähnliches." Die Lösung eines Rätsels, an das sich Katharina Hoffmann noch heute erinnert, lautete: "Habichtsplatz 3 komm schneller in den Luftschutzkeller."

Im Hause Habichtsplatz 3 wohnte Moses Stern, der als vornehmer Herr charakterisiert wird, bei der Familie Winskowitz. Frau Winskowitz berichtete Frau Hoffmann nach Kriegsende, dass Herr Stern ihr fest versprochen habe, Postkarten zu schicken. Diese seien jedoch nie angekommen und auch sonst habe Frau Winskowitz keinerlei Nachricht über sein Verbleiben erhalten.

Moses Stern wurde am 8. November 1941 mit fast 1.000 weiteren jüdischen Hamburgern nach Minsk deportiert. 952 Menschen dieses Transportes wurden von den Nationalsozialisten ermordet – unter ihnen auch Moses Stern.

© Johann-Hinrich Möller

Quellen: Brief Katharina Hoffmann vom 16.4.2006
Staatsarchiv Hamburg, 522-1 Jüdische Gemeinden, 992 b, Kultussteuerkarte Nr. 10883
Frank Bajohr: ‚Arisierung’ in Hamburg, Hamburg 1997, S.349
Jürgen Sielemann, Gedenkbuch – Hamburger Jüdische Opfer des Nationalsozialismus, Hamburg 1995

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