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Marianne Landau * 1909

Am Hünenstein 10 (Hamburg-Mitte, Hamm)

1942 Auschwitz aus NL
ermordet

Marianne Landau, geb. 25.5.1909, deportiert 1942 nach Auschwitz

Am Hünenstein 10

Marianne Landaus Eltern waren der "Agent" (Vertreter) Alfred Landau, geb. 16.12.1878 in Hamburg, und Henriette, geb. Nehemias, geb. 6.8.1875 in Frankfurt (beide siehe www.stolpersteine-hamburg.de). Alfred Landau gehörte seit mindestens 1913 der Deutsch-Israelitischen Gemeinde in Hamburg an.

Väterlicherseits stammte Marianne Landau aus einer Musikerfamilie. Der Großvater Leopold, geb. am 21.6.1841 in Varranó, damals Ungarn, heute Slowakei, war Kantor an einer Synagoge in Prag, bevor er eine Karriere als Opernsänger begann. Er heiratete Josephine Schlesinger, geb. 21.10.1835 in Littow und hatte mit ihr vier Kinder. Noch in Prag, wurde 1869 Helena geboren, nach dem Umzug nach Hamburg 1872 der älteste Sohn Felix. Er wurde später Kapellmeister. Während eines Engagements Leopold Landaus in Mainz kam dort 1874 Katharina zur Welt. Zurück in Hamburg und nach dem Erwerb des Hamburger Bürgerrechts im Jahre 1876, wurde als Jüngster Sohn Alfred geboren. Er war noch nicht mündig, als Leopold Landau 1894 plötzlich bei einer Opernprobe starb.

Helena, von Beruf Putzmacherin, und Felix Landau blieben ledig, Katharina ging 1902 die Ehe mit dem zum Luthertum übergetretenen Max Gottschalck ein. Alfred Landau und Henriette Nehemias, die aus einer portugiesisch-jüdischen Familie stammte, heirateten 1908 in Hamburg. Von ihren Eltern lebte nur noch Josephine Landau. Felix Landau starb 1913 auf der Rückreise von Antwerpen nach Hamburg. Damit fiel seinem Bruder Alfred die Rolle des Stammhalters zu.

Marianne Landau wurde am 25. Mai 1909 in Hamburg geboren und erhielt nach der Schule eine Ausbildung als kaufmännische Angestellte und Stenotypistin. 1932 verdiente sie genug, um Kultussteuern zahlen zu können. Sie blieb ledig.

Mit dem Beginn der Herrschaft der Nationalsozialisten 1933 änderte sich für sie äußerlich zunächst nichts. Sie wohnte weiter Am Hünenstein 10 und hatte bis 30. September 1935 Arbeit. Danach zog sie mehrfach um. Im Oktober 1935 starb ihre Großmutter Josephine Landau.

Nach einem Jahr fand sie wieder eine Anstellung und konnte mit eigenen Mitteln ihre Auswanderung betreiben. Sie verdiente 225,– RM im Monat. Marianne Landau wollte nach England oder in die USA, um dort als Hausangestellte zu arbeiten. Auch ihre Eltern wollten emigrieren. Die Jüdische Gemeinde vermerkte in ihren Steuerunterlagen, dass beide nach England ausgewandert seien.

Marianne Landau hatte im September 1938 ihre Papiere beisammen und erhielt einen Pass. Sie wartete nur noch darauf, dass der Zoll ihr Umzugsgut abfertigte. Da sie nur wenige, zudem gebrauchte Sachen hatte, erteilte der Zoll die Ausfuhrgenehmigung ohne Prüfung. Statt nach England oder in die USA emigrierte Marianne Landau im Februar 1939 in die Niederlande. Sie flog nach Rotterdam, und obwohl sie legal emigrierte, musste sie einen Rückflugschein nehmen. Die Lufthansa erstattete nach Genehmigung durch die Devisenstelle den Gegenwert für den nicht ausgenutzten Rückflugschein an eine Tante Mariannes.

Marianne Landaus Eltern zogen von London weiter in die Niederlande und ließen sich ebenfalls in Rotterdam nieder, wo sie einen neuen Anfang planten, doch mit der Besetzung der Niederlande durch die Deutsche Wehrmacht setzen auch dort im Mai 1940 die antijüdischen Maßnahmen ein. Schrittweise wurde die jüdische Bevölkerung im Landesinneren konzentriert. Marianne und ihre Eltern zogen deshalb gemeinsam nach Gouda. Von dort wurde erst sie, dann die Eltern, im Durchgangslager Westerbork interniert und von dort nach Auschwitz deportiert.

Marianne wurde am 7. oder 30. September 1942 in Auschwitz-Birkenau ermordet, Alfred und Henriette am 26. Oktober. Die genauen Todesdaten sind unsicher. Die niederländische Regierung setzte sie mit dem dritten Tag nach dem Abgang des Transports aus Westerbork an.

Stand: August 2020
© Hildegard Thevs

Quellen: 1; 2 FVg 5093; 4; 5; StaH, 332-5, Personenstandsregister; 522-1, Jüdische Gemeinden, 390 Wählerverzeichnis 1930; 391 Mitgliederliste 1935; https://www.musiklexikon.ac.at/ml/musik_L/Landau_Familie.xml.

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