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© Archivum Panstwowe, Lodz

Irma Louis * 1901

Caspar-Voght-Straße 63 (Hamburg-Mitte, Hamm)

1941 Lodz
ermordet

Irma Louis, geb. 20.3.1901, deportiert am 25.10.1941 nach Lodz

1940 im Luftschutzkeller in der Caspar-Voght-Straße 63 tröstete "Frl." Louis ein kleines Mädchen, was diesem unvergesslich in Erinnerung blieb.

"Frl." Louis wohnte in der Caspar-Voght-Straße 63a. Sie war eine assimilierte, emanzipierte Frau, angeblich glaubenslos, aber um 1930 Mitglied der Harburg-Wilhelmsburger Jüdischen Gemeinde, ab 1939 der Hamburger. Irma Louis wurde am 20.3.1901 in Strasburg/Westpr. geboren; ihre Eltern waren Moritz Louis und Rosa, geb. Zielinski. Sie hatte ihren Geburtsort in Westpreußen verlassen und sich in Hamburg als Handlungsbevollmächtigte eine gesicherte Existenz aufgebaut, bis sie als jüdisch klassifiziert und ihr die Arbeit, zwar relativ spät, aber doch gekündigt wurde, im Gegensatz zur Wohnung. Wie die im Jahr 2006 bezeugte Erinnerung erkennen lässt, ging auch "Frl." Louis mit ihren Nachbarn bei Luftangriffen in den Schutzkeller.

Irma Louis lebte nach ihrer Entlassung von der Abfindung, die mit ihrer Höhe von ca.
19000,– RM zeigt, welchen Status sie sich erworben hatte. 1940 waren davon noch ca. 7000,– RM übrig, die sie auf ein Sperrkonto, Sicherungskonto genannt, einzahlen musste. Ab 1. Mai 1940 durfte sie davon monatliche 250,– RM zu ihrer freien Verfügung abheben sowie alle Arten von Steuern und Abgaben zahlen, ohne jeweils einen Antrag zu stellen. Bemerkenswert ist, dass ihr ein höherer Freibetrag als die 235,– RM, die sie als monatliche Ausgaben angegeben hatte, zugestanden wurde.

Am 23. Oktober 1941 beantragte Irma Louis die Freigabe von 100,– RM "für Evakuierungszwecke". Dieser Antrag dürfte die unmittelbare Reaktion auf die Aufforderung zur "Aussiedlung" nach Lodz am 25. Oktober 1941 sein. Er wurde genehmigt. Der Rest von Irma Louis’ Vermögen wurde noch im Oktober 1941 zu Gunsten des Reiches eingezogen.

Im Getto in Lodz wohnte Irma Louis in der Gänsenstraße 16/2. Sie teilte sich ein Zimmer und eine Küche mit sechs anderen Personen und arbeitete als Stenotypistin bzw. Uniformnäherin für die Deutsche Wehrmacht. Warum Irma Louis schon im Mai 1942 erneut "ausgesiedelt" wurde, wissen wir nicht. Vielleicht war sie erkrankt. Vermutlich wurde sie im Vernichtungslager Chelmno ermordet.

© Hildegard Thevs

Quellen: 1; 2 R 1940/275; 4; 5; StaH, 522-1, Jüdische Gemeinden, 976 Steuerkonten; 992 e 2 Deportationslisten Bd. 1; BA Bln., Volkszählung 1939; Archivum Panstwowe, Lodz.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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