Namen, Orte und Biografien suchen


Bereits verlegte Stolpersteine



Eduard Olejniczak * 1911

Marckmannstraße 158 (Hamburg-Mitte, Rothenburgsort)


HIER WOHNTE
EDUARD OLEJNICZAK
JG. 1911
VERHAFTET 21.11.1942
KZ FUHLSBÜTTEL
1943 POLIZEIGEFÄNGNIS
BERLIN-ALEXANDERPLATZ
1943 ZUCHTHAUS MOABIT
HINGERICHTET 1.11.1943
BRANDENBURG-GÖRDEN

Eduard Olejniczak, geb. 16.1.1911 in Bestwin/Posen, hingerichtet am 1.11.1943 in Brandenburg-Görden

Marckmannstraße 158

Eduard Olejniczak wurde in Bestwin, Kreis Krotoschin, in der damals preußischen Provinz Posen geboren und wuchs in einer polnisch-katholischen Familie auf. Seine Eltern, Anna und Franz Olejniczak, bewirtschafteten offenbar ein eigenes Anwesen. Als Berufsangaben für den Vater finden sich Zimmermann und Landwirt. Wenigstens zwei Geschwister, Stanislaus und Theresie, zogen in den 1920er Jahren nach Hamburg. Theresie, geboren am 7. August 1899 in Danischin im Kreis Adelnau, ebenfalls in "Preußisch-Posen", wurde am 15. September 1928, dem 34. Geburtstag ihres Mannes, mit Ferdinand Ammon, seinerzeit Arbeiter, getraut. Sie zogen von der Veddel nach Rothenburgsort in die Marckmannstraße 158.

Eduard Olejniczak besuchte die Volksschule und wurde Autoschlosser. Über eine Zwischenstation in Berlin kam er 1934 nach Hamburg und lebte zunächst bei seiner Schwester Theresie und seinem Schwager, der inzwischen zum Vorarbeiter aufgestiegen war. Diese versorgten Eduard und kauften ihm aus ihren Ersparnissen einen Geflügelhof am Tiedekanal 226 in Billbrook, wo er auch wohnen konnte.

Eduard Olejniczak hatte sich keiner politischen Partei angeschlossen, ließ sich aber nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen für den polnischen Nachrichtendienst "Stragan" anwerben. Dieser unterstand der Geheimorganisation "Bewaffneter Kampfverband" und der polnischen Heimatarmee wie der Londoner Exilregierung. Sein Führungsoffizier, der Kaufmann Sigmund Witczak aus Kattowitz, beauftragte Eduard Olejniczak mit der Beschaffung von Erkenntnissen zum deutschen Kriegsschiffbau, z. B. in Kiel. Ein Berliner Kamerad mit ähnlichem Auftrag wohnte illegal bei ihm.

1940 fand Eduard Olejniczak eine Anstellung als Schlosser bei der Firma Andreas Meinert und wechselte 1941 zur Klempnerei Heinke am Billhorner Röhrendamm, wo er bis zu seiner Verhaftung tätig blieb. Als er sich am 22. November 1942 mit anderen Stragan-Mitarbeitern und Sigmund Witczak zu einer Besprechung im Streit’s Hotel traf, wurden sie wegen des Verdachts der Spionage verhaftet, in das Polizeigefängnis Fuhlsbüttel eingeliefert und in einem völlig überbelegten Saal untergebracht. Dort trafen Eduard Olejniczak, Sigmund Witczak und die Brüder Anton und Marian Dziamski auf inhaftierte Angehörige der Jacob-Bästlein-Abshagen-Gruppe, die den Ordnungsdienst an sich gezogen hatten. Sie betreuten die Vier, wenn sie von den Verhören im Stadthaus malträtiert zurückkehrten. Am 4. Februar 1943 wurden sie in das Gefängnis Berlin-Alexanderplatz überführt. Bei der Verlegung am 15. Juni 1943 von dort in das UG Berlin-Moabit trennten sich ihre Wege.

Theresie Ammon versorgte ihren Bruder während der Haftzeit mit Geflügel und Lebensmitteln, zudem bezahlte sie seinen Verteidiger, Anwalt Rudolf Mäder. Das Verfahren vor dem Volks­gerichtshof unter dem Vorsitz von Richter Greulich endete am 1. Oktober 1943 mit einem Todesurteil. Eduard Olejniczak wurde einen Monat später im neuen Zuchthaus der Stadt Brandenburg auf dem Görden enthauptet, Sigmund Witczak dort am 24. Januar 1944 hingerichtet. Die Brüder Anton und Marian Dziamski überlebten.

1946 wurde die Urne mit Eduard Olejniczaks Asche im Ehren­hain für Widerstandskämpfer auf dem Friedhof in Hamburg-Ohlsdorf beigesetzt.

© Hildegard Thevs

Quellen: VAN-Totenliste 1968; VVN 14; StaH 213-13 Staatsanwaltschaft Landgericht – NSG, 0017-40; 332-5 Standesämter, 3592+ 432/1928; Hochmuth, Ursel, Ehrenhaingedenkbuch; AB 1933;

druckansicht  / Seitenanfang