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Bereits verlegte Stolpersteine



Alfred Samenfeld * 1898

Steinwegpassage 28 (Hamburg-Mitte, Neustadt)


HIER WOHNTE
ALFRED SAMENFELD
JG. 1898
DEPORTIERT 1941
ERMORDET IN
MINSK

Weitere Stolpersteine in Steinwegpassage 28:
Henry Koppel, Therese Lewin, William Salomon

Alfred Samenfeld, geb. am 8.11.1898 in Diepholz, deportiert am 8.11.1941 nach Minsk

Steinwegpassage 28

Alfred Samenfeld war als sechstes und jüngstes Kind des jüdischen Ehepaares Julius, auch Joseph, Jacob Samenfeld (geb. 13.10.1847) und Bertha, geb. Frankenberg (geb. 14.9.1856 in Warmsen), in Diepholz in der preußischen Provinz Hannover geboren worden. Seine Eltern hatten am 28. April 1880 geheiratet. Der Vater betrieb in Diepholz in der Mühlenstraße 3 eine Kolonialwarenhandlung. In dem Buch von Falk Liebezeit und Herbert Major "Auf den Spuren jüdischer Geschichte in Diepholz" erinnert sich eine Diepholzer Zeitzeugin noch 1997: "Julius Samenfeld wurde Plünnenjulius genannt und verkaufte Gemischtwaren, u.a. Bonbons, er war ein kleiner Mann in Gehrock und Zylinder."

1905, als Alfred sieben Jahre alt war, wanderte sein achtzehn Jahre älterer Bruder Iwan (geb. 29.10.1880) nach Havanna aus. Seine Schwester Mathilde (geb. 9.3.1882) lernte Alfred nicht kennen, sie starb kurz nach ihrer Geburt. Es gab noch drei weitere Geschwister: Siegfried Julius (geb. 2.9.1883), Carl Isidor (geb. 21.9.1885) und Johanna Bianka (geb. 24.2.1893), sie heiratete am 24. Februar 1920 den Kaufmann Harry Simon (geb. 8.11.1891) und lebte in Uchte in Niedersachsen.

Alfred Samenfeld erlernte in seiner Heimatstadt Diepholz einen kaufmännischen Beruf. Er nahm am Ersten Weltkrieg teil und wurde 1918 durch einen Granatsplitter schwer verwundet. Durch diese Kriegsverletzung blieb er in seiner Beweglichkeit behindert und erhielt später eine kleine monatliche Rente von 20,60 Reichsmark.

Alfred Samenfeld war nach Ende des Krieges als kaufmännischer Angestellter in Memel, Linden, Halle und Erfurt für verschiedene "Darmhandlungen" tätig. Von 1924 bis 1928 arbeitete er im Geschäft seines Vaters in Diepholz und bis November 1929 in der Buchhandlung Fromberg. Infolge der Wirtschaftskrise wurde Alfred Samenfeld arbeitslos, fand aber zunächst noch bei einem Bäckermeister eine Aushilfstätigkeit. Sein Vater verstarb 1931 in Uchte.

Am 12. Oktober 1932 kam Alfred Samenfeld nach Hamburg und bezog ein Zimmer zur Untermiete in der Hammerbrookstraße 56 in St. Georg, wo schon sein Bruder Carl gemeldet war. Carl Samenfeld ging im Oktober 1933 als Vertreter nach Berlin. Nach der Volkszählung vom Mai 1939 lebte er in der Windscheidstraße 34 im Stadtteil Charlottenburg. Im Jahre 1940 heiratete er Minna Schönfeld (geb. 30.8.1892 in Berlin).

Alfred Samenfeld fand in Hamburg, da er sehr gute Zeugnisse besaß, eine Tätigkeit als Agent bei der Berliner Lebensversicherung am Alten Wall 8. Dann vertrieb er als Provisionsreisender für eine Handelsgesellschaft am Hornerweg 84 Putzmittel. Anfang 1934 wurde er ohne Gewerbeschein als "Hausierer" mit Kurzwaren wie Schnürbänder usw. von der Polizei aufgegriffen, es blieb allerdings bei einer Verwarnung. Danach übte Alfred Samenfeld keine Tätigkeit mehr aus, sondern bezog vom Wohlfahrtsamt Fürsorgeleistungen. Ein Mitarbeiter der Hamburger Arbeitsfürsorge vermerkte nach einem Hausbesuch in seiner Akte, dass Alfred Samenfeld in seinem Zimmer militärische Ordnung hielt und im Februar 1934 einen unterernährten Eindruck machte. Ende 1938 wohnte Alfred Samenfeld in der Großen Theaterstraße 39a, bei dem Heizer O. Franke. Anfang 1938 zog er in die Caffamacherreihe 28, Haus1, zu einer Frau E. Winkler. Als Empfänger von Fürsorgeleistungen wurde er ab 1937 drei Tage in der Woche zu Notstandsarbeiten in einer sogenannten Judenkolonne herangezogen, laut Fürsorgeakte zunächst in Waltershof zu Erdarbeiten auf einem Schlickfeld, dann in Buxtehude, als Tiefbauarbeiter, wo er in einem Sonderlager für Zwangsarbeiter am Bollweg 20 untergebracht war. Bis Februar 1940 arbeitete er in einer Wandsbeker Firma in der Zollstraße 102.

Alfred Samenfeld wohnte zuletzt in der Steinwegpassage 28 bei Therese Lewin (s. dort). Von dort wurde er am 8. November 1941 ins Getto Minsk deportiert und ermordet.

Sein Bruder Carl Samenfeld und Schwägerin Minna wurden am 3. Februar 1943 von Berlin nach Auschwitz-Birkenau deportiert.

Schwester Johanna Simon kam mit ihrem Mann Harry am 31. März 1942 von Uchte nach Hannover und von dort ins Warschauer Getto, sie wurden nach dem Krieg für tot erklärt.

An das Ehepaar Simon erinnern Stolpersteine in Uchte.


Stand: August 2018
© Susanne Rosendahl

Quellen: 1; 4; 5; 9; StaH 351-14 Arbeits- und Sozialfürsorge 1821 (Samenfeld, Alfred); StaH 522-1 Jüdische Gemeinde Nr. 992 e 2 Band 2; Auskünfte von Falk Liebezeit, E-Mail vom 7.4.2014; Liebezeit/Major: Spuren, S. 247-248; www.ancestry.de: (Heiratsregister von Bertha Frankenberg und Josef Jacob Samenfeld, Zugriff 18.9.2016); www.ancestry.de: (Geburtsregister von Carl Isidor Samenfeld, Zugriff 18.9.2016); www.ancestry.de: (Geburtsregister von Alfred Samenfeld, Zugriff 18.9.2016); https://www.stolpersteine-uchte.de/home/stolpersteine-uchte/johanna-und-harry-simon/ (Zugriff 18.9.2016).
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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