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Bereits verlegte Stolpersteine



Iwan Levie * 1884

Bismarckstraße 104 (Eimsbüttel, Hoheluft-West)


HIER WOHNTE
IWAN LEVIE
JG. 1884
FLUCHT 1938
HOLLAND
INTERNIERT
DEPORTIERT 1942
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Iwan Levie, geb. am 6.9.1884 in Hamburg, 1939 in die Niederlande geflüchtet, Lager Westerbork, am 19.10.1942 von dort nach Auschwitz deportiert und ermordet am 22.10.1942

Bismarckstraße 104

Iwan Levie, ein Cousin von Julius Levie, lebte unverheiratet als Kaufmann in Hamburg. Seine Eltern waren der Zigarrenfabrikant Theodor (Tanchum) und Hannah Levie, geb. Ricardo-Rocamora aus Groningen. Iwan hatte einen sechs Jahre älteren Bruder Jon und eine zwei Jahre jüngere Schwester Lea. In den 1880er Jahren wohnte Familie Levie in wechselnden Wohnungen in St. Pauli in der Nähe des Schlachthofes, z. B. in der Marktstraße und in der nicht mehr existierenden Asylstraße 1. Die Geschwister besaßen die holländische Staatsbürgerschaft und versuchten, sich durch Flucht in die Niederlande der nationalsozialistischen Verfolgung zu entziehen. Das gelang nicht. Alle drei wurden nach Auschwitz deportiert. Für Lea liegt ein Stolperstein im Jungfrauenthal 28 und für Jon in der Papenhuder Straße 22.

Im Adressbuch 1919 ist Iwan Levie eingetragen mit dem Zusatz "ehemals techn. Artikel Fabrikation". In den 1920er Jahren betrieb er dann einen Großhandel für Konfektion in der Kaiser-Wilhelm-Straße 82. Er wohnte lange in der Isestraße 29. Bei ihm wohnte auch seine verwitwete Mutter Hannah Levie und eine Zeit lang seine Schwester Lea, die Haushaltungslehrerin war und später, als sie vermutlich ihre Stelle verfolgungsbedingt verloren hatte, eine Pension in der Klosterallee 47 und dann im ersten Stock des Hauses Brahmsallee 15 betrieb. Die Mutter starb im Mai 1928. Ab 1932 findet sich im Fernsprechbuch für Iwan Levie die Adresse Fruchtallee 122 b, wo er wohnte und sein Büro hatte. Ab Mitte der 1930er Jahre wohnte er in der Bismarckstraße 104, wo ein Stolperstein für ihn verlegt werden soll. Ende 1938 betrieb er seine Auswanderung in die Niederlande und wohnte vorübergehend im Hofweg 45/III. Da er Niederländer war, war es ihm möglich, Umzugsgut nach Prüfung durch den Zoll mitzunehmen. Die meisten Sachen wurden Ende Dezember verladen, aber ein Teil blieb zurück und konnte nur unter großem bürokratischem Aufwand nachgeholt werden. In einem Ermittlungsbericht der Zollfahndungsstelle vom 19. Dezember 1938 hieß es: "Das Umzugsgut des Juden Ivan Levie, Hamburg, Bismarckstraße 104 habe ich am 16. ds. Mts. in Gegenwart des Vetters Julius Levie, Hamburg, Gneisenaustr. 5 geprüft. Die Prüfung hat zu keinen Beanstandungen geführt, …"

Die Devisenstelle beim Oberfinanzpräsidenten erlaubte ihm, einen Betrag von 3.500 Reichsmark zur Gründung einer neuen Existenz auszuführen. Am 22. November 1938 wurde Iwan Lewie als Einwohner der Stadt Amsterdam eingetragen. Auch in den Niederlanden versuchte er, sich seinen Lebensunterhalt als Vertreter von Herrenbekleidung zu verdienen. In Amsterdam wohnte er wie seine Tante Helena und sein Vetter Julius Levie (s. dort) in der Valkenburgerstraat, allerdings in einem anderen Haus, der Nummer 8 im ersten Stock. Wann er ins Lager Westerbork eingeliefert wurde, ist nicht bekannt. Am 19. Oktober 1942 wurde er nach Auschwitz deportiert und dort am 22. Oktober ermordet. Seine Schwester Lea, die Mitte 1939 in die Niederlande flüchtete, war seit dem 14. Oktober 1942 in Westerbork und wurde zusammen mit ihrem Bruder nach Auschwitz deportiert.

© Susanne Lohmeyer

Quellen: 1;2 (FVg 5515); 4; 5; StaH 332-5 Standesämter, 8093 + 281/1928; StaH 332-5, 2132 + 4874/1886; StaH 332-5, 2082 + 4181/1884; StaH 332-5, 1935 + 4137/1878; www.joodsmonument.nl; Auskunft Jose Martin, Joodse Monument, v. 23.1.2012; HAB II 1919, 1928, 1937; HAB IV 1937; Carmen Smiatacz, Stolpersteine in Hamburg-Barmbek, S. 126f.

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