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Bereits verlegte Stolpersteine



Channa Wiener (geborene Niessengart) * 1888

Eichenstraße 22 (Eimsbüttel, Eimsbüttel)


HIER WOHNTE
CHANNA WIENER
GEB. NIESSENGART
JG. 1888
DEPORTIERT 1941
MINSK
???

Weitere Stolpersteine in Eichenstraße 22:
Betty Holstein, Ellen Kämpfer, Jacob Wiener

Channa (Anna) Wiener, geb. Niessengart, geb. am 5.8.1888 in Odessa, deportiert am 8.11.1941 nach Minsk
Jacob Wiener, geb. am 8.5.1879 in Regensburg, deportiert am 8.11.1941 nach Minsk

Eichenstraße 22

Hamburg war nie der Lebensmittelpunkt von Jacob Wiener. Er lebte eigentlich in Regensburg. Warum er um 1940 nach Hamburg kam, wissen wir nicht. Eine seiner Schwestern, Marie oder Maria, starb im Januar 1940 in Regensburg. Eine andere Schwester, Frieda Kohn, geb. Wiener, lebte in Hamburg.

Jacob Wieners Eltern waren Moritz Wiener und Ida, geb. Wiener. In Regensburg lebten zur Zeit von Jacobs Geburt fast 700 Juden. In einer Liste aus dem Jahr 1925, in der die wahlberechtigten Männer der Kultusgemeinde Regensburg aufgeführt sind, ist auch der Name Jacob Wiener verzeichnet. Bei der Hamburger Jüdischen Gemeinde wurde er im März 1940 registriert, wahrscheinlich als Zwangsmitglied der Reichsvereinigung, als deren Zweigstelle die Gemeinde jetzt galt.

Channa Niessengart und Jacob Wiener heirateten am 29. März 1940. Jacob Wiener gab gegenüber dem Oberfinanzpräsidenten an, er habe seinen ständigen Wohnsitz in Regensburg. Er war vermögend und bestritt seinen Lebensunterhalt aus Mieteinnahmen. Im Februar 1940 hatte das Finanzamt Regensburg-Stadt eine Pfändung hinsichtlich seines Erbteils in Höhe von 23.624,85 Reichsmark (RM) verfügt, weil er die "Judenvermögensabgabe" zahlen musste. Er erbte nämlich das Vermögen seiner verstorbenen Schwester und teilte sich dies mit der Schwester Frieda, die in Hamburg lebte. Im Mai 1940 kam es zu einer "Sicherungsanordnung". Jetzt durfte er nur noch über einen monatlichen Freibetrag von 300 RM verfügen. Er wohnte bis April 1940 in der Wrangelstraße 10 im dritten Stock. Zum 1. Mai zog er in die Eichenstraße 22 um.

Seine Frau Channa war gebürtig aus Odessa, der russischen Vielvölkerstadt am Schwarzen Meer. Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten in Odessa etwa 180.000 Juden. Laut Deportationsliste war Channa Wiener, geb. Niessengart, Näherin. Ihr Geburtsdatum ist nicht ganz klar. Auf der Kultussteuerkarteikarte wurde der 20.7.1888 eingetragen, im Gedenkbuch hieß es 5.8.1888. Channa hatte einen Sohn Gregor Alexander, der am 28.10.1919 in Hamburg geboren wurde. Für ihn liegt ein Stolperstein in der Isestraße 61. In den 1920er Jahren hatten Mutter und Sohn in Altona gewohnt.

Als Channa und Jacob Wiener am 8. November 1941 deportiert wurden, wohnten sie in der Eichenstraße 22 bei Holstein (s. Betty Holstein und Ellen Kämpfer). Die Schwestern Betty Holstein und Ellen Kämpfer wurden noch vor den Wieners nach Lodz deportiert. Im November wollten Channa und Jacob Wiener in die Haynstraße 7 zu Frau Sara Blut-Clemens ziehen. Dazu kam es nicht mehr.

Jacob Wieners Schwester Frieda Kohn, wohnhaft Hansaplatz 8 in Hamburg, wurde am 19. Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert und am 21. September desselben Jahres in Treblinka ermordet.

© Susanne Lohmeyer

Quellen: 1; 2 (R1938/3446); 4; 5; HAB II 1941 und 1942; Christa Fladhammer, Stolpersteine in der Hamburger Isestraße, S. 166f.; Siegfried Wittmer, Regensburger Juden, S. 184 und 245.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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