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Bereits verlegte Stolpersteine



Ludwig Philipp * 1884

Heinrich-Barth-Straße 11 (Eimsbüttel, Rotherbaum)

1941 Lodz
ermordet

Weitere Stolpersteine in Heinrich-Barth-Straße 11:
Anna Arendar, Mendel Arendar, Edith Philipp, Claus Salig

Ludwig Philipp, geb. 3.12.1884, deportiert am 25.10.1941 ins Getto Lodz

Ludwig Philipp, geb. am 3.12.1884 in Hamburg, war der Sohn von Bernhard und Sophie Philipp, geb. von Halle. Die Familie lebte in der Innenstadt, Marktstraße 20.

Ludwig besuchte die staatliche Volksschule. Als er zwölf Jahre alt war, nahm er am jüdischen Religionsunterricht teil. Nach dem Schulabschluss erlernte er den Beruf des Kontoristen. Am 16. Dezember 1902, im Alter von 18 Jahren, ging er nach England und lebte dort bis Juli 1918. Es ist uns nicht bekannt, welchen Beruf er dort ausübte.

Wieder zurück in Hamburg, zog Ludwig noch am 12. August 1918 als Soldat in den Ersten Weltkrieg (dieser endete am 11.11.1918). Er diente als "Musketier", d. h. als Soldat der Infanterie. Zweieinhalb Monate nach seinem Eintritt in die Reichswehr erkrankte er mit einem Lungenleiden und einer Rippenfellentzündung und wurde ins Lazarett eingeliefert, wo er über das Kriegsende hinaus blieb, bis er am 31. Januar 1919 entlassen wurde. Doch seine Gesundheit hatte nachhaltigen Schaden davongetragen, was sich negativ auf seine Möglichkeiten, eine Erwerbstätigkeit aufzunehmen, auswirkte. Mehrfach versuchte er, Unterstützung bei der Wohlfahrtsbehörde zu erhalten, die jedoch stets abgelehnt wurde. Am 15. Oktober 1922 heiratete Ludwig die ebenfalls jüdische Hedwig, geb. Hoffmann. Das Paar lebte in der Renzelstraße 15 II zur Untermiete bei der Familie Stapelfeld. Zu dieser Zeit nahm Ludwig Philipp Wäscheartikel in Kommission, die er zu verkaufen versuchte. Am 6. Juli 1927 konnte er dann wieder in seinem Beruf arbeiten: Er fand eine Stelle als kaufmännischer Angestellter bei der Reederei Arnold Bernstein.

Seiner Ehe war weniger Glück beschieden, sie zerbrach und die Eheleute ließen sich Anfang 1930 scheiden. Ludwig Philipp zog in die Wagenfelderstr. 10. Wenige Wochen später heiratete er am 16. Mai 1930 die ebenfalls jüdische Edith, geb. Lichtenstein, aus Oberhausen. Sie zog zu ihm nach Hamburg. Am 1. Oktober 1935 wechselte das Ehepaar in die Barmbekerstraße 85 II.

Während andere Unternehmen während der Weltwirtschaftskrise tiefe Einbrüche oder Konkurse verzeichneten, ging es Ludwig Philipps Arbeitgeber gut. Arnold Bernstein nutzte geschickt alle Möglichkeiten zu expandieren: 1928 gründete er die Arnold Bernstein Steamship Co. mit Sitz in New York, 1934 in Kooperation mit den Zionisten nach Verhandlungen mit der NS-Regierung die Palestine Shipping Co. mit Sitz in Haifa und 1935 kaufte er die amerikanisch-britische Red Star Line hinzu. Angesichts der massenhaften Emigration aus Deutschland wäre die Entwicklung wohl noch eine Zeitlang weiter positiv verlaufen, hätte nicht die Zollfahndungsstelle ein Devisenstrafverfahren gegen Bernstein eröffnet. Es endete mit einer Haftstrafe für den Reeder, dem Zwangsverkauf des Unternehmens und der nachfolgenden Entlassung aller jüdischen Mitarbeiter, zu denen auch Ludwig Philipp zählte. Am 6. Oktober 1937 wurde er arbeitslos. Nun ohne das feste Einkommen, musste das Ehepaar seine Wohnung aufgeben. Es zog einige Monate später, am 17. März 1938, in die Heinrich-Barth-Straße 11 in den dritten Stock, wo es bei der Familie Wallach als Untermieter lebte.

Ludwig blieb bis zum Januar 1939 arbeitslos und stellte in dieser Zeit Anträge auf Arbeitslosenunterstützung. Dann erhielt er eine Anstellung beim Jüdischen Hilfsverein. Diese Hilfsorganisation arbeitete mit der Jüdischen Gemeinde zusammen. Sie finanzierte ärmeren Emigranten die Fahrtkosten oder das Vorzeigegeld, das manche Emigrationsländer forderten. Obwohl Ludwig Philipp bei Arnold Bernstein und auch beim Jüdischen Hilfsverein stets mit der Emigration anderer Juden zu tun hatte, finden sich keine Hinweise in den Akten, dass er für sich und seine Frau diesen Schritt hatte gehen wollen. Er arbeitete beim Hilfsverein, bis Edith und er den Deportationsbefehl für den Transport am 25. Oktober 1941 ins Getto Lodz erhielten.

Dort angekommen, lebten die Eheleute zunächst in der Heuhlgasse und ab 6. Januar 1942 in der Cranachstraßw 15, Wohnung 43.

Über Ludwig Philipps weiteres Leben, seine Arbeit im Getto und den Todeszeitpunkt ist nichts bekannt. Wie auch andere Opfer des Holocaust wurde er nach dem Krieg auf den 8. Mai 1945, das Kriegsende, für tot erklärt.
Der Stolperstein für Ludwig Philipp wurde in der Heinrich-Barth-Straße 11, seinem letzten Wohnort in Hamburg, ein Stolperstein verlegt.

Stand Juli 2014

© Olga Dyundikova

Quellen: StaHH, 314-15 Oberfinanzpräsident; StaHH 351-11 Amt für Wiedergutmachung; StaHH 522-1 Jüdische Gemeinden, 992b, Kultussteuerkartei der Deutsch-Israelitischen Gemeinde Hamburgs, Archivum Panstowe w Lodzi, div. Dokumente; Frank Bajohr, "Arisierung" in Hamburg. Die Verdrängung der jüdischen Unternehmer 1933–1945, Hamburg 1997, S. 204 ff.

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