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Bereits verlegte Stolpersteine



Otto Zimak * 1879

Heinrich-Barth-Straße 17 (Eimsbüttel, Rotherbaum)


HIER WOHNTE
OTTO ZIMAK
JG. 1879
DEPORTIERT 1941
RIGA
ERMORDET 22.2.1942

Weitere Stolpersteine in Heinrich-Barth-Straße 17:
Arnold Cohn, Chana Cohn, Sally Cohn, Jettchen Israel, Frieda Mendel, Albert Rosenberg, Bertha Rosenberg, Helen(e) Zimak

Otto Zimak, geb. am 26.5.1879 in Gilgenburg, deportiert am 6.12.1941 nach Riga-Jungfernhof, dort gestorben am 22.2.1942
Helene Zimak, geb. Rosenberg, geb. am 1.2.1874 in Stuhm, deportiert am 6.12.1941 nach Riga-Jungfernhof, dort ermordet am 10.2.1942

Heinrich-Barth-Straße 17

Otto Zimak (Familienname auch Zimmak geschrieben) wurde in Gilgenburg/Ostpreußen als drittältestes von sechs Kindern des Kaufmanns Wolf Zimak und seiner Frau Julie Zimak geb. Simson geboren.

Von Otto Zimaks Kindheit und Jugend ist uns nichts bekannt.

Am 6. März 1902 heiratete Otto Zimak die am 1. Februar 1874 in Stuhm/Westpreußen geborene Tochter von Lewin und Sophie Rosenberg, Helene Rosenberg.

Die beiden führten in der Stadt Pestlin/Kreis Stuhm ein Lebensmittelgeschäft. Am 8.2.1906 wurde ihre Tochter Frieda geboren und ein Jahr später, am 18.11.1907, kam Sohn Leonhard Lewin zur Welt.

Otto Zimak soll – so sein Enkel Fred – Sozialdemokrat gewesen sein. Nach dem Versailler Vertrag stimmten die Einwohner des Kreises Stuhm darüber ab, ob dieser bei Preußen/dem Deutschen Reich verbleiben oder Polen zugeschlagen werden sollte. Otto Zimak engagierte sich für den Verbleib bei Deutschland.

Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme gingen die Einkünfte aus dem Lebensmittelladen zurück, das Geschäft wurde boykottiert und beschmiert. Schließlich waren Zimaks gezwungen, ihr Geschäft weit unter Wert zu verkaufen. Damit hatten sie die Lebensgrundlage verloren und verließen ihre Heimat.

1937 zogen Otto und Helene mit ihrem Sohn Leonhard nach Hamburg in die Heinrich-Barth-Straße 17 zu ihrer Tochter Frieda, die bereits seit 1935 in Hamburg lebte. Sie war mit dem nichtjüdischen Wendelin Richert verheiratet.

1940 wurde die Familie Zimak gezwungen, die Wohnung aufzugeben und in das benachbarte "Judenhaus" in der Rutschbahn 15 zu ziehen. Dort erhielten sie den Deportationsbefehl für den Transport am 6. Dezember 1941 Richtung Osten.

Ursprünglich sollte der Transport ins Getto Riga führen. Doch dann wurde er in das Behelfslager Jungfernhof geleitet. Der Jungfernhof war ein Staatsgut und sollte eigentlich zum landwirtschaftlichen NS-Musterbetrieb aufgebaut werden. Nun wurde er in ein Lager umgewandelt, die dort eingetroffenen Juden mussten in Scheunen und Viehställen unterkommen.

Von der Familie Zimak überlebte nur Leonhard. Er berichtete nach dem Krieg darüber, wie sich die Hamburger Deportierten mühsam einrichteten. Seine Mutter Helene sei an Brechdurchfall erkrankt und am 10. Februar 1942 zusammen mit 600 anderen älteren Insassen auf Lastkraftwagen geladen, weggebracht und ermordet worden. Sein Vater Otto Zimak, durch die Kälte und Hunger geschwächt, starb "friedvoll" in Leonhards Armen am 22. Februar 1942. Er wurde auf dem Jungfernhof im Massengrab beigesetzt.

Frieda Richert geb. Zimak und ihr Ehemann wurden 1943 nach Luftangriffen auf Hamburg nach Kalmsee/Westfalen evakuiert. Dort denunzierte jemand Frieda als Jüdin, sie wurde festgenommen und kam am 17. April 1944 in das KZ Stutthof bei Danzig. Bei der Evakuierung des Konzentrationslagers im März 1945 wurde sie auf dem "Todesmarsch" durch die Rote Armee befreit und kehrte nach Hamburg zu ihrem Mann zurück.

Leonhard Zimak selbst überlebte. Nach einer Lagerodyssee gelangte er gegen Kriegsende wieder nach Hamburg ins KZ Fuhlsbüttel und von dort bei der Räumung des Lagers nach Kiel-Russee, wo das schwedische Rote Kreuz die Häftlinge am 1. Mai 1945 übernahm. Am 2. Mai befand er sich bereits in Schweden in Sicherheit. Er beschrieb in Briefen das Schicksal seiner Familie (Bericht s. www.stolpersteine-hamburg.de unter Heinrich (Henoch) Herbst).

Stand Mai 2016

© André Avé

Quellen: www.bundesarchiv/gedenkbuch (Zugriff: 10.01.2014), http://hem.bredband.net/zimmak (Zugriff: 10.1.2014 ); Dieter Schenk: Danzig 1930–1945 – Das Ende einer Freien Stadt, Berlin 2013; Daniel Bogacz: Fremde in einer freien Stadt – Deutsche, Polen und Juden in Danzig 1920–1939, Diss. Bonn 2004; Samuel Echt: Die Geschichte der Juden in Danzig, Leer 1972; Hamburger Adressbücher 1937–1943; Beate Meyer: Die Verfolgung und Ermordung der Hamburger Juden 1933–1945, Hamburg 2006; StaHH – Amt für Wiedergutmachung; Gertrude Schneider: The Unfinished Road: Jewish Survivors of Latvia Look Back, Greenwood 1991; Erinnerungen von Leonhard Zimak www.stolpersteine-hamburg.de (unter Heinrich (Henoch) Herbst; e-mail Fred Zimmak v. 20.5.2015.

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