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Bereits verlegte Stolpersteine



Isaak Wertheimer * 1898

Rutschbahn 3 (Eimsbüttel, Rotherbaum)


HIER WOHNTE
ISAAK WERTHEIMER
JG. 1898
FLUCHT 1937 HOLLAND
DEPORTIERT 1943
AUSCHWITZ
ERMORDET

Weitere Stolpersteine in Rutschbahn 3:
Ruth Wertheimer, Marion Wertheimer, Heinz Wertheimer

Isaak Wertheimer, geb. am 11.10.1898 in Hardheim/Baden, aus den Niederlanden am 7.9.1943 nach Auschwitz deportiert, dort ermordet am 31.3.1944.

Rutschbahn 3

Isaak kam als jüngster Sohn von Emanuel Wertheimer und seiner zweiten Frau Marianne, geb. Bachmann, zur Welt. Der Junge wuchs ohne seine Mutter auf, da diese noch vor seinem dritten Geburtstag verstarb. Der Vater starb am 3. Oktober 1926.
Aus der ersten Ehe seines Vaters mit Ida Wertheimer, geb. Lengfeld, die 1890 verstorben war, hatte Isaak zudem zwei Halbbrüder und eine Halbschwester. Naftalie verstarb bereits 1901 an kurzer aber schwerer Krankheit.

Isaak kam erstmals im Jahr 1925 nach Hamburg. Er arbeitete als Vertreter und war ab Oktober 1925 in der Jüdischen Gemeinde der Hansestadt gemeldet. Er zog in kurzer Zeit mehrfach um und verließ die Stadt nach nur einem halben Jahr wieder, um nach Karlsruhe zu gehen. 1930 kehrte er dann zurück nach Hamburg und trat im Mai 1930 wieder in die Jüdische Gemeinde ein.
Am 1. September 1931 meldete er sein eigenes Fensterreinigungsinstitut unter dem Namen "Blitz-Blank" an. Dieses führte er zunächst von seiner Wohnung in der Rutschbahn 3 aus, wo er zur Untermiete bei Oppenheim lebte und einen Mitarbeiter beschäftigte.

Nach anfänglichen Schwierigkeiten und finanziellen Problemen, scheint das Geschäft – vor allem nach der Hochzeit mit Ruth Cohen am 12. August 1932 – größeren Auftrieb bekommen zu haben. Er konnte seinen Kundenkreis weiter ausbauen und vergrößern und arbeitete vor allem für namhafte Großkunden, darunter die Jüdische Gemeinde mit der großen Synagoge am Bornplatz. Außerdem gehörten die Warenhäuser Karstadt und Tietz – ab 1935 das Alsterhaus – sowie die Modehäuser Gebr. Hirschfeld und Gebr. Robinsohn, beide am Neuen Wall ansässig, und das Bankhaus Warburg dazu. Isaak Wertheimer konnte bei dieser guten Geschäftslage ein oder zwei zusätzliche Mitarbeiter einstellen.

Kultussteuer allerdings zahlte er kaum.
Ein Jahr nach der Hochzeit mit Ruth kam das erste Kind des Paares, die Tochter Marion (siehe dieselbe), zur Welt. Am 14. Februar 1935 zog die junge Familie dann erstmals innerhalb Hamburgs um, in Erwartung des zweiten Kindes in eine größere Wohnung in der Bornstraße 26. Am 9. Juli kam dann der Sohn Heinz-Emanuel (siehe derselbe) zur Welt. Ein weiteres Jahr später – am 2. Juli 1936 – wechselte die Familie erneut eine größere Wohnung, dieses Mal in der Rothenbaumchaussee 101/103.

Mit Zuspitzung der politischen Lage, besonders nach dem Erlass der Nürnberger Gesetze von 1935, veränderte sich auch das Leben der Wertheimers stark. Isaaks Geschäft erlitt Einbußen. Daher entschied er sich Ende des Jahres 1936, das Deutsche Reich zu verlassen und emigrierte in die Niederlande. Ab dem 10. Dezember war er in Amsterdam gemeldet.

Nachdem er sich um Unterkunft und Arbeit – zunächst als Kaufmann in Eisen – gekümmert hatte, kamen auch seine Frau und seine Kinder im Februar 1937 nach Amsterdam.

Nach anfänglichen Schwierigkeiten und mehrfachen Umzügen wohnte die Familie ab November 1938 in der Nieuwe Prinsengracht 114 in Amsterdam. Kurz darauf nahm Isaak seine Arbeit als Fensterputzer wieder auf. Ab 1942 arbeitete er beim "Joodse Invalide" in Amsterdam. Dies war eine Kombination aus Pflege- und Krankenhaus, wo behinderte und/oder ältere Juden aufgenommen und gepflegt wurden. Das Heim wurde am 1. März 1943 von den Nationalsozialisten geräumt, alle Patienten und Angestellten verhaftet und deportiert. Isaak blieb ausgenommen und arbeitete offensichtlich weiter beim "Joodse Invalide".

Auch ein zweites Mal konnte er einer Verhaftung entgehen, als im Mai 1943 Ruth, Marion und Heinz-Emanuel im KZ Westerbork inhaftiert wurden. Ihre Festnahme erfolgte wahrscheinlich im Rahmen einer Razzia in Amsterdam, die einen Tag vor ihrer Einlieferung ins Lager stattgefunden hatte. Etwa 3000 Juden wurden dabei verhaftet und inhaftiert.

Zwar wurden seine Frau und die beiden Kinder zwei Monate später wieder aus dem Lager entlassen, doch währte die Freude über die zurückgewonnene Freiheit nicht lange. Bereits eine Woche später – am 24. Juli – wurde die gesamte Familie Wertheimer nach Westerbork verbracht. Ursprünglich als Flüchtlingslager für die deutschen Juden eingerichtet, wurde es nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in den Niederlanden zu einem KZ und Durchgangslager umfunktioniert, von wo aus die Transporte in die Vernichtungslager im Osten abfuhren. So blieben auch Isaak und seine Familie nicht lange im Lager, sondern wurden am 7. September nach Auschwitz deportiert. Der Transport erreichte das Vernichtungslager drei Tage später. Während Ruth, Marion und Heinz-Emanuel wahrscheinlich gleich nach ihrer Ankunft ermordet wurden, wurde Isaak dagegen noch als Häftling aufgenommen um Zwangsarbeit zu verrichten. Vermutlich an deren Folgen verstarb er am 31. März 1944 im Alter von 45 Jahren.

Akten über seine Ermordung und auch die seiner Frau und seiner Kinder sind nicht erhalten. So wurde Isaak später auf den 31. Dezember 1945 für tot erklärt.

Isaak hatte drei ältere Schwestern, Berta, Helene und Dina sowie eine jüngere Schwester namens Ida. Sie alle fielen dem Holocaust zum Opfer: Helene und Ida kamen – ebenso wie ihr Bruder – in Auschwitz ums Leben. Außerdem hatte Isaak zwei ältere Brüder. Anselm war bereits 1918 gefallen, als er als Soldat im Ersten Weltkrieg gekämpft hatte. Sein anderer Bruder Willy, zu dem er immer ein enges Verhältnis gepflegt hatte, konnte überleben, weil er in die USA emigrierte. Er lebte in New York City. Isaaks Halbbrüder Felix und Julius aus der ersten Ehe seines Vaters fielen dem Holocaust zum Opfer, sie kamen in Sobibor und Riga ums Leben.

Stand Oktober 2014

© Anna-Katharina Kresin

Quellen: StaHH, 351-11 Amt für Wiedergutmachung, 20789 Isak Wertheimer; StaHH, 522-1 Jüdische Gemeinden, 992b, Kultussteuerkartei der Deutsch-Israelitischen Gemeinde Hamburg, Kultussteuerkarte Isak Wertheimer; StaHH, 351-11 Amt für Wiedergutmachung, 38501 Ruth Wertheimer; www.bundesarchiv.de/gedenkbuch (Zugriff 29.07.2014); Meyer, Beate (Hg.): Die Verfolgung und Ermordung der Hamburger Juden 1933–1945. Geschichte. Zeugnis. Erinnerung. Hamburg 2007, S. 19–22.; www.joodsmonument.nl (Zugriff 29.07.2014); Stadsarchief Amsterdam, A64-24 Wertheimer, Isak; www.annefrank.org/de/Subsites/Zeitleiste (Zugriff 29.07.2014); Gutman, Israel (Hg.): Enzyklopädie des Holocaust. Band 3: Q–Z. München 1998.

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