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Bereits verlegte Stolpersteine



August Schmidt * 1884

Rathausmarkt 1 (links vor dem Rathaus) (Hamburg-Mitte, Hamburg-Altstadt)


AUGUST SCHMIDT
MDHB 1928 – 1931 KPD
JG. 1884
VERHAFTET 1935
UNTERSUCHUNGSHAFT
1936 GEFÄNGNIS HAMBURG
TOT AN HAFTFOLGEN
3.8.1939

Weitere Stolpersteine in Rathausmarkt 1 (links vor dem Rathaus):
Kurt Adams, Etkar Josef André, Bernhard Bästlein, Adolf Biedermann, Gustav Brandt, Valentin Ernst Burchard, Max Eichholz, Hugo Eickhoff, Theodor Haubach, Wilhelm Heidsiek, Ernst Henning, Hermann Hoefer, Franz Jacob, Friedrich Lux, Fritz Simon Reich, Otto Schumann, Theodor Skorzisko, Ernst Thälmann, Hans Westermann

August Friedrich Schmidt, geb. 13.7.1884 in Königsaue bei Quedlinburg, gestorben am 3.8.1939 in Hamburg an den Haftfolgen

Der Kommunist August Schmidt war vier Jahre Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft.

Er wurde in Königsaue bei Quedlinburg geboren, besuchte die Volksschule und verdingte sich als Landarbeiter. 1906 zog er nach Hamburg, arbeitete zunächst auf einer Werft und fand später eine Anstellung am Staatskai. In einer Zeit, in der Hamburg eine Hochburg der Gewerkschaften und der Sozialdemokratie war, trat er 1907 der SPD bei. Gleichzeitig gehörte er dem Verband der Hafenarbeiter an, einer der größten Gewerkschaften Hamburgs.

Am Ende des Ersten Weltkriegs trat August Schmidt zur Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei (USPD) über, die sich aus Protest gegen die Kriegsunterstützung von der SPD abgespalten hatte. August Schmidt war dort zeitweise Bezirksführer. Ende 1920 schloss er sich mit der Mehrheit der Hamburger USPD unter der Führung Ernst Thälmanns der KPD an. Für diese war er von 1927 bis 1931 Abgeordneter der Hamburgischen Bürgerschaft. Er setzte sich hier vor allem für die Interessen der Hafenarbeiter ein. Als Mitglied im Hafenerweiterungsausschuss befasste er sich mit der Erarbeitung von Bauprojekten. Außerdem war er Mitglied des Beschwerdeausschusses für das Wohnungsamt.

Seit 1924 engagierte sich August Schmidt in der "Roten Hilfe", einer KPD-nahen Organisation, die vor allem inhaftierte Mitglieder des kommunistischen Rotfrontkämpferbundes, Gewerkschafter und andere politische Häftlinge und ihre Angehörigen unterstützte.

Ende der 1920er Jahre war er in Hamburg am Aufbau der "Revolutionären Gewerkschaftsopposition" (RGO) beteiligt. Mit dem neugegründeten "Einheitsverband der Seeleute, Hafenarbeiter und Binnenschiffer Deutschlands" beteiligte sich August Schmidt 1928/29 an der Organisation von Arbeitsniederlegungen im Hafen. Als Rudolf Wissel, preußischer Minister und Mitglied des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB), nach 14 Wochen den Arbeitskampf für beendet erklärte, ohne dass die beteiligten Arbeiter Ergebnisse erzielen konnten, weigerte sich ein Teil der Arbeiter, den Streik aufzugeben. Die sozialdemokratische Polizeiführung ging daraufhin hart gegen die Streikenden vor. In diesem Zusammenhang richtete August Schmidt in der Bürgerschaft heftige Angriffe gegen den sozialdemokratischen Polizeipräsidenten Adolph Schönfelder.

Nach dem Reichstagsbrand im Februar 1933 wurde mit der "Notverordnung zum Schutz von Volk und Staat", die wesentliche Grundrechte außer Kraft setzte, die KPD in die Illegalität gedrängt. August Schmidt arbeitete in der nun illegalen KPD weiter, er war bis zu seiner Verhaftung am 17. September 1935 Leiter der Stadtteilgruppe Winterhude. Nach monatelanger Untersuchungshaft wurde er 1936 zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Seine Todesumstände sind ungeklärt. Er soll schwer gezeichnet aus dem Gefängnis entlassen worden sein und verstarb am 3. August 1939.

Das Haus Geibelstraße 24 steht nicht mehr. Nur die benachbarten Häuserzeilen vermitteln einen Eindruck davon, wie August Schmidt gelebt haben mag.
Für die 1995 erschienene Broschüre der Bürgerschaft zum Gedenken an die "Opfer totalitärer Verfolgung" hat der Autor Frank Müller sein Leben und Wirken recherchiert.

Im Treppenaufgang zum Plenarsaal des Hamburger Rathaus befindet sich eine Gedenktafel für die "Opfer totalitärer Verfolgung". Die Namen der Bürgerschaftsabgeordneten, die Opfer nationalsozialistischer Verfolgung wurden, werden darauf nicht erwähnt.
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Die "rote" Geibelstraße

Wie manch andere Straße in Arbeitervierteln war die "rote Geibelstraße" den Nationalsozialisten ein Dorn im Auge. Aus Protest hängten dort die Frauen am 1. Mai 1933 ihre roten Bettinletts zur "Beflaggung" aus den Fenstern. Wie Zeitzeugen sich erinnern, wurde die Geibelstraße des öfteren von der SA aufgesucht, um Wohnungen zu durchsuchen und Verdächtige zu verhaften.
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© Christine Meier

Quellen: Frank Müller, Mitglieder der Bürgerschaft – Opfer totalitärer Verfolgung, 2. Auflage, Hamburg 1995; Ursel Hochmuth/Gertrud Meyer, Streiflichter aus dem Hamburger Widerstand 1933–1945, Frankfurt am Main 1980.


August Friedrich Schmidt MdHB

August Friedrich Schmidt kam am 13. Juli 1884 in Königsaue bei Quedlinburg zur Welt, wo er nach Abschluss der Volksschule zunächst als Landarbeiter tätig war. 1906 siedelte er nach Hamburg über. Hier fand er zunächst Beschäftigung auf einer Werft im Hafen, die er später jedoch für eine Anstellung am Staatskai aufgab.

In der Hansestadt, die im Verlauf der starken Industrialisierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einer sozialdemokratischen Hochburg geworden war, schloss sich August Schmidt 1907 der SPD an. Daneben war er Mitglied im "Verband der

Hafenarbeiter", der neben dem "Transportarbeiter-" und dem "Seeleuteverband" zu den größten Gewerkschaftsorganisationen in Hamburg zählte.

Über die folgenden zehn Jahre von Schmidts Leben lässt sich kaum etwas rekonstruieren. Während des Ersten Weltkrieges scheint er u.a. über die Frage der Bewilligung von Kriegskrediten mit der Parteiführung gebrochen zu haben. Bei Kriegsende wurde August Schmidt Mitglied der USPD und stand zeitweilig als einer ihrer Bezirksführer an der Seite Ernst Thälmanns. Unter dessen Führung schloss er sich Ende 1920 zusammen mit der Mehrheit der Hamburger USPD-Mitglieder der KPD an.

Die zwanziger Jahre waren gekennzeichnet durch sein politisches Engagement in der Hafenarbeitergewerkschaft und ab 1924 in der "Roten Hilfe", die sich u.a. zum Ziel gesetzt hatte, inhaftierte Kommunisten und deren Angehörige materiell wie moralisch zu unterstützen.

Von 1927 bis 1931 gehörte August Schmidt der Hamburger Bürgerschaft an. Hier setzte er sich beharrlich für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen im Hafen ein und war als Mitglied des "Hafenerweiterungsausschusses" an der Erarbeitung von Bauprojekten im Hafen beteiligt. Meist widmete er sich den Anliegen der Hafenarbeiter, forderte u.a. den verstärkten Einsatz moderner Maschinen, eine bessere Belüftung der Schuppen, den Ausbau von sog. "Eßeinrichtungen" und Sanitäranlagen. Darüber hinaus war er Mitglied im Beschwerdeausschuss für das Wohnungsamt, woraus sich ein zweiter Schwerpunkt seiner parlamentarischen Tätigkeit ergab.

Ab Ende der 1920er Jahre war Schmidt führend am Aufbau der "Revolutionären Gewerkschaftsopposition" beteiligt. Ziel war es, den während der wirtschaftlichen und politischen Stabilisierungsphase nach 1924 verlorenen Einfluss der KPD in den Betriebsräten und den Arbeitnehmerverbänden durch eine radikal "linke" Politik zurückzugewinnen. Auf Weisung der "Roten Gewerkschaftsinternationale" wurde versucht, den Kampf gegen den "Hauptfeind Sozialdemokratie" auf ein breiteres Fundament zu stellen. Mit Hilfe der RGO sollten die unter dem Dach des ADGB zusammengefassten, sozialdemokratisch orientierten Gewerkschaften, die 1930 etwa 4,8 Millionen Mitglieder zählten, gespalten werden.

1929 war Schmidt, der sich in dem neugegründeten "Einheitsverband der Seeleute, Hafenarbeiter und Binnenschiffer Deutschlands" betätigte, an der Organisation spontaner Arbeitsniederlegungen im Hafen beteiligt. Nach dem harten Durchgreifen der Hamburger Polizeiführung richtete er im Parlament heftige Angriffe gegen den sozialdemokratischen Polizeiherrn Adolph Schönfelder.

Mit dem faktischen Verbot der KPD im Anschluss an die "Reichstagsbrandverordnung" vom 28. Februar 1933 verlagerte sich Schmidts politische Arbeit in den Untergrund. Bis zu seiner Verhaftung am 17. September 1935 führte er die illegale Stadtteilorganisation der KPD in Winterhude. Nach mehrmonatiger Untersuchungshaft wurde er 1936 zu einer zweijährigen Gefängnisstrafe verurteilt.

Der genaue Hintergrund des Todes von Alfred Schmidt am 3. August 1939 ist ungeklärt. Es ist mündlich überliefert, dass er schwer gezeichnet aus dem Gefängnis entlassen und schließlich an den Folgen seiner Haft verstorben sei.

© Text mit freundlicher Genehmigung der Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg (Hrsg.) entnommen aus: Jörn Lindner/Frank Müller: "Mitglieder der Bürgerschaft – Opfer totalitärer Verfolgung", 3., überarbeitete und ergänzte Auflage, Hamburg 2012

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