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Valerin Golubew * 1944
Wasserkamp (Hamburg-Nord, Ohlsdorf)
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ZWANGSARBEITSLAGER
WASSERKAMP
VALERIN GOLUBEW
GEB. 8.1.1944
ERMORDET 21.3.1944
Weitere Stolpersteine in Wasserkamp :
Wassili Efimow
Valerin Golubew, geb. am 8.1.1944 in Oredehs/Leningrad/ heute St. Petersburg, verstorben am 21.3.1944 in Hamburg
Wasserkamp
Valerin Golubew kam am 8. Januar 1944 in Oredehs/Leningrad zur Welt. Seine Mutter Olga Smirnow (geb. 12.5.1913 im Dorf Iwanowska/Leningrad) war griechisch-orthodoxen Glaubens und nach den Eintragungen in den Sterbedokumenten ihres Sohnes Valerin verheiratet mit Nikolai Golubew, dessen Aufenthaltsort dort als unbekannt angegeben wurde. In der Ausländermeldekartei ist Olga Smirnow jedoch ohne Kind und als ledig verzeichnet. Aus ihrer Heimat Russland/damals Sowjetunion mit ihrem kleinen Sohn Valerin nach Hamburg verschleppt, musste Olga Smirnow auf dem Ohlsdorfer Friedhof für die Firma Gustav Sundermann, Baumschulen und Gärtnerei Lokstedt, Hauptstraße 13 (heute Niendorf, Tibarg) Zwangsarbeit leisten. Sie war mit Valerin im Lager Wasserkamp in Hamburg-Klein Borstel untergebracht.
Die Ernährungs- und Lebensbedingungen waren dort für Valerin völlig unzureichend. Am 20. März 1944 wurde er zusammen mit seiner Mutter im Allgemeinen Krankenhaus Langenhorn aufgenommen, Valerin mit der Diagnose "Pneunomie", seine Mutter mit einer "Brustentzündung". Einen Tag später verstarb er dort am 21. März 1944 um 7:00 Uhr.
In der Todesanzeige des Krankenhauses ist als Todesursache "Pädatrophie" (Auszehrung – schwerster Grad der Ernährungsstörung) und "Pneumonie" (Lungenentzündung) sowie als unterzeichnender Arzt Blumenthal angegeben.
Valerin wurde 2 Monate, 1 Woche und 6 Tage alt
Neun Tage nach seinem Tod fand am 30. März 1944 seine Beisetzung auf dem Friedhof Ohlsdorf statt, Grablage Q 39, Reihe 2, Nr. 7. Ende des Jahres 1959 wurde das Grab zusammen mit mindestens 146 Gräbern der Kinder von Zwangsarbeiterinnen auf Areal Q 39 eingeebnet. Nur für acht Gräber erfolgte zuvor die Umbettung der sterblichen Überreste auf das Areal Z 35 und für vier Gräber auf das Areal Bp 74. Valerins sterbliche Überreste kamen am 7. Juli 1959 mit denen von drei unbekannten Toten in das Sammelgrab Z 35, Reihe 8, Nr. 38. Eine Grabsteinplatte mit seinem darauf eingemeißelten Namen und seinem Geburts- und Sterbedatum erinnert dort noch heute an ihn.
Olga Smirnow war vier Tage nach dem Tod ihres Sohnes Valerin wieder aus dem Krankenhaus in das Zwangsarbeiterlager Wasserkamp entlassen worden. Der Verbleib seines Vaters wurde auch zu diesem Zeitpunkt als "unbekannt" verzeichnet. Möglicherweise ist der in den Protokollen des Allgemeinen Krankenhauses Langenhorn aufgeführte Nikolai Golubew (geb. 8.12.1916 in Kiew), Valerins Vater. Er war dort am 19. Juli 1943 aufgenommen und nach drei Wochen in das "Ausbildungslager Neugraben", Behandlungsstelle Harburg, entlassen worden.
Aus Aufzeichnungen in der Ausländermeldekartei lassen sich weitere verwandtschaftliche Verbindungen vermuten: So ist wahrscheinlich Nicolei Golubew (geb. 10.5.1939 in Leningrad) der fünf Jahre ältere Bruder oder ein naher Verwandter von Valerin. Er wurde den Krankenhausaufnahmeakten nach am 6. November 1944 mit Brandwunden I. und II. Grades an Händen und Füßen in das Allgemeine Krankenhaus Alsterdorf gebracht und am 12. Dezember 1944 zurück in das Lager Wasserkamp entlassen. In der Ausländermeldekartei ist er nicht registriert.
Vielleicht ist Boris Smirnow (geb. 25.6.1941 in Leningrad) ebenfalls ein Kind von Olga Smirnow. Er war in derselben Zeit wie sie, am 22. Februar 1944, im Lager Wasserkamp untergebracht, jedoch ohne Angaben zu seinen Eltern in der Ausländermeldekartei registriert.
Stand: Januar 2023
© Margot Löhr
Quellen: StaH, 131-1 II, 518 Listen der während des Zweiten Weltkrieges in Hamburg verstorbenen und beigesetzten ausländischen Zivilarbeiter, S. 75, 259; StaH, 131-1 II, 519 Listen der von 1940 in Hamburger Krankenhäusern behandelten Ausländer, nach Nationalitäten geordnet, S. 161; StaH, 332-5 Standesämter, Sterberegister, 9951 u. 488/1944 Valerin Golubew; StaH, 332-5, Sterbefallsammelakten, 64351 u. 488/1944 Valerin Golubew; StaH, 352-8/7 Staatskrankenanstalt Langenhorn, 184 Bd. 2, S. 20; Archiv Friedhofsverwaltung Ohlsdorf, Beerdigungsregister 1944, Buch D, S. 68, 104; ITS Archives, Bad Arolsen, Valerin Golubew Sterbeurkunde Copyof 2.2.2.4 / 77084774, Olga Smirnow Doku Copyof 0.1 / 60509191, Copyof 0.1 / 57094291; Margot Löhr: Die vergessenen Kinder von Zwangsarbeiterinnen in Hamburg, 2 Bde., Hamburg 2020, Bd. 1, S. 245 (Gustav Sundermann), Bd. 2, S. 514–516 (Valerin Golubew); Friederike Littmann: Zwangsarbeit in der Hamburger Kriegswirtschaft 1939 – 1945, http://www.zwangsarbeit-in-hamburg.de, eingesehen am: 28.2.2022.