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Israel Bartfeld * 1870

Mannesallee 34 (Harburg, Wilhelmsburg)

1941 Riga

Weitere Stolpersteine in Mannesallee 34:
Sara Bartfeld

Israel Bartfeld, geb. am 10.10.1870, am 6.12.1941 nach Riga deportiert
Sara Bartfeld, geb. Fleischmann, geb. am 6.9.1902, am 6.12.1941 nach Riga deportiert

Mannesallee 34

Israel Bartfeld wurde als Sohn des Mordehof Bartfeld in Krasna (Galizien; heute: Ukraine) geboren. Er heiratete Jette oder Jetti (Jutta Channa) Krug, geboren am 5.10.1867, und lebte mit ihr in Kolomea (heute: Kolomyja, Ukraine), dem Geburtsort Jettes. Dort kamen zwei der drei gemeinsamen Töchter zur Welt: 1896 Golda und am 31.1.1899 Phaya (Berta). Im Verlauf der nächsten zwei Jahre verließ die Familie ihre Heimat und zog nach Harburg. Hier wurde am 4.10.1901 die dritte Tochter, Rosa, geboren.

Israel Bartfeld, der stets in der Textilwarenbranche tätig war, eröffnete 1908 ein Geschäft für Textilwaren und Möbel an der Wilstorfer Straße, Ecke Feldstraße (heute: Kalischerstraße) in Harburg. Am 12. Februar 1925 verlegte er sein "Konfektions- und Manufaktur­waren­ge­schäft" von Harburg nach Wilhelmsburg. Er betrieb es erst im Eckhaus Kurze Straße (heute: Otterhaken) 10, Ecke Fährstraße. Ein Jahr später, am 8. Juni 1926, ließ Israel Bartfeld seine Firma in das Handelsregister beim Amtsgericht Harburg eintragen. Die Familie lebte weiterhin in Harburg und wohnte in einer 4-Zimmer-Wohnung – in gutbürgerlichen Verhältnissen – in der Wilstorfer Straße 51.

Am 13. April 1929 starb Israels Frau Jette. Sie wurde auf dem jüdischen Fried­hof in Harburg beigesetzt. Im Jahr 1929 oder 1930 zog Israel Bartfeld mit seinem Geschäft in das Haus Fährstraße 62 und betrieb auch eine Annahmestelle für die chemische Reinigung "Rekord". Später verlegte er sein Geschäft in die Kirchenallee (heute: Mannesallee). Als der Harburger Magistrat am 6. April 1933 beschloss, jüdische Geschäfte und Warenhäuser von städtischen Aufträgen auszuschließen, stand auch die Firma "I. Bartfeld, Manufaktur, Kirchenallee 34" auf seiner Liste.

Nach dem Aprilboykott gab Israel Bartfeld das Wilhelmsburger Geschäft im Verlauf des Jahres 1933, spätestens jedoch 1934 auf. Als seine Tochter Golda, die seit 1916 mit Fritz Bartfeld, einem entfernten Verwandten, verheiratet war, im Dezember 1934 nach Palästina emigrierte, betrieb er seinen Handel mit Wäsche und Wollwaren von der Wohnung in Harburg aus. 1935 gab er den Handel auf. Im September 1937 beantragte die Industrie- und Handelskammer Hamburg, Büro Harburg, schließlich die Löschung der Firma aus dem Handelsregister.

Am 28. Oktober 1938 schob die deutsche Regierung ca. 17000 Jüdinnen und Juden aufgrund ihrer polnischen Herkunft, nach Zba˛szy´n (dt. Bentschen) in Polen ab. Zu den 1000 Personen, die gezwungen wurden ihre Heimat Hamburg zu verlassen, gehörten auch Israel Bartfeld sowie seine jüngste Tochter Rosa, deren Mann Max Bartfeld (geb. 1897) und deren Kinder Jutta (geb. 1929) und Benni (geb. 1935). Die Familie hielt sich bis zum Sommer 1939 in Zba˛szy´n auf, dann reiste sie weiter nach Osten und erreichte schließlich Verwandte, die in der Nähe von Lemberg wohnten. Von dort schickte Rosa ihrer Schwester Golda in Palästina eine letzte Nachricht. Die Familie überlebte die nationalsozialistische Verfolgung nicht.

Israel Bartfeld jedoch kehrte aus Zbaszyn nach Hamburg zurück, um seine für das Jahr 1939 geplante Auswanderung zu seiner Tochter Golda nach Palästina vorzubereiten. Er wohnte zur Untermiete bei einem seiner früheren Nachbarn in der Wilstorfer Straße 54 in Harburg. Nach dem deutschen Überfall auf Polen inhaftierte die Gestapo polnische Juden, so vom 26. bis 28. September 1939 auch Israel Bartfeld, der im Kola-Fu einsaß. Ab 24. Oktober 1939 lebte er dann im so genannten Judenhaus Schlachterstraße 40/42 in der Hamburger Neustadt.

Dort lernte er vermutlich Sara Fleischmann kennen, die bereits seit dem 16. Mai 1939 im Haus lebte. Sara Fleischmann war am 6.9.1902 in Wilna (heute: Vilnius, Litauen) geboren worden und lebte 1939 von der "Wohlfahrt".

Sara Fleischmann und Israel Bartfeld heirateten am 7. Juli 1940 und blieben in der Schlachterstraße 40/42. Sie gehörten zu denjenigen Hamburger Jüdinnen und Juden, die am 6. Dezember 1941 nach Riga deportiert wurden. Am Tag zuvor hatten sich alle Personen, die auf der Deportationsliste standen, in der "Provinzialloge Niedersachsen" in der Moorweidenstraße einzufinden. Dort wurden sie registriert, ihr Gepäck durchsucht und Leibesvisitationen durchgeführt. Die insgesamt 753 Menschen verbrachten unter entwürdigenden Umständen zusammengepfercht ihre letzte Nacht in Hamburg. Am nächsten Morgen wurden sie auf Lastwagen zum Hannoverschen Bahnhof gebracht. Israel und Sara Bartfeld überlebten nicht.

Die Stolpersteine für Sara und Israel Bartfeld liegen vor seiner letzten Geschäftsadresse, dem Haus Mannesallee 34 in Wilhelmsburg.

© Barbara Günther

Quellen: 1; 5; 6; 8; StaH, 351-11, AfW, 18191; StaH, 430-5 Magistrat der Stadt Harburg Wilhelmsburg, 1810-08; StaH, 430-64 Amtsgericht Harburg, VII B-948; StaH, 213-8 Staatsanwaltschaft Oberlandesgericht-Verwaltung, Signatur Abl. 2, 451 a E 1, 1d; (Thevs) Stolpersteine Billstedt-Horn-Borgfelde, S. 62–64; Kändler/Hüttenmeister, Friedhof, S. 236; Ellermeyer u. a. (Hrsg.), Harburg, S. 98; Apel (Hrsg.), Tod, S. 105; StaH, Wilhelmsburger Adressbücher; StaH, Harburg-Wilhelmsburger Adressbücher.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Recherche und Quellen.

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