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Daniel Braun * 1893
Kirchenstraße 21 Ecke Königstraße (Altona, Altona-Altstadt)
1941 Minsk
ermordet
Weitere Stolpersteine in Kirchenstraße 21 Ecke Königstraße:
Therese Braun
Daniel Braun, geb. am 3.1.1893 in Hamburg, deportiert am 8.11.1941 nach Minsk, ermordet
Therese Braun, geb. Nissensohn, geb. am 21.5.1897 in Hamburg, deportiert am 8.11.1941 nach Minsk, ermordet
Kirchenstraße 21 (Grüne Straße), Ecke Königstraße
"Alles, was wir tun konnten, war, uns zum Abschied auf dem Bahnsteig noch mal einen Kuss zu geben. Wir durften nicht am Fenster stehen, wir durften nicht winken. Der Zug fuhr ab."
Das ist die letzte Erinnerung, die Martha Wild an ihre Eltern Daniel und Therese Braun hat. Sie und ihre Schwester Margot konnten am 21. Mai 1939 mit einem der Kindertransporte nach England entkommen.
Daniel Braun wurde am 3. Januar 1893 in Hamburg als Sohn von Joachim und Minna Braun geboren. Er war das jüngste von acht Kindern, seine Geschwister hießen Morris, Isidor, Max, Leo, Sally, Sofie und Emilia.
Auch seine Ehefrau Therese Braun war gebürtige Hamburgerin. Sie kam am 21. Mai 1897 zur Welt und wuchs als jüngstes von sechs Kindern auf. Sie hatte drei Schwestern: Selma, geb. am 6.8.1890, Mathilde, geb. am 19.6.1894, Paula, geb. am 11.10.1895, und zwei Brüder: Bruno, geb. am 27.7.1891, und Arthur, geb. am 16.9.1892. Ihre Eltern waren der jüdische Buchdruckereibesitzer Siegmund Nissensohn und seine Frau Martha, geb. Tannenberg. Um 1900 wohnten die Nissensohns im Neuen Steinweg 76 in Hamburg; die deutsch-hebräische Stein- und Buchdruckerei Nissensohn befand sich in der Brüderstraße 2 nahe am heutigen Großneumarkt. Siegmund Nissensohn, Sohn von David und Röschen Nissensohn, geb. Meyer, druckte bevorzugt Bücher für die Deutsch-Israelitische Gemeinde, z. B. 1905 die Festschrift zur Hundertjahrfeier der Talmud Tora Schule.
Daniel Braun, von Beruf Polsterer und Dekorateur, diente von 1914 bis 1918 in der Armee, kehrte ausgezeichnet mit dem Eisernen Kreuz zurück und arbeitete zunächst als Tapezierer in städtischer Anstellung. Anfang der 1920er Jahre schlossen er und Therese Nissensohn den Bund der Ehe. Etwa 1926 bekam er eine Anstellung als Möbelschreiner und Vorarbeiter bei der Firma Otto Nagel, einer Möbelfabrik in St. Pauli in der damaligen Reichenstraße 20–22.
Das Ehepaar Braun hatte zwei Töchter. Am 19. Juli 1926 wurde Martha geboren, benannt nach ihrer ein Jahr zuvor verstorbenen Großmutter mütterlicherseits; am 18. Dezember 1927 kam Margot zur Welt. Die Familie wohnte zur Miete in der Parterrewohnung des Hauses Grüne Straße 21. Außerdem lebte im Haushalt bis zu seinem Tod Mitte der 1920er Jahre Daniel Brauns Vater, Joachim bzw. Chaim Braun, geboren 1847 in Österreich. Die Altstadt rund um die evangelische Hauptkirche, die Trinitatiskirche, war Zentrum des jüdischen Lebens in Altona mit der "Großen Synagoge" und vielen Einrichtungen der Jüdischen Gemeinde. Gegenüber der Grüne Straße, an der Königstraße, lag der Altonaer Jüdische Friedhof.
Martha Wild erinnert sich lebhaft an ihre zunächst unbeschwerte Kindheit. Im Garten gab es eine Schaukel und einen Sandkasten für die Kinder. Sie ging in das jüdische Kindertagesheim in der Grüne Straße 5 und ab 1932 in die nahegelegene jüdische Gemeindeschule an der Palmaille. In der Grüne Straße gab es zahlreiche Geschäfte, u. a. einen jüdischen Schlachter. Ihre Mutter kochte koscher nach den jüdischen Speisegesetzen. Die Eltern waren Mitglieder der Gemeinde, gingen aber nicht regelmäßig in die Synagoge, sondern nur an jüdischen Feiertagen.
Von der Grüne Straße war es nicht weit bis zur Elbe. Im Sommer fuhr die Familie manchmal von den Landungsbrücken mit dem Schiff auf die andere Elbseite, wo sich auf dem sandigen Westufer des Köhlbrands bis in die 1930er Jahre eine Flussbadeanstalt befand. Die Mutter bereitete dann ein Picknick vor. Der Vater hatte dort, noch vor der Geburt der Töchter, zwei Kindern, die in der Elbe zu ertrinken drohten, das Leben gerettet. Deshalb sollten seine Kinder so früh wie möglich schwimmen lernen. Er nahm die vierjährige Martha regelmäßig mit ins Bismarckbad und ließ sie am Schwimmunterricht teilnehmen.
Daniel Braun war handwerklich sehr begabt, schneiderte sogar Kleidung für die Familie. Er liebte die Musik und sang in einem Chor. "Er war ein sehr guter Vater, er kaufte uns, was immer es an Spielsachen zu der Zeit gab. Er stellte Möbel her und für uns fertigte er Puppenstuben an. Im Torweg des Hauses baute er eine Schaukel, mit der wir spielen konnten. Wir hatten alles, einen Schlitten, einen Puppenwagen, einfach alles." Die Eltern verstanden sich nach den Worten ihrer Tochter sehr gut: "Die beiden stritten sich nie."
Als die Nationalsozialisten an die Macht kamen, fielen erste Schatten auf das Leben der jüdischen Familie. Martha erinnert sich: "An einem Sonntag im Juli, zwei Wochen vor meinem Geburtstag, marschierten die Nazis die Grüne Straße entlang und brüllten: ‚Juden, wir kommen euch holen.‘ Sie hämmerten an die Haustür. Ich hatte große Angst und weinte und wollte mich unter dem Sofa verstecken. Aber mein Vater hielt mich zurück, er hatte dort nämlich einen großen Tretroller, Puppen und Bücher für meinen Geburtstag versteckt."
Zwei Jahre später verlor Daniel Braun aus "rassischen Gründen" seine Anstellung in der Möbelfabrik Otto Nagel. 1935 oder 1936 musste die Familie zu Siegmund Nissensohn, dem Schwiegervater von Daniel Braun, in eine Dreizimmerwohnung im ersten Stock der Dillstraße 15 ins Hamburger Grindelviertel umziehen. Die "Mathilde und Simon Hesse Stiftung" im Gebäude Dillstraße 15 war 1908 als Wohnsitz für bedürftige Mitglieder der Jüdischen Gemeinde gegründet worden. Schon seit 1924 war Siegmund Nissensohn auf die finanzielle Unterstützung seiner Kinder angewiesen. Seine Frau Martha Nissensohn war 1925 verstorben. Als gläubiger Jude besuchte er oft eine kleine Synagoge in der Nähe. Die Enkeltöchter begleiteten ihn manchmal zum Fest der Torafreude.
Martha und Margot litten unter dem zunehmenden antisemitischen Terror. Sie blieben zum Spielen im Garten: "Draußen auf der Straße spielen konnten wir nicht, die haben uns mit Steinen beworfen, sie wussten, wir waren Juden, wir durften nicht draußen spielen, wir hatten Angst, draußen zu spielen." Beide gingen nun zur Israelitischen Töchterschule in der Karolinenstraße.
Schon seit etwa 1930 lebte auch Therese Brauns Schwester Selma Birman mit ihrem polnischen Ehemann Josef Birman und den Kindern Ruth, Werner und Marion in der Dillstraße 15. Therese Brauns Bruder Arthur Nissensohn fand mit seiner Familie ebenfalls dort Zuflucht. Martha erinnert sich: "Wir waren eine sehr nahe Großfamilie." (Ab Frühjahr 1942 galt das Haus Dillstraße 15 als "Judenhaus", in das Juden und Jüdinnen zwangseingewiesen wurden.)
Therese Braun war sportlich, sie machte Gymnastik und liebte es, Schlittschuh zu laufen. Martha Wild erinnert sich, dass die Schwestern einmal in der Woche nachmittags mit ihrer Mutter zum Turnen in die Turnhalle der Talmud Tora Schule gingen. Außerhalb von jüdischen Einrichtungen waren sie allerdings nicht länger willkommen. "Ich wollte Schlittschuh laufen, das war ganz in der Nähe von der Karolinenstraße. Meine Mutter ging mit mir hin. Aber es wurde uns gesagt, das wäre verboten. ‚Frau Braun, es tut uns leid, Sie können mit Ihrer Tochter hier nicht Schlittschuh laufen, Sie sind jüdisch‘. Das war’s dann!"
Daniel Braun versuchte die Familie mit kurzfristigen Anstellungen und Gelegenheitsarbeiten durchzubringen. Schließlich musste er auf Veranlassung der Gestapo Zwangsarbeit leisten, in Buxtehude wurde er als Kanalarbeiter dienstverpflichtet.
Das Ehepaar Braun suchte nach Möglichkeiten, mit den Töchtern Deutschland zu verlassen. Daniel Brauns Brüder Morris, Isidor und Leo waren schon vor der nationalsozialistischen Machtübernahme nach England ausgewandert. Morris Braun lebte in Manchester, wo er eine Möbelschreinerei und einen Polstereibetrieb betrieb, in dem er seinen Bruder Daniel beschäftigen wollte. Im September 1938 starb er jedoch plötzlich an einem Herzinfarkt.
Im Oktober 1938 mussten die Brauns erleben, wie Therese Brauns Schwester Selma Birman und ihre Familie nach Polen abgeschoben wurden. Martha Wild erinnert sich: "Die Gestapo kam in die Schule Karolinenstraße und fragte nach Marion, ich glaube, sie war acht Jahre alt. Sie transportierten sie mit einem Lastwagen ab."
Schließlich beschlossen die Brauns, zunächst ihre Töchter mit einem der Kindertransporte nach England zu schicken. Nach dem Novemberpogrom 1938 nahm die britische Regierung jüdische Kinder in England auf, um sie vor der nationalsozialistischen Verfolgung zu retten. Jüdische Gemeinden und Hilfsorganisationen führten die Aktion durch. Martha und ihre Schwester wollten nicht alleine fahren, aber ihre Mutter sagte: "Ihr müsst!" Therese Braun war befreundet mit Lotte Carlebach, der Frau des früheren Altonaer Oberrabbiners Joseph Carlebach, da Martha mit deren Tochter Ruth zur Schule ging. Familie Carlebach half beim Antrag für die Kindertransporte. Erst fünf Tage vor der Abfahrt des Schiffes wurde die steuerliche "Unbedenklichkeitsbescheinigung" – eine Voraussetzung für die Ausreise – erteilt.
Jedes Kind durfte einen Koffer mit Kleidungsstücken und ein paar Fotos mitnehmen. Therese Braun versteckte Silberlöffel mit eingravierten Namen im Koffer. "Unsere Koffer waren gepackt mit Kleidern, Fotografien und Silberbestecken. Die Gepäckstücke wogen schwer und so ging meine Mutter zur Gestapo … Mutter bat den Gestapobeamten, den Koffer zu versiegeln, denn wenn man ihn öffnen würde, hätten wir Kinder den vollgepackten Koffer nicht alleine wieder schließen können. So waren meine Schwester und ich die einzigen, deren Koffer nicht kontrolliert wurden."
Am 21. Mai 1939 musste sich Therese Braun von ihren beiden Töchtern verabschieden. Martha Wild wird diesen Tag nie vergessen: "Das war am 21. Mai, dem Geburtstag meiner Mutter. Meine Mutter fragte mich: ‚Was möchtet ihr haben zu eurem letzten Frühstück hier? Ich sagte: ‚Wenn du Eier hast, möchte ich ein gekochtes Ei." Wir hatten Eier und jede bekam ein gekochtes Ei. Und später fragte sie: ‚Mit welcher Straßenbahnlinie wollen wir zum Bahnhof fahren?‘ Ich sagte: ‚Können wir nicht mit dem Taxi fahren, ich bin noch nie mit einem Auto gefahren.‘ Ich wollte immer mit einem Auto fahren. Und so fuhren wir mit dem Auto. Bevor wir zum Bahnhof fuhren, sahen wir meinen Großvater zum letzten Mal. Er öffnete nur die Küchentür, um uns zu sehen, er konnte sich nicht verabschieden, er sagte nur: ‚Wie kannst du die Kinder alleine fortschicken!‘ und schlug die Tür ganz schnell wieder zu, er konnte nicht mehr sagen. Das war‘s, das letzte Mal. Wir gingen in den Bahnhof, es war ein Sonntagmorgen, um 11 Uhr mussten wir da sein."
Nachdem sie ihre Töchter verabschiedet hatten, brachten Daniel und Therese Braun es nicht über sich, in die Familienwohnung zurückzukehren. Sie blieben eine Woche bei dem befreundeten kinderlosen Ehepaar Karl und Henni Küchenmeister in der Kellerwohnung der Schauenburgerstraße 84 (heute Schomburgerstraße).
Mit einem Namensschild um den Hals fuhren die Mädchen nach London und von dort weiter nach Manchester, wo sie ihr Onkel Isidor Braun, ein Bruder des Vaters, erwartete.
Martha kam in der Familie einer der drei in England geborenen Töchter ihres Onkels unter, ihre jüngere Schwester wohnte bei einer anderen Kusine. Margot ging zur Schule, aber der Trennungsschock von den Eltern hatte sie sehr mitgenommen, sie litt unter Sprachstörungen und stotterte seitdem. Martha wurde nach nur sechs Wochen Unterricht aus der Schule genommen. Sie wollte unbedingt Englisch lernen, musste aber als Haus- und Kindermädchen für die Familie arbeiten. Am 22. Oktober 1941 schrieb sie über das Rote Kreuz an ihre Mutter: "Schreibe mir, wie man Kartoffelsallad macht." Auch sollte sie mithelfen auf Marktständen Decken und Teppiche zu verkaufen. Von der Familie wurde sie nach ihrem Empfinden hart und ungerecht behandelt. Isidor Braun, der seine Nichten nach England geholt hatte, konnte sie nicht mehr schützen, er litt an der Alzheimer Krankheit.
Der mit den Brauns befreundeten Familie Dublon aus dem dritten Stock in der Dillstraße war die gemeinsame Flucht nach England gelungen. Kurt und Ilse Dublon wollten mit ihren Zwillingen Martha und Margot besuchen. Doch Marthas Pflegeeltern verboten einen Besuch.
Martha Braun korrespondierte mit ihren Eltern noch bis November 1941, anfangs in der Hoffnung, sie würden nachkommen können. In einem Brief hatte die Mutter geschrieben: "Papi wird sich um euch kümmern, er wird bald in England sein, er bringt die Schuhe mit", denn Margot hatte zu kleine Schuhe im Koffer mitgenommen. Aber nach Kriegsbeginn im September 1939 war eine Auswanderung kaum noch möglich.
"Meine Mutter sagte zu mir – so jung ich auch war: ‚Martha, lies zwischen den Zeilen, wenn wir dir schreiben.‘" Der letzte Brief, den Martha Braun über das Rote Kreuz bekam, durfte aus nicht mehr als 25 getippten Worten bestehen. "Darin stand: ,Liebe Kinder, wir ziehen um zu Tante Selma.’ Wann, stand nicht dabei, doch ich wusste genau, wo sie war. Ich wusste, sie mussten nach Polen." Die Fünfzehnjährige hatte im Schwimmbad eine Jüdin kennengelernt, der sie sich anvertraute und die mit ihr über die Deportationen sprach.
Therese und Daniel Braun wurden am 8. November 1941 ins Getto von Minsk, der von den Deutschen besetzten Hauptstadt Weißrusslands, deportiert. In Minsk wurden die Gettobewohner und -bewohnerinnen in Werkstätten und Außenkommandos zur Arbeit für die Wehrmacht oder SS gezwungen. Viele überlebten den Hunger, die Kälte und die Infektionskrankheiten nicht. In Massakern am 8. Mai 1943 und bei der Auflösung des Gettos am 14. September 1943 wurden die meisten der verbliebenen Juden ermordet. Auch Therese und Daniel Braun kamen dabei ums Leben.
Ihre Wohnungseinrichtung und der Hausrat wurden in den Auktionshallen der Gerichtsvollzieherei zugunsten des Deutschen Reiches versteigert.
Martha Braun blieb 19 Jahre bei der englischen Aufnahme-Familie, bis sie bei einer anderen Familie als Hausangestellte Beschäftigung fand. Dann lernte sie ihren Ehemann Ken Wild kennen und trat zum Christentum über. Noch heute leben das Ehepaar und die Schwester Margot in der Nähe von Manchester.
Therese Brauns Vater Siegmund Nissensohn, geboren am 3. Juni 1863, wurde im März 1942 im Alter von 78 ins "Judenhaus" Laufgraben 37 eingewiesen. Vier Monate später, am 19. Juli 1942, wurde er von dort nach Theresienstadt deportiert und zwei Monate später am 21. September 1942 weiter ins Vernichtungslager Treblinka im besetzten Polen. Dort wurde er ermordet. Für Siegmund Nissensohn liegt ein Stolperstein an der Dillstraße 15.
Therese Brauns Schwester Mathilde Rajsfus, geb. Nissensohn, wurde gemeinsam mit ihrem polnischen Ehemann Max im Oktober 1938 ins polnische Zbaszyn abgeschoben. Zunächst konnte sie nach Hamburg zurückkehren, wurde jedoch am 6. Dezember 1941 nach Riga-Jungfernhof deportiert, gelangte als Zwangsarbeiterin 1944 ins KZ Stutthof und kam dort ums Leben. Für Mathilde und Max Rajsfus liegen Stolpersteine am Eppendorfer Weg 7.
Auch ihre Schwester Selma Birman, geb. Nissensohn, wurde mit ihrem Mann und ihren drei Kindern nach Zbaszyn ausgewiesen, die Familie blieb dort bis Sommer 1939 interniert, wurde später nach Lodz deportiert und im Vernichtungslager Chelmno ermordet. Für die Familie Birman liegen Stolpersteine an der Fruchtallee 89.
Therese Brauns Bruder Arthur Nissensohn war vermutlich seit dem Pogrom vom 9. November bis zum 23. Dezember 1938 im Konzentrationslager Sachsenhausen inhaftiert. Er und seine Ehefrau Sorka Nissensohn, geb. Halpern, wurden am 8. November 1941 zusammen mit ihrem siebzehnjährigen Sohn Joachim nach Minsk deportiert, sie kehrten nie zurück. Für sie liegen Stolpersteine am Hallerplatz 10.
Therese Brauns Bruder Bruno Nissensohn konnte in die USA auswandern. Ihrer Schwester Paula Friedberg, geb. Nissensohn, gelang zusammen mit der sechzehnjährigen Tochter Carmen 1939 die Flucht ins brasilianische Sao Paulo, wo Paulas Mann, Herbert Friedberg, sie schon erwartete. Er war in Hamburg inhaftiert gewesen. Die Tochter Carmen hatte bei einem Rechtsanwalt gearbeitet, dem es gelang, den Vater aus dem Konzentrationslager herauszuholen und der Familie noch vor dem Krieg die Ausreise nach Brasilien zu ermöglichen. In Brasilien heiratete Carmen Gerd Jonas; ihre beiden gemeinsamen Söhne Sergio und Claudio kamen in Sao Paulo zur Welt, wo sie heute noch leben. Gerd Jonas entstammte ebenfalls einer jüdischen Familie. Er war mit seinen Eltern aus Berlin nach Brasilien ausgewandert.
Adele Friedberg, geb. Goldschmidt, die Mutter von Herbert und Hugo Friedberg und Urgroßmutter von Sergio Friedberg und Michael Hansen, war 1942 nach Theresienstadt deportiert worden, wo sie 1943 ums Leben kam.
Stand September 2015
© Birgit Gewehr
Quellen: 1; 4; 5; 8; StaH 351-11 Amt für Wiedergutmachung, 14829 (Braun, Daniel); StaH 214-1 Gerichtsvollzieherwesen, 179 (Daniel Braun 1941–1942); StaH 522-1 Jüdische Gemeinden, 992 e 2 Band 2 (Deportationsliste Minsk, 8.11.1941); Cordes, Stolpersteine, 2009, S. 34 f.; FZH/WdE 1500, Martha Wild, 20.6.2011; Gespräch mit Martha Wild am 8. und 9.6.2013, Gespräch mit Sergio Jonas und Michael Hansen am 9.6.2013, Korrespondenz mit Martha Wild im Oktober 2013.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".