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Elisa Groth (geborene Goldschmidt) * 1882
Haynstraße 9 (Hamburg-Nord, Eppendorf)
HIER WOHNTE
ELISA GROTH
GEB. GOLDSCHMIDT
JG. 1882
DEPORTIERT 1942
ERMORDET IN
AUSCHWITZ
Weitere Stolpersteine in Haynstraße 9:
Käthe Goldschmidt, Kurt Henry Teitelbaum
Elisa Groth-Goldschmidt, geb. am 22.2.1882 in Hamburg, am 11.7.1942 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und ermordet
Käthe Goldschmidt, geb. am 24.3.1902 in Hamburg, am 11.7.1942 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet
Haynstraße 9
Elisa Goldschmidts Vater Aron, der am 22.12.1840 in Emden geboren worden war, verdingte sich als "Kommissionär", d. h. er tätigte als selbstständiger Kaufmann Kommissionsgeschäfte im eigenen Namen oder auf Rechnung anderer. Er starb am 28. Januar 1903 in Hamburg.
Ihre am 25.4.1850 in London geborene Mutter Annie trug vermutlich den Mädchennamen Neustadt. Zu vermuten bleibt indes, dass man im Vereinigten Königreich bei der Eintragung in ihre Geburtsurkunde "Neu-" in "New-" änderte und fortan auch seitens der preußischen Behörden die englische Schreibweise, "geborene Newstadt", in Dokumenten verwendet wurde. Annie starb am 8. Juli 1929 in Hamburg.
Vom 17. März 1892 bis Mai 1908 war die Familie im Kraienkamp 18, Haus 2 gemeldet. Es handelte sich um sogenannte Freiwohnungen, in denen die 1868 von Berend Oppenheimer errichtete gleichnamige Stiftung bedürftigen jüdischen Familien Unterkunft gewährte. Dies lässt den Schluss zu, dass die Goldschmidts über ein geringes Einkommen verfügt haben dürften. Berend Oppenheimers hatte er sich als Aufnahmekriterium in seinem Stift lediglich den Nachweis eines korrekt geführten religiösen Lebenswandels ausbedungen. (Wegen umfangreicher Sanierungspläne der Hamburger Neustadt mussten die Grundstücke des Stiftsanlage aufgegeben werden. Alternativ entstand in den Jahren 1907/08 ein neues fünfgeschossiges Gebäude in der Kielortallee 22, welches sowohl 23 Zwei- u. Dreizimmerwohnungen auswies, und auch eine vom Erdgeschoss bis in das erste Obergeschoss reichende Synagoge beherbergte. Das Anwesen, das später in den Besitz der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland überging und ab 1941 wie viele andere jüdische Wohnstifte auch als "Judenhaus" fungierte, überstand die Bombenangriffe nahezu unbeschadet. In den ersten Jahren nach Kriegsende diente es den nach Hamburg zurückgekehrten Juden und der neugegründeten Jüdischen Gemeinde in Hamburg bis 1960 als Gotteshaus. Heute ist es ein privat geführtes Wohnhaus.)
Elisa Goldschmidt wurde am 22.2.1882 in Hamburg geboren und war von Beruf "Kinderfräulein". Am 24.3.1902 gebar sie in Hamburg ihre Tochter Käthe, vermutlich ein außereheliches Kind, dessen Vater nicht eingetragen wurde.
Auch als Elisa am 11. April 1933 den am 20.12.1866 in Flensburg geborenen nichtjüdischen Ingenieur Wilhelm Otto Groth heiratete, behielt Käthe ihren Mädchennamen Goldschmidt bei und blieb in der Jüdischen Gemeinde. Aus dem Eintrag in ihrer Kultussteuerkarte wissen wir, dass Käthe in einem Angestelltenverhältnis beschäftigt war. Bis zum 20. Mai 1936 wohnte sie mit ihrer Mutter und ihrem Stiefvater im Grindelberg 74a. Danach zog die Familie in die dritte Etage der Haynstraße 9.
Elisa und Wilhelm traten am 5. Mai 1937 einen gemeinsamen Kuraufenthalt im "Preußischen Staatsbad" in Bad Wildungen an und bezogen hier Logis im ehemaligen Hotel "Haus Mogk" in der damaligen Georg-Viktor-Straße 15. Als Wilhelm während der Kur ernsthaft erkrankte und in das Stadtkrankenhaus eingeliefert werden musste, brach Elisa die Kur ab. Sie reiste nach Hamburg und kehrte mit Käthe nach Bad Wildungen zurück. Dort erlag Wilhelm am 12. Juni 1937 seiner Krankheit.
Durch den Tod des "arischen" Ehemannes entfiel auch der fragile Schutz der "privilegierten Mischehe" für Elisa, der sie vor der Deportation geschützt hätte. Ab Juli 1939 lebten Elisa und Käthe, vermutlich notgedrungen, in der Isestraße 69. Ihre Schmuck musste sie abliefern. Über Wertpapiere, die sie noch besaß, hatte sie keine Verfügungsgewalt mehr. Wie späer aus den Deportationslisten hervorgeht, verrichtete sie Zwangsarbeit als "Rüstungsarbeiterin" in einem nicht näher genannten Betrieb. Ihr letzter Aufenthaltsort vor der Deportation wird mit Bundesstraße 35 angegeben, einem sogenannten Judenhaus.
Zusammen mit ihrer Tochter und ca. 300 weiteren Menschen wurde Elisa am 11. Juli 1942 direkt in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und ermordet. Elisa Groth wurde nach dem Krieg auf den 8. Mai 1945, 24 Uhr, für tot erklärt.
Das Schicksal von Elisa Goldschmidts Geschwistern:
Paul Aron Philip Goldschmidt, geb. 19.12.1874, wurde am 24. Februar 1943 nach Theresienstadt deportiert. Dort verstarb er am 21. Dezember 1943. (www.stolpersteine-hamburg.de Biografie Paul Goldschmidt)
Sofie/Sofia/Sophia Goldschmidt, geb. am 23.2.1877 in Hamburg, gest. am 28. Dezember 1931 in Hamburg, hatte den am 14.12.1871 im westpreußischen Culm geborenen Max Bukofzer, gest. am 7. November 1940 im Israelitischen Krankenhaus in Hamburg. geheiratet.
Aus der am 22. Dezember 1898 geschlossenen Ehe mit dem "Reklameverteiler" Bukofzer, der von 1914–1918 als Soldat "im Feld" gestanden hatte, gingen zwei Kinder, Arthur, geb. am 22.5.1899 und Bertha, geb. am 20.2.1903, hervor. Beide kamen in Hamburg zur Welt und überlebten Krieg und Verfogung.
Ella Goldschmidt, verheiratete Lange, geb. am 24.2.1878 in Hamburg, wurde am 6. Dezember 1941 nach Riga-Jungfernhof deportiert und kam dort zu Tode. Sie wurde per Beschluss des Amtsgerichts Hamburg vom 19. November 1953 auf den 8. Mai 1945, 24 Uhr, für tot erklärt.
(www.stolpersteine-hamburg.de Biografie Ella Lange).
Alfred Goldschmidt, geb. am 19.7.1880 in Hamburg, von Beruf Buchhalter, verheiratet mit der nichtjüdischen Martha Clara Wilhelmine Härtel, geb. am 23.8.1885 in Mallwitz, wohnte im Stellingerweg 2. Alfred fiel bei Stellungskämpfen an der Yser in Flandern am 19. Mai.1916 als Gefreiter der Landwehr in der 11. Kompanie des Reserve-Ersatz-Infanterie-Regiments Nr. 4, "Verlustnr. 554".
Martha Goldschmidt, verheiratete Levy, geb. am 15.9.1883 in Hamburg, wurde zusammen mit ihrer Schwester Ella am 6. Dezember 1941 nach Riga-Jungfernhof deportiert und kam dort zu Tode. Sie wurde per Beschluss des Amtsgerichts Hamburg vom 14. September 1953 auf den 8. Mai 1945, 24 Uhr, für tot erklärt.
Barthold Goldschmidt, geb. am 20.4.1893 in Hamburg, wurde am 3. Juli 1939 in "Schutzhaft" genommen und am 31. August 1939 in das Konzentrationslager Sachsenhausen überstellt. Dort kam er am 29. März 1940 zu Tode.
(www.stolpersteine-hamburg.de Biografie Barthold Goldschmidt)
Für die weiteren von Hamburg aus deportierten Familienmitglieder werden ebenfalls Stolpersteine gesetzt. Die Familienmitglieder, die eines natürlichen Todes starben, haben auf dem jüdischen Friedhof Hamburg-Ohlsdorf an der Ilandkoppel ihre letzte Ruhe gefunden.
Stand: April 2017
© Michael Steffen
Quellen: 5; StaH 213-11 Landgericht Strafsachen _7076/37; StaH 213-13 Landgericht Wiedergutmachung _2829; _6594; StaH 231-3 A 12 Bd. 51, Nr. 38833; StaH 231-7, Handels- u. Genossenschaftsregister _A1 Bd. 57, A13587; StaH 332-5 Melderegister 1928/1000/1878; _2058/4391/1883; _2313/1555/1893; _2808/978/1893;_2910/1398/1898; _13790/1902; _6469/201/1909; _8037/562/1916; _6034/464/1917; _6080/548/1924; _981/562/1931; _998/2025/1933; _1004/1933; _8169/543/1940; StaH 332-3 Zivilstandsaufsicht _A125 Nr.990; StaH 351-11 Amt für Wiedergutmachung _4028; _5811; _7430; _15317; StaH 741-4 A254; Bundesarchiv Gedenkbuch; Stadtarchiv Bad Wildungen (Auskunft Herr Hülsebruch vom 23.5.2016); Standesamt Bad Wildungen, Register Nr.: 60/37; Standesamt Oranienburg Nr. 1684/40; E-Mail Josè Martin, Kampwesterbork, Niederlande am 16.2.2016; www.gerechte-der-pflege.net/wiki/index.php/Apeldoornsche_Bos (zugegriffen am 20.2.2016); www.joodsmonument.nl/page/408346?lang=en zugegriffen am 18.2.2016; www.dasjuedischehamburg.de (zugriffen am 27.3.2016); www.vaandaagindegeschiedenis.nl/22januari/ (zugegriffen am 19.3.2017); www.wikipedia.org/wiki/206"Division_(DeutschesKaiserreich) (zugegriffen am 23.1.2016); ww.denkmalprojekt.org/verlustlisten/rjf_wk1.html (zugegriffen am 23.1.2016); Gedenkbuch der gefallenen deutschen jüdischen Soldaten des Reichsbunds jüdischer Frontsoldaten; diverse Adressbücher Hamburg; Gedenkbuch des Bundes; Gottwaldt/Schulle, "Judendeportationen", S. 111, 113, 125f., 221; Stein, "Jüdische Baudenkmäler", S. 114f.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".