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Kätie Bernstein (geborene Hirsch) * 1902

Bogenstraße 27 (Eimsbüttel, Eimsbüttel)

1942 Auschwitz

Weitere Stolpersteine in Bogenstraße 27:
Else Bernstein, Rosa Heilbut, Gertrud Hess, Siegfried Kleve, Erna Kleve

Kätie Bernstein, geb. Hirsch, geb. am 6.8.1902 in Hamburg, deportiert am 11.7.1942 nach Auschwitz
Else Bernstein, geb. am 31.12.1923 in Hamburg, deportiert am 11.7.1942 nach Auschwitz

Bogenstraße 27

Kätie Bernstein war die zweite Ehefrau von Dagobert Julius Bernstein (geb. 1890), dessen erste Ehefrau Fanny Elfriede am 19.2.1900 geboren und am 5.1.1924 verstorben war, wenige Tage nach der Geburt der Tochter Else. Elfriedes und Käties Mädchenname war Hirsch; sie waren Schwestern. Ihre Eltern hießen Hugo Hirsch und Johanna, geb. Unger. Hugo Hirsch war 1861 in Oldesloe geboren und starb im Dezember 1920. Seine Ehefrau Jo­hanna war Hamburgerin und 1874 geboren worden. Zur Familie gehörte außer den beiden Schwestern Elfriede und Kätie noch ein Sohn namens Menni Paul, der aber bereits 1918 im Alter von 22 Jahren starb. Er war Kauf­mann und hatte bei den Eltern gewohnt.

Kätie und Dagobert heirateten nicht un­mittelbar nach Elfriedes Tod, sondern erst im Juli 1931. Vor ihrer Eheschließung war Kätie vermutlich nicht berufstätig gewesen. Für sie wurde zwar eine Kultus­steuer­kartei­karte geführt, aber sie zahlte keine Steuern. In der Karte findet sich ein Eintrag "ausgeschieden 8.7.1931 durch Heirat". Als Adressen waren Weidenallee 63 und Ruthsweg 2 eingetragen. Diese An­schrif­ten tauchen auch auf der Kar­tei­karte für die Eltern Hugo und Johanna Hirsch auf. Eltern, Töchter und später Mut­ter, Toch­ter, Schwie­ger­sohn und En­kelin hatten also wahr­scheinlich eine ge­meinsame Woh­­nung. Laut Adress­­buch be­­t­rieb Hugo Hirsch in der Wei­den­allee 63 eine Kra­wat­­tenfa­brik. Die Fa­milie leb­te dort noch in den 1920er Jah­ren. In den 1930er Jah­ren lautete die Adresse dann Ruths­weg.

Dagobert Bernstein war der Sohn des Fa­brikanten Zelik (Zelka Lipa) Bern­stein und dessen Frau Eweline, geb. Springer. Er wurde am 12. De­zember 1890 in Ham­burg geboren. Zur Zeit seiner Ehe­schlie­ßung mit Fanny Elfrie­de war er De­zer­nent am Fürsorgeamt und wohnte in der Eppen­­dorfer Landstraße 91. Auf seiner Kultus­steuerkarteikarte war als Beruf "Dezernent der Hinter­blie­be­nen­fürsorge" vermerkt. Es finden sich aber in Hamburg keine Akten, die seine Tätigkeit bei einer Ham­burger oder Altonaer Behörde belegen, wie sich im Wieder­gut­machungsverfahren herausstellte. Laut Karteikarte war er zu 70 Prozent kriegsschwerbeschädigt. Vermutlich hatte er also am Ers­ten Weltkrieg teilgenommen. 1938 wurde er als "ar­beitslos" geführt. Beiträge zur Arbeits­losen­versicherung sind nur bis 1922 nachgewiesen. Ob er danach wirklich bei einer Behörde tätig oder arbeitslos war, ist unklar. Er wohnte zuletzt mit Frau und Tochter im Ruthsweg 2. Dagobert Bernstein starb am 15. No­vember 1941 im Allgemeinen Krankenhaus Wandsbek an offener Lungentuberkulose. In der Sterbeurkunde wurde er als "Rentner" bezeichnet.

Else Bernstein besuchte zunächst die Volksschule Rübenkamp und wurde im April 1936 in die Jüdische Mädchenschule umgeschult, wo sie bis zum März 1939 zur Schule ging. Kätie und Else Bernstein mussten vom Ruthsweg in Barmbek ins "Judenhaus" in der Bogenstraße 27 umziehen, wo sie mit einer Familie Hirschel zusammenwohnten. Beide wurden am 11. Juli 1942 nach Auschwitz deportiert und ermordet. Auf der Deportationsliste war bei Kätie als Berufsbezeichnung "Hausangestellte" eingetragen, bei Else "Schülerin".

In den Akten im Staatsarchiv fand sich lediglich eine winzige Spur: am 25. August 1942 wurde "1 double Damen-Armbanduhr" aus dem Besitz von Kätie Bernstein für 20 RM versteigert.

© Susanne Lohmeyer

Quellen: 1; 4; 5; StaH 214-1 Gerichtsvollzieherwesen, 150; StaH 332-5 Standesämter, 2245 und 153/1891; StaH 332-5, 8770 und 615/1922; StaH 332-5, 8079 und 7/1924; StaH 332-5, 4594 und 930/1941; StaH 332-5, 8049 und 863/1918; StaH 351-11 AfW, 12579 Bernstein, Dagobert; StaH 362-6/10 Talmud Tora Schule StaH 741-4 Fotoarchiv Sa 1247; HAB II 1919, 1928, 1937, 1942; HAB IV 1919, 1928.

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