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Franz Bosse * 1916

Kulmer Gasse 5 (Hamburg-Nord, Dulsberg)


HIER WOHNTE
FRANZ BOSSE
JG. 1916
VERHAFTET 1937
KZ FUHLSBÜTTEL
ERMORDET 16.8.1941
BUCHENWALD

Franz Wilhelm Bosse, geb. am 11.7.1916 in Hamburg, inhaftiert von 1937–1938, gestorben am 16.8.1941 im KZ Buchenwald

Kulmer Gasse 5

Der Landarbeiter Franz Bosse wurde als Homosexueller verfolgt, es gibt aber nur wenige Zeugnisse darüber, weil Strafakten und Gefangenenunterlagen vernichtet wurden.

Franz Bosse kam in Hamburg als Sohn des gleichnamigen Vaters und der Anna, geb. Holfelder, zur Welt und hatte einen jüngeren Bruder und zwei jüngere Schwestern. Seine schulische Entwicklung war anscheinend problematisch, sodass er lediglich eine Hilfsschule besuchte und danach Gelegenheitsarbeiten auf dem Lande verrichtete. 1935 verurteilte ihn das Amtsgericht Tostedt zu einer Geldstrafe wegen eines Diebstahls.

Am 15. Juni 1937 wurde Franz Bosse dann im KZ Fuhlsbüttel inhaftiert und verblieb dort bis zum 8. Juli. Bei seinem Zugang in der Untersuchungshaftanstalt am Holstenglacis notierten die Beamten als Haftgrund "wid[ernatürliche]. Unzucht", wegen der er in zwei Fällen vom Schöffengericht des Amtsgerichts Hamburg am 16. Juli zu zweieinhalb Monaten Gefängnishaft verurteilt wurde. Ende Juli kam er kurzzeitig ins Eppendorfer Krankenhaus, danach blieb er bis zum 6. Oktober 1937 in Haft.

Als ungelernter Hilfsschüler mit einer Vorstrafe wegen homosexueller Handlungen schien sein Schicksal in der NS-Zeit besiegelt zu sein: Sein Vater wollte ihn "unter keinen Umständen" mehr aufnehmen, er fand keine Arbeit, lebte von der öffentlichen Fürsorge und vom Betteln und war teilweise ohne feste Unterkunft. So verwundert es nicht, dass er bereits kurz nach seiner Haftentlassung wieder mit dem Gesetz in Konflikt geriet: Als Untermieter stahl Franz Bosse in der Hellbrookstraße ein paar Stiefel, entwendete aus Treppenhäusern dorthin ausgelieferte Milch und Rundstücke und brach Schrebergärten und Kellerräume für kleine Diebstähle auf. Seiner Familie entwendete er ein Fahrrad. Bereits am 8. Dezember 1937 saß er deshalb erneut in Untersuchungshaft und erhielt für diese Delikte vom Amtsgericht Hamburg eine Gesamtstrafe von 11 Monaten Gefängnis. Das Gericht sah ihn nunmehr in der Gefahr, zum "Gewohnheitsverbrecher" zu werden.

Seine Strafe verbüßte er bis 6. Oktober 1938 und wurde zu diesem Zeitpunkt aus dem Männergefängnis Glasmoor entlassen. Zwar versuchte seine Mutter während seiner Haft durch Geldzahlungen und die Rücknahme des Strafantrags wegen des Fahrraddiebstahls sein weiteres Schicksal günstig zu beeinflussen, jedoch saß er bereits am 2. November 1938 erneut in Untersuchungshaft, diesmal wegen "schweren Diebstahls", weshalb er nach einer Verurteilung am Ende des Monats zur Verbüßung in das Zuchthaus Bremen-Oslebshausen verlegt wurde. Danach verliert sich aufgrund der fehlenden Aktenüberlieferung seine Spur, aber es ist nicht auszuschließen, dass er unmittelbar nach dieser unbekannten Haftdauer von der Polizei in ein Konzentrationslager überführt wurde. Mit der Häftlingsnummer 7138 und unter der Häftlingskategorie ASR ("Arbeitsscheu Reich") ist er am 5. Juli 1941, vom KZ Dachau kommend, in das KZ Buchenwald überführt worden, wo er am 16. August 1941 offiziell an Lungentuberkulose im Alter von nur 25 Jahren verstarb.

© Ulf Bollmann

Quellen: StaH, 213-8 Staatsanwaltschaft Oberlandesgericht – Verwaltung, Abl. 2, 451 a E 1, 1 b; 242-1II Gefängnisverwaltung II, Ablieferung 16; 213-11 Staatsanwaltschaft Landgericht – Strafsachen, 1807/38. Auskunft Stefanie Dellemann vom Archiv der Gedenkstätte Buchenwald vom August 2011.

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