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Adi Ambor (r.) in Frankreich ca. 1941/1943
© Privatbesitz

Adolf ''Adi'' Ambor * 1917

Haynstraße 21 (Hamburg-Nord, Eppendorf)

1943 von Drancy nach Majdanek

Adi (Adolf) Ambor, geb. am 18.10.1917 in Dockenhuden, am 6.3.1943 von Drancy nach Majdanek deportiert

Haynstraße 21

Adi (Adolf) Ambor war das jüngste von sechs Kindern des jüdischen Ehepaares Jacob Ambor, geboren 1869 in Zarzece (West-Beskiden, heute polnisch-slowakische Grenzregion), und Josepha, geb. Nathan, geboren 1875 in Hamburg.

Sein Vater besaß in der Spaldingstraße 64/68 eine kleine Firma, in der Bewässerungsarmaturen vertrieben, teils auch selbst entwickelt und gefertigt wurden. Die Familie wohnte zunächst in Rotherbaum, wo auch Adi Ambors vier ältere Geschwister geboren wurden, und zog 1908 nach Dockenhuden (Witts Allee). Dieses ehemalige Bauerndorf kam 1919 zu Blankenese. Hier kamen 1914 mit Cäcilie Else und 1917 mit Adolf die beiden "Nachzügler" zur Welt, bevor die Familie sich 1920 in Harvestehude und später in Eppendorf niederließ.

In der Familie wurde Adi als "unser Schönster" bezeichnet. Seine Schulausbildung erhielt er in der von jüdisch-liberalen Kaufmannsfamilien bevorzugten privaten Wahnschaff-Schule in der Neuen Rabenstraße 15 (Rotherbaum). Überliefert wird, er sei lustig gewesen, aber mitunter auch das Opfer von Scherzen geworden. Nach der Schule machte er als einziges Kind der Familie eine Handwerksausbildung – er wurde Dreher.

1938 wurde die väterliche Firma, die der ältere Bruder Hans 1935 nach dem Tod des Vaters übernommen hatte, als jüdische Firma "arisiert". Da ihm 1938 im Zuge der Pogromnacht die Verhaftung drohte, kehrte Hans von einer Geschäftsreise ins Ausland nicht mehr nach Ham­burg zurück, sondern begann in Brüssel eine neue Existenz aufzubauen, um seine in Hamburg verbliebene Familie ernähren zu können.

Adi Ambor dagegen wurde tatsächlich verhaftet und am 15. Dezember 1938 als Häftling Nr. 008517 aus dem KZ Sachsenhausen entlassen. Hier beginnt seine Geschichte als Flüchtling. Im Januar 1939 folgte er seinem Bruder nach Brüssel. Sie wohnten im Stadtteil Ixelles/Elsène.

Nach der Kapitulation Belgiens am 28. Mai 1940 wurden die dort ansässigen Juden verhaftet. Hans und Adi galten dank ihres belgischen Wohn­sitzes nicht als deutsche Juden und wurden daher im Oktober 1940 in das südfranzösische Lager Gurs eingeliefert. Dort trennten sich ihre Wege. Adi wurde einer Truppe von Fremdarbeitern zugeteilt und seither als "cultivateur" (Landarbeiter) registriert. Sein Einsatz erfolgte in der Dordogne, vermutlich in der Gegend von Brantôme, wo sich sein ältester Bruder mit Familie verstecken konnte. Ob Kontakt bestand, kann nicht mehr festgestellt werden. Das Foto von Adi auf einem Feld mit einem Unbekannten an seiner Seite dürfte aus dieser Zeit stammen.
Als "Sühneaktion" für ein Attentat auf einen Major und einen Oberstleutnant der Wehr­macht am 13. Februar 1943 in Paris schlug der Chef der damaligen politischen Abteilung der deutschen Botschaft, Ernst Achenbach (von 1964–1977 Abgeordneter des Europa-Parlaments für die FDP), die Verhaftung und Deportation von 2000 Juden vor. Genauso kam es. Da die französische Regierung sich weigerte, Juden mit französischer Staatsbürgerschaft auszuliefern, wurden 2000 ausländische jüdische Männer im Alter zwischen 18 und 65 Jahren, die bis dahin "frei" waren oder sich in Auffangheimen für sozial Bedürftige bzw. in Kin­der­heimen befunden hatten, ab dem 20. Februar 1943 bei Razzien in den Départements der ehemals nicht besetzten Hälfte Frankreichs verhaftet und im KZ Gurs versammelt. Der Weitertransport ins Durchgangslager Drancy bei Paris erfolgte am 26. Februar bzw. am 2. März 1943.

Adi traf am 4. März von Gurs kommend in Drancy ein. Mit dem Transport Nummer 51, der 959 Männer und 39 Frauen zwischen 16 und 65 Jahren sowie zwei Kinder, also 1000 Jüdinnen und Juden, umfasste, fuhr er am 6. März 1943 um 8:55 Uhr vom Bahnhof Le Bourget/Drancy nach Chelm ab. Wenige Tage nach der Abfahrt traf der Transport in Sobibor ein. Dort fand gleich nach seiner Ankunft eine Selektion statt. Die arbeitsfähigen Gefangenen wurden weiter nach Majdanek gebracht. Da über das Lager Majdanek kaum Akten existieren, weiß man nicht, wieviele der Deportierten zur Arbeit selektiert und wieviele sofort erschossen oder vergast wurden.

Von 1000 Deportierten erlebten fünf das Kriegsende. Adi Ambor war nicht darunter.

© Stephanie Ambor

Quellen: 1; 2; 4; 8; StaH 314-15 OFP, R 1940/60; StaH 314-15 OFP, F 35; StaH 314-15 OFP, 1938/1255; AfW 130303; Archives du Centre de Documentation Juive Contemporaine.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Recherche und Quellen.

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