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Adolf Cohen * 1923

Grindelallee 46 (Eimsbüttel, Rotherbaum)


HIER WOHNTE
ADOLF COHEN
JG. 1923
DEPORTIERT 1941
NATZWEILER
ERMORDET 19.1.1945

Weitere Stolpersteine in Grindelallee 46:
John Rothenburg, Adolf Simon, Gerda Simon, Max Simon, Johanna Simon

Adolf Cohen (Kohen), geb. am 14.12.1923 in Delmenhorst, deportiert am 18.11.1941 nach Minsk, Tod am 19.1.1945 im KZ Natzweiler

Grindelallee 46

Der im Dezember 1941 achtzehnjährige Adolf Cohen war am 5. April 1939 – noch als Schüler – aus Bremen nach Hamburg gekommen und wohnte in Pension bei Siegfried Hasenberg, Grindelallee 46/Grindelstieg 4. Er arbeitete als Gärtner und trat, wie die Kultussteuerkartei vermerkt, 1941 in die Jüdische Gemeinde (inzwischen Reichsvereinigung der Juden in Deutschland) Hamburg ein, – am 9. April 1941 aber bereits wieder aus, weil er am 28. März 1941 zurück nach Bremen zu seinen Eltern zog. Seine Eltern waren der Viehhändler und Synagogengemeinderat Ernst Cohen, geboren am 29. September 1885 in Wittmund/Ostfriesland, und Clara Pinto, geboren am 7. August 1898 in Jemgum/Ostfriesland.

Adolf Cohens zehn Jahre älterer Bruder Helmut, geboren am 30. Dezember 1913 in Delmenhorst, folgte wohl seinem Vater als Viehhändler. Er war verheiratet mit Ida de Haas, geboren am 12. Februar 1917, beide hatten eine Tochter Joel Denny, geboren am 19. Mai 1935. Spätestens 1938 wurde er seiner wirtschaftlichen Existenz beraubt.

Die gesamte Familie Cohen (Eltern, Kinder, Schwiegertochter und Enkelkind) wurde am 18. November 1941 von Bremen aus über Hamburg nach Minsk deportiert. Die Deportationsliste Bremen enthält die Adressenangabe Wilhelmshavener Straße 3 für Ernst, Clara und Adolf sowie Wartburgstraße 31/33 für Helmut, Ida Emma und Joel Denny Cohen.

Adolf Cohen wurde am 26. Mai 1944 vom Getto Minsk aus in das Arbeitslager Radom (Polen) eingeliefert (Häftlingsnummer 1945), ein Außenlager des KZ Majdanek. Von dort wurde er am 24. Juli 1944 zusammen mit Tausenden anderen Häftlingen in das KZ Auschwitz evakuiert und direkt nach der Ankunft auf der "Rampe" als arbeitsfähig eingestuft. 2187 auf diese Weise "selektierte" Männer wurden in das KZ Vaihingen an der Enz deportiert, ein Außenlager des KZ Natzweiler im Elsass, wo sie am 11. August 1944 eintrafen. In einem Vaihinger Steinbruch sollte ein unterirdischer Großbunker errichtet werden, um darin auf einer Fläche von rund 80.000 Quadratmetern Teile für die Kampfjäger der Messerschmitt GmbH produzieren zu können. Die Arbeiten an diesem Vorhaben wurden Ende Oktober 1944 eingestellt. Am 8. November 1944 wurde Adolf Cohen vom KZ Vaihingen ins KZ Dautmergen überstellt (Häftlingsnummer: 25255), ebenfalls ein Außenlager des KZ Natzweiler. Das dortige Kommando war an dem "Unternehmen Wüste" beteiligt. So lautete der Deckname für eine SS-Unternehmung, die Öl aus Ölschiefer gewann, um daraus kriegswichtigen Kraftstoff zu produzieren. Dabei mussten KZ-Häftlinge den Ölschiefer im Tagebau per Hand, mit Schaufel und Eimer, abbauen.

Am 19. Januar 1945 starb Adolf Cohen 22-jährig im SS-Arbeitslager Natzweiler/Kommando Dautmergen.
In den 38 Monaten von seiner Deportation nach Minsk bis zu seinem frühen Tod in Natzweiler war er in den verschiedenen Arbeitslagern im wahrsten Sinne des Wortes "durch Arbeit vernichtet" worden.

Für Helmut, Ida und Joel Denny Cohen sowie für Adolf Cohen wurden Stolpersteine in Delmenhorst, Mühlenstraße 86, verlegt. Für Ernst, Clara und Adolf Cohen liegen zudem Stolpersteine in der Hauffstraße 2 in Bremen.

Stand: Juli 2017
© Dieter Wolf

Quellen: 1; StaH 332-8 Meldewesen Bd. 4–6; Digitales Archiv ITS Bad Arolsen, Teilbestände: 1.1.23.2, Dok. ID: 1218052 (Individuelle Unterlagen Lublin); 1.1.29.1, Dok. ID: 3131453 (Listenmaterial Natzweiler); 1.1.29.2 Dok ID 3187889 (Individuelle Unterlagen Natzweiler); Becker/Meyer (Hrsg.): Geschichte; https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Delmenhorst (letzter Aufruf: 10.6.2016); Spurensuche (Hrsg.): Deportation; Auskünfte von Dr. Norbert Boese vom Freundes- und Förderkreis der Jüdischen Gemeinde Delmenhorst vom 24.10.2015; Gerhard Kronsweide vom Heimat- und Kulturverein Jemgum vom 3.4. und 6.4.2016.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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