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Jenny Cohen (geborene Hescheles) * 1881
Karolinenstraße 35 (Hamburg-Mitte, St. Pauli)
HIER WOHNTE
JENNY COHEN
GEB. HESCHELES
JG. 1881
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET IN
AUSCHWITZ
Weitere Stolpersteine in Karolinenstraße 35:
Alexander Cohen, Julius Noah Meyer, Ruth Meyer, Gerda Meyer
Alexander Cohen, geb. 7.5.1871 in Hamburg, deportiert am 19.7.1942 nach Theresienstadt, dort gestorben am 5.7.1944
Jenny Cohen, geb. Hescheles, geb. 1881 in Bitterfeld, deportiert am 19.7.1942 nach Theresienstadt, weiterdeportiert am 9.10.1944 nach Auschwitz und dort ermordet
Karolinenstraße 35 (Carolinenstraße 35)
Der Kaufmann Alexander Cohen wurde am 7. Mai 1871 als Sohn der Eheleute Ichel und Gitel Cohen in Hamburg geboren. Wo und wann er die in Bitterfeld geborene Jenny Hescheles kennerlernte und heiratete, ist nicht bekannt. Nach Aussage einer Nichte lebte sie "vor ihrer Eheschließung viele Jahre in Niederländ. Indien, von wo sie sich viele wertvolle Gegenstände, Teppiche, Elfenbein- und Holzschnitzereien usw. mitgebracht hatte".
Ihr einziges Kind Gerda kam 1909 in Düsseldorf zur Welt. Spätestens Anfang der 1920er Jahre lebte Alexander Cohen mit Frau und Kind wieder in Hamburg, wo er zunächst in der Hegestraße in Eppendorf ein Kommissionsgeschäft betrieb, welches später in die Eppendorfer Landstraße umzog. Die Wohnung der Familie Cohen, die sich am Hegestieg befand, wurde als "sehr gut eingerichtet" beschrieben. Das Ehepaar Cohen hatte sich viele wertvolle Gegenstände von zahlreichen Auslandsreisen mitgebracht.
Den Erinnerungen seiner Nichte zufolge gab Alexander Cohen "wegen der einsetzenden Judenverfolgung sein Geschäft und Wohnung dort 1934 auf und verlegte es zum Markt 22 in Barmbek, wo er gänzlich unbekannt war. Er bat gleichzeitig meine Mutter, bei ihm Mitinhaberin zu werden, damit er sich ihres arischen Namens [Jentzsch] als Firmenschild bedienen konnte. Er hatte also versucht, durch Tarnung und Scheinmanöver die Aufmerksamkeit der Mitmenschen und Behörden von sich und seinem so schwer belastenden Namen abzulenken."
In Barmbek betrieb Alexander Cohen nun ein Hutgeschäft. 1929 war er mit der Begründung "keine Religion" aus der Jüdischen Gemeinde ausgeschieden und trat dieser erst 1938 zwangsweise wieder bei. Im selben Jahr musste er sein Geschäft aufgeben. Ohne eigenes Einkommen zogen Alexander und Jenny Cohen zu Tochter und Schwiegersohn in die Karolinenstraße 35, die dort in der Israelitischen Töchterschule als Hausmeisterehepaar eine Wohnung hatten. Mit der Schulschließung im Juni 1942 mussten auch die Eheleute Cohen ausziehen und wurden in das "Judenhaus" in der Kielortallee 24 eingewiesen. Nur wenige Wochen später erhielten sie den Deportationsbefehl und wurden am 19. Juli 1942 nach Theresienstadt "evakuiert". Alexander starb dort fast zwei Jahre später, am 5. Juli 1944.
Am 28. September 1944 wurde das Getto weitgehend liquidiert. Über 17500 Juden und Jüdinnen wurden in den folgenden Tagen mit verschiedenen Transporten ins Vernichtungslager Auschwitz gebracht. Unter ihnen befand sich auch Alexanders Ehefrau Jenny, die am 9. Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert wurde. Vermutlich wurde sie, wie die überwiegende Mehrheit der ankommenden Juden, noch am selben oder am folgenden Tag in der Gaskammer getötet. Auch die neunjährige Enkelin Ruth Meyer kam mit diesem Transport noch Auschwitz und erlitt das gleiche Schicksal.
Die Tochter von Jenny und Alexander Cohen, Gerda Meyer, war mit ihnen gemeinsam nach Theresienstadt deportiert worden und starb dort am 30. April 1944. Auch wenn Alexander und Jenny Cohen viele Jahre in Eppendorf und Barmbek gewohnt haben, wurden die Stolpersteine an dem Ort verlegt, wo sie mit Tochter, Schwiegersohn und Enkelin einige Jahre zusammenlebten, bevor sie alle nach Theresienstadt umsiedeln mussten.
Siehe auch die Beiträge über Ruth, Gerda und Julius Meyer.
© Gunhild Ohl-Hinz
Quellen: 1; 4; 7; 8; StaH 314-15 OFP, Abl. 1998/1 J7/517/19; StaH 314-15 OFP, Abl. 1998/1, J7/72+75; StaH 351-11 AfW, Abl. 2008/1 070714 Jentzsch, Ilse; StaH 522-1 Jüd. Gemeinden, 992 d Band 5 No. 11365; Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau (Hrsg.), Sterbebücher, 1996.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Recherche und Quellen.