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Helene Felsenthal (geborene Bauer) * 1883
Isestraße 67 (Eimsbüttel, Harvestehude)
1941 Minsk
ermordet
Weitere Stolpersteine in Isestraße 67:
Henriette Ballin, Edwin Ballin, Herbert Cohn, Käthe Cohn, Alfred Felsenthal, Dr. Richard Hoffmann, Elisabeth Hoffmann, Gertrud Horwitz, Hugo Horwitz, Amalie Salomon, Mathel Windmüller, Denny Windmüller
Helene Felsenthal, geb. Bauer, geb. 20.8.1883 in Hamburg, am 18.11.1941 deportiert nach Minsk
Alfred Felsenthal, geb. 14.3.1907 in Hamburg, am 25.10.1941 deportiert nach Lodz
Helene Felsenthal war verwitwet, ihr nichtjüdischer Ehemann Adolph war 1924 gestorben. So besaß sie nicht mehr den Schutz der "Mischehe", und ihre Söhne, obwohl "Halbjuden", wurden wegen ihrer Mitgliedschaft in der Jüdischen Gemeinde als "Geltungsjuden" behandelt. Zwar traten sie 1937 mit der Begründung, sie seien evangelisch-lutherisch, aus der Kultusgemeinde aus, mussten ab 1939 jedoch zwangsweise wieder Mitglied der Reichsvereinigung der Juden werden.
Mütterlicherseits war Helene Felsenthal Erbin des "Confectionshauses Bauer". Ihr gehörte die Hälfte des Grundstücks am Neuen Steinweg, auf dem wahrscheinlich das Geschäft gelegen hatte. Dort wohnte sie noch bis 1939. Dann musste sie das Grundstück vermutlich unter Zwang verkaufen und zog mit ihrem Sohn Alfred zur Untermiete bei Gertrud Horwitz in die Isestraße.
Helene Felsenthal hatte zwei Söhne. Der ältere, Kurt, geboren 1902, besaß ein gut gehendes Autohaus, das 1938 "arisiert" wurde. Er überlebte das "Dritte Reich" und so erfahren wir einmal aus erster Hand, wie es zu einer Verhaftung kam: Als er nach der "Arisierung" Hausverbot in seiner eigenen Firma erhielt, "vergaß er sich leider" und griff einen SA-Mann (wahrscheinlich meint er einen Gestapo-Beamten) an. Er wurde wegen schwerer Körperverletzung verurteilt, konnte aber im letzten Moment mit Hilfe eines englischen Sportkameraden, der ihm einen falschen Pass besorgt hatte, nach Belgien fliehen.
Der jüngere Sohn Alfred, geboren 1907, war bis zur "Arisierung" selbstständiger Kaufmann. Er handelte mit Gummiwaren und Krankenpflegemitteln.
Vermutlich verbrachte er im Juni 1938 eine Woche in "Schutzhaft", vielleicht aus ähnlichen Gründen wie sein Bruder. Kurze Zeit darauf stellten er und seine Mutter einen Auswanderungsantrag nach Holland. Der Antrag war ungewöhnlich: Beide erklärten nämlich, dass sie nicht unmittelbar auswandern, sondern sich in Holland zunächst nur nach einer Arbeitsmöglichkeit umsehen wollten. Helene Felsenthal suchte eine Anstellung als Hausangestellte, ihr Sohn als "Schofför". Beide versicherten, sie würden, falls sie eine Anstellung fänden, nach Deutschland zurückkehren und die Auswanderung mit allen Formalitäten betreiben. Der Antrag wurde positiv beschieden. Im August 1938 erhielten beide die "Unbedenklichkeitsbescheinigung" der Oberfinanzdirektion, fuhren jedoch nicht nach Holland.
Die Zeit vom 14. November 1938 bis zum 21. Dezember 1938 verbrachte Alfred Felsenthal erneut in "Schutzhaft", diesmal wahrscheinlich im Zuge der großen Verhaftungswelle nach der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November. Es ist denkbar, dass die Hoffnung auf eine Auswanderung sich wegen der Haft zerschlug.
Am 25. Oktober 1941 wurde Alfred Felsenthal nach Lodz deportiert. Seine Mutter erhielt ihren Deportationsbefehl nach Minsk am 18. November 1941, zehn Tage nach ihrer Vermieterin und deren Sohn. Das Todesdatum von Mutter und Sohn Felsenthal konnte nicht festgestellt werden. Beide gelten als verschollen.
© Christa Fladhammer
Quellen: 1; 2; StaH, 213-8, Abl.2 Sig. 451 a B1,1c; FZH 6262.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Recherche und Quellen.