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Josef Florczak * 1905
Öjendorfer Weg 11 (Ortsamt) (Hamburg-Mitte, Billstedt)
HIER WOHNTE
JOSEF FLORCZAK
JG. 1905
VERHAFTET
AUF DER FLUCHT
ANGESCHOSSEN 5.3.1933
TOT AN FOLGEN
14.3.1933
KRANKENHAUS BAD OLDESLOE
Joseph Florczak, geb. 15.3.1903 in Schiffbek, gestorben am 14.3.1933 im Kreiskrankenhaus Bad Oldesloe
Öjendorfer Weg 11/Gedenkstein vor dem Ortsamt (Spinnhäuser 151)
Joseph Florczaks Eltern, Johann und Constancia, geb. Schmiegielska, gehörten zu den um die vorletzte Jahrhundertwende aus Polen und dem Sudetenland nach Schiffbek zugewanderten katholischen Fabrikarbeitern. Johann Florczak arbeitete bei "der Jute", der Norddeutschen Jute-Spinnerei und Weberei. 1903 wurde Joseph geboren, zwei Jahre später sein Bruder Johann. Die Familie bewohnte eine Werkswohnung, Spinnhäuser 151, im heutigen Ortszentrum von Billstedt. Beide Söhne wurden in der katholischen St. Paulus-Kirche getauft.
Joseph Florczak wurde Arbeiter wie sein Vater und schloss sich der KPD an. Unmittelbar nach dem Reichstagsbrand in Berlin erließ Reichspräsident Hindenburg auf Vorschlag des Reichskanzlers Hitler die "Verordnung zum Schutz von Volk und Staat", womit faktisch alle bürgerlichen Rechte aufgehoben wurden. Die Mitglieder der Kommunistischen Partei waren die Ersten, die das zu spüren bekamen. In Hamburg ließ der damalige Polizeisenator Schönfelder (SPD) auf Druck der Reichsregierung das Parteibüro der KPD schließen. Flugblätter, Plakate und Druckschriften für den laufenden Wahlkampf zur Reichstagswahl am 5. März 1933 wurden beschlagnahmt, 75 kommunistische Funktionäre in Haft genommen und weitere verfolgt.
Am 7. März 1933 berichteten die Hamburger Zeitungen unter der Überschrift "Schießerei im Grenzgebiet" und "Bewaffneter Kommunist auf der Flucht angeschossen" fast gleichlautend von einer Schießerei im Hamburger Grenzgebiet: "In der Wahlnacht wurde in Billstedt ein bekannter Kommunist von der Polizei gestellt, der eine Waffe bei sich trug. Als er der Aufforderung, stehen zu bleiben, nicht nachkam, wurde auf ihn geschossen." Bei dem bewaffneten Kommunisten handelte es sich um Joseph Florczak, der selbst seine Waffe nicht benutzt hatte. Er erlitt eine Schussverletzung, zu deren Behandlung er in das Kreiskrankenhaus Bad Oldesloe eingeliefert wurde. Beim Landgericht Altona wurde unter dem Aktenzeichen LASH Abt. 352/Nr. 9436 formell ein Ermittlungsverfahren gegen ihn eingeleitet, das aufgrund seines Todes am 14. März 1933 wieder eingestellt wurde.
Joseph Florczak wurde unter Anteilnahme seiner Genossinnen und Genossen auf dem Friedhof in Kirchsteinbek beigesetzt. Sein Bruder, ledig wie er, starb am 24. Januar 1934 im Marienkrankenhaus in Hamburg-Hohenfelde.
© Jan Jacobs
Quellen: Hamburger Anzeiger, 7.3.1933; Hamburger Adressbuch 1923, Schiffbek; StaH 332-5 Standesämter, 7153+78/1934; 7230+583/1939; Diözesanarchiv Hamburg, Taufregister St. Paulus/Billstedt; Stadtarchiv Bad Oldesloe, Bestand 16, Sterberegister 1933; Bauche (Hrsg.), "Wir sind die Kraft."; Ziegenbalg, Schiffbek.