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Jonas (Jona) Fränkel * 1874

Gneisenaustraße 5 (Eimsbüttel, Hoheluft-West)

1941 Lodz
am 16.07.1942 in Lodz gestorben

Weitere Stolpersteine in Gneisenaustraße 5:
Jenny Fränkel, Helena Levie, Julius Levie

Jonas (Jona) Fränkel, geb am 12.10.1874 in Drohobycz (Drohobytsch, heute Ukraine), deportiert am 25.10.1941 nach Lodz, dort gestorben am 16.7.1942
Jenny Fränkel, geb. Lewinski, geb. am 29.7.1879 in Marienwerder, deportiert am 25.10.1941 nach Lodz

Gneisenaustraße 5

Als Jona Fränkel 1874 in Drohobycz geboren wurde, gehörte die Stadt seit 1772 (bis 1918) zum Kronland Königreich Galizien und Lodomerien und somit zur Monarchie Österreich-Ungarn. Jona, genannt Jonas, kam im Alter von 14 Jahren als kaufmännischer Lehrling nach Hannover in ein Geschäft für Haushaltswaren. Nach der Lehre arbeitete er in Hamburg und ging dann nach Wilhelmshaven, wo er sich selbstständig machte. Zwei Brüder ließ er nach Wilhelmshaven nachkommen. Mit seinem älteren Bruder Moritz (Moses) Fränkel (geb. 1873) gründete er 1900 die Firma Gebr. Fränkel. Die Familie betrieb ein großes Geschäft für Haushaltswaren und Wohnbedarf in der Marktstraße 36, in dem an die 20 Angestellte beschäftigt waren. Ein zweites Geschäft wurde in der Göckerstraße eröffnet.

Jenny Fränkel wurde als Jenny Lewinski am 29.7.1879 in Marienwerder geboren, wo ihre Eltern ein Kaufhaus betrieben. Nach dem Besuch einer Höheren Mädchenschule machte sie eine Lehre im elterlichen Kaufhaus, wurde Geschäftsführerin und leitete die Abteilung für Konfektion. Bis zu ihrer Heirat 1903 blieb sie im Geschäft. Sie hatte mindestens eine Schwester (geb. 1893), die überlebt hat.

Nachdem Jonas und Jenny Fränkel geheiratet hatten, arbeitete Jenny im Wilhelmshavener Geschäft ihres Mannes, wo sie meist an der Kasse saß. Das Ehepaar bekam drei Kinder: Bertha Margot Fränkel (geb. 1904), Ruth Fränkel (geb. 1906) und Bernhard Fränkel. Bernhard war gelähmt. Die Eltern taten alles für seine medizinische Behandlung. Er wurde von Professoren in Berlin behandelt, starb aber schon vor 1933. Die Familie bewohnte eine Neunzimmerwohnung in der Viktoriastraße 21. Es gab Hausangestellte, so dass Jenny Fränkel auch nach der Geburt ihrer Kinder im Geschäft arbeiten konnte.

Ab 1931 war Jonas Fränkel Erster Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Wilhelmshaven. 1933 lebten noch knapp über hundert jüdische Personen in der Stadt, die bis 1938 größtenteils fortzogen. In Wilhelmshaven hatte die NSDAP bei den Reichstagswahlen 1930, 1932 und 1933 schon deutlich höhere Stimmanteile erhalten als im reichsweiten Durchschnitt. Entsprechend stark war die antisemitische Stimmung.

Im Dezember 1938 verkaufte Familie Fränkel das Grundstück Marktstraße 36 in Wilhelm­haven für 107.500 RM. Eigentümer waren je zur Hälfte die Firma Gebr. Fränkel und Frieda (Fanny) Fränkel, die Ehefrau von Jonas‘ Bruder Moritz. Ein Jahr zuvor waren Jonas Fränkel und seine Frau Jenny in die Gneisenaustraße 5 nach Hamburg gezogen. Der Bruder Moritz Fränkel und seine Ehefrau hatten bereits in den 1920er Jahren ihren Wohnsitz nach Hamburg verlegt und wohnten in der Klosterallee 78. Frieda Fränkel war eine geborene David und stammte aus Hamburg. Am 2. Juni 1939 wurden Jonas und Jenny Fränkel gezwungen, aus der Gneisenaustraße 5 in die Rothenbaumchaussee 60 I umzuziehen.

Moritz und seine Frau flüchteten 1939 nach Belgien. 1941 lebten sie in Brüssel in der Avenue Charles Woeste 53. Beide sind nicht im Gedenkbuch verzeichnet, und es scheint, dass sie überlebt haben.

Jenny und Jonas Fränkel lebten in Hamburg von ihrem nicht unbeträchtlichen Vermögen. Deshalb muss­te Jonas Fränkel auch eine "Judenvermögensabgabe" zahlen. Als Vermögen wurden 18.000 RM zugrunde gelegt, davon mussten in fünf Raten 4.500 RM gezahlt werden. Im Januar 1939 wurde wegen Kapitalfluchtverdacht gegen sie ermittelt. Die Konten wurden gesperrt, und Jonas Fränkel musste beantragen, dass die Summe, die er für den monatlichen Lebensunterhalt benötigte, bewilligt wurde. Aus den Akten ergibt sich, dass Jonas und Moritz einen Bruder Adolf (Aron) Fränkel in Berlin hatten, der mittellos war. Jonas Fränkel zahlte manchmal Pflegekosten für eine Nichte Eva Fränkel in Berlin, vielleicht eine Tochter dieses Bruders Adolf.

Jonas und Jenny Fränkels Namen standen auf der ersten Deportationsliste. Jonas starb neun Monate später im Getto. Von Jenny fehlt jede weitere Spur.

Beide Töchter hatten in Wilhelmshaven im Geschäft mitgearbeitet. Bertha Margot, verheiratete Schulsinger, heiratete 1929 und emigrierte im Mai 1935 nach Palästina. Ruth, verheiratete Amson, überlebte in den USA.

© Susanne Lohmeyer

Quellen: 1; 2 (R1939/262); 4; 5; StaH 351-11 AfW, AZ 121074 und AZ 290779; StaH 522-1 Jüdische Gemeinden, 992e2 Band 3 Deportationsliste; http://www.alemannia-judaica.de/wilhelmshaven_synagoge.htm; Obenaus, Juden in Niedersachsen, Bd. 2, S. 1551ff.

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