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Emma Lina Schulz
© Privatbesitz

Emma Lina Schulz (geborene Kirstein) * 1902

Dieselstraße 22 (Hamburg-Nord, Barmbek-Nord)


HIER WOHNTE
EMMA LINA SCHULZ
GEB. KIRSTEIN
JG. 1902
EINGEWIESEN 1941
HEILANSTALT LANGENHORN
"VERLEGT" 24.3.1942
HEILANSTALT KÖNIGSLUTTER
ERMORDET 6.8.1942

Emma Lina Schulz, geb. Kirstein, geb. 22.12.1902 in Lehrte, "verlegt" aus der Heil- und Pflegeanstalt Hamburg-Langenhorn am 24. März 1942 in die Heil- und Pflegeanstalt Königslutter am Elm, verstorben am 6. August 1942

Dieselstraße 22 (Barmbek-Nord)

Emma Lina Schulz wurde am 22. Dezember 1902 als Tochter der Eheleute Friedrich und Mathilde Kirstein geboren. Sie hatte, wie sie in der Staatskrankenanstalt Langenhorn berichtete, acht Geschwister. Über ihre Kindheit und Jugend wissen wir nichts.

Am 1. März 1924 schloss sie in Lehrte die Ehe mit dem am 28. August 1900 in Braunschweig geborenen Rudolf Schulz. Emma Lina Schulz‘ Ehemann war zur Zeit der Eheschließung als Klempner tätig, später stieg er bei der Hamburger Werft Blohm & Voss zum Werkmeister auf.

Wir wissen nicht, wann sich die Eheleute Schulz in Hamburg niederließen und wo sie zunächst wohnten. Rudolf Schulz war erstmalig in der Ausgabe des Hamburger Adressbuches von 1940 unter der Adresse Dieselstraße 22 in Barmbek-Nord verzeichnet. Dort waren kurz zuvor neue Wohnhäuser errichtet worden.

In Hamburg gebar Emma Lina Schulz ein Kind, das bei der Geburt verstarb. Der Zeitpunkt der Niederkunft ist nicht bekannt. Wahrscheinlich löste dieser Schicksalsschlag schwerwiegende psychische Folgen bei ihr aus.

Emma Lina Schulz litt ab etwa Mai 1935 unter epileptischen Anfällen, die im Abstand von vier bis sechs Wochen auftraten. Aufgrund dieser Krankheit soll Emma Lina Schulz sterilisiert worden sein. Die Nationalsozialisten hatten mit dem zum 1. Januar 1934 in Kraft getretenen Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses die Rechtsgrundlage zur zwangsweisen "Unfruchtbarmachung" vermeintlich "Erbkranker" und "Alkoholiker" erlassen (RGBl. I 1934 S. 529).

Am 12. September 1940 wurde Emma Lina Schulz in das Allgemeine Krankenhaus St. Georg eingeliefert. Sie war nach einem Streit mit ihrem Ehemann aus dem Fenster in der ersten Etage ihres Mietshauses gefallen oder gesprungen und hatte sich dabei den linken Arm gebrochen. Wegen "Verwirrtheit", starker Unruhe und der Äußerung von Suizidabsichten überwies man sie von dort am 14. September 1940 in die Staatskrankenanstalt Friedrichsberg. Hier wurde sie anfänglich als "freundlich und geordnet, zufrieden" beschrieben. Später erschien sie den Betreuern als "störend, zuweilen als suicidal" mit der Folge ihrer Verlegung in die Heil- und Pflegeanstalt Hamburg-Langenhorn am 19. Dezember 1941.

Kurz darauf, am 6. Februar 1942, wurde Emma Lina Schulz weiter verlegt und zwar in die Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg. Nachdem ihr Ehemann bei einem Besuch den Eindruck gewonnen hatte, dass sich das Befinden seiner Frau deutlich gebessert habe, holte er diese am 28. Februar 1942 nach Hause. Kurz darauf, am 3. März 1942, lieferte er sie jedoch mit der Begründung wieder in die Heil- und Pflegeanstalt Langenhorn ein, Emma Lina Schulz habe zu Hause Fensterscheiben eingeschlagen.

Am 24. März 1942 verließ ein Transport von 14 Frauen die Anstalt Langenhorn mit dem Ziel der Heil- und Pflegeanstalt Königslutter am Elm. Unter ihnen befand sich Emma Lina Schulz.

Sie wurde in Königslutter in den folgenden Monaten als oft unruhig und laut beschrieben, zeitweilig aber auch als ruhig und zugänglich. In Emma Lina Schulz‘ Krankenakte ist festgehalten, dass sie oft das Barbiturat Luminal erhielt. Ob dieses Medikament, mit dem in den "Kinderfachabteilungen" Kinder mit Behinderungen ermordet wurden, auch bei ihr zum Tode geführt hat, lässt sich aufgrund der Akteneinträge nicht beurteilen.

Unter dem 6. August 1942 findet sich folgender Eintrag in Emma Lina Schulz‘ Krankenakte: "Im Wesentlichen unverändert gewesen, überwiegend erregt, halluzinierend, dazwischen mal ganz […] klar geordnet. In den letzten Tagen zunehmende Erregung (bis zum Schreien), keine Nahrungsaufnahme mehr, akute […]. Heute Exitus."

Emma Lina Schulz starb am 6. August 1942 in Königslutter im Alter von 39 Jahren.

Stand: September 2020
© Ingo Wille

Quellen: Standesamt Lehrte Nr. 205/1902, Geburtsurkunde Emma Lina Kirstein, Nr. 6/1924, Heiratsurkunde Rudolf Schulz und Emma Lina Kirstein; Standesamt Königslutter Nr. 159/1942, Sterbeurkunde Emma Lina Schulz; Patientenakte Emma Lina Schulz Landesarchiv Wolfenbüttel; Patientenakte Emma Lina Schulz Niedersächsisches Landesarchiv Hannover.

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