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Paula Weinberg (geborene Plaut) * 1882

Efeuweg 14 (Hamburg-Nord, Winterhude)


HIER WOHNTE
PAULA WEINBERG
GEB. PLAUT
JG. 1882
DEPORTIERT 1941
RIGA
???

Paula Weinberg, geb. Plaut, geb. 12.4.1882 in Schmalkalden, deportiert am 6.12.1941 nach Riga, Todesdatum unbekannt

Paula Weinberg war, neben drei Brüdern, die einzige Tochter des Vorstands der jüdischen Gemeinde Schmalkalden, Louis Plaut und seiner Frau Hannchen, geb. Heilbronner. Sie heiratete 1903 in Hamburg den ebenfalls jüdischen Oberpostsekretär Leopold Weinberg und lebte mit ihm in Eppendorf, Hegestraße 13.

Das Ehepaar hatte zwei Töchter: Lissy Else (geb. 3.1.1904) und Ruth (geb. 12.4.1908). Die Töchter wurden nicht religiös erzogen und von den Eltern bewusst nicht auf eine "jüdische" Schule geschickt. Paula Weinberg war aber, anders als ihr Mann, eine durchaus gläubige Jüdin und besuchte ab und zu eine Synagoge, in den 1930er Jahren den Tempel der liberalen jüdischen Gemeinde in der Oberstraße.

Leopold Weinberg starb 1930, seine Frau bezog eine Witwenpension und lebte jetzt im Efeuweg 14. Die Tochter Ruth heiratete 1931 einen Katholiken und gebar am 7.10.1935, einem jüdischen Feiertag, einen Sohn. Ihr Mann suchte daraufhin Paula Weinberg in der Synagoge Oberstraße auf, um ihr die frohe Botschaft zu verkünden.
In den 1940er Jahren musste Paula Weinberg auf Druck der Gestapo ihre Wohnung im Efeuweg aufgeben, sie wurde im Haus Grindelberg 90 einquartiert.

Am 6. Dezember 1941 wurde sie mit mehr als 750 Leidensgefährten nach Riga deportiert. Als der Transport dort ankam, war die SS noch dabei, durch die Erschießung der bisherigen Lagerinsassen "Platz zu schaffen", sodass die Frauen, Männer und Kinder aus Hamburg auf das nahe gelegene Gut Jungfernhof umgeleitet wurden. Hier mussten sie in ungeheizten Scheunen und Ställen bei völlig unzureichender Verpflegung und Temperaturen von mehr als minus 30 Grad Celsius übernachten. Wer von den dort Untergebrachten den Winter überlebt hatte wurde, mit wenigen Ausnahmen, Ende März 1942 von der SS ermordet.

Paula Weinberg gehörte nicht zu den Überlebenden dieses Lagers. Beim Abschied in Hamburg hatte sie zu ihrer Tochter Ruth gesagt, diese solle sich ihretwegen keine Sorgen machen, sie habe ein Mittel dabei, um ihrem Leben ein Ende zu setzen, wenn es unerträglich würde. Sie wurde mit Datum 8. Mai 1945 für tot erklärt.

Die Tochter Lissy Else konnte 1939 mit ihrem Ehemann Moritz Weinberg (geb. 5.10.1895 in Lübbecke) nach England auswandern. Ihre Schwester Ruth von Bialy willigte im gleichen Jahr in die Scheidung von ihrem "arischen" Ehemann ein, um die Schließung der gemeinsamen Werbeagentur, die die Existenzgrundlage der Familie bildete, zu verhindern. Ihr Mann sorgte weiter für sie und ihren Sohn. Er wurde allerdings 1941 wegen einer despektierlichen Äußerung über Hitler denunziert und geriet in Haft in Fuhlsbüttel. Ruth von Bialy musste in den 1940er Jahren Zwangsarbeit leisten, überlebte aber die Zeit der Verfolgung, da ihr der "halbjüdische" Sohn einen gewissen Schutz vor der Deportation bot.

© Ulrike Sparr

Quellen: 1; 4; 5; 8; AfW 030104; FZH/WdE 339; www.alemannia-judaica.de/schmalkalden_synagoge. htm; www.volksbund.de/schon_gelesen/spektrum/riga/deportation.asp; E-Mail von Robert Weinberg (Großneffe), 16.03.2008; Beate Meyer (Hrsg.), Die Verfolgung und Ermordung der Hamburger Juden 1933–1945, Hamburg 2006, S. 64ff; Wolfgang Scheffler und Diana Schulle, Buch der Erinnerung, München 2003, S. 622.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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