Namen, Orte und Biografien suchen


Bereits verlegte Stolpersteine



Sophie Schoop (geborene Tisch) * 1875

Poßmoorweg 45 (Hamburg-Nord, Winterhude)


HIER WOHNTE
SOPHIE SCHOOP
GEB. TISCH
JG. 1875
VERHAFTET 1943
DEPORTIERT 1944
AUSCHWITZ
ERMORDET 3.1.1945

Sophie Schoop, geb. Tisch, geb. 12.12.1875 in Hamburg, deportiert am 23.1.1944 nach Auschwitz, dort ermordet am 3.1.1945

Sophie Schoop setzte sich für andere Menschen ein. Das wurde ihr zum Verhängnis.

Sophie Schoop, die Tochter von Ephraim Tisch und Fanny, geb. Katzenstein, erlernte den Beruf der Buchhalterin.

Sie heiratete den am 10.2.1872 in Hamburg geborenen Kaufmann Ernst Johann Wilhelm Schoop, der ihr zuliebe am 6. Mai 1904 zum "mosaischen" Glauben konvertiert war. Seine Eltern waren Joachim Schoop und Marie, geb. Lindemann.
Sophie und Ernst Schoop wohnten in der Lagerstraße 2, der heutigen Gaußstraße, in Altona, als ihre Tochter Renate am 12.8.1904 geboren wurde.

Renate Schoop machte später eine Ausbidung zur Verkäuferin und arbeitete als Kontoristin. Sie wohnte zuerst in der Meerweinstraße und später im Poßmoorweg 45. Am 29. März 1934 schied sie aus der Jüdischen Gemeinde aus und wurde evangelisch lutherisch. Renate Schoop wanderte über den Hafen Antwerpen in Belgien in die Vereinigten Staaten von Amerika aus. Sie reiste am 23. Juli 1938 mit der "Westerland" der Red Star Line-Schifffahrtsgesellschaft ab und erreichte New York am 2. August 1938.

Ihre Eltern zogen mehrmals um. Sie wohnten u. a. im Kohlhöfen 19 und in der Alsterdorfer Straße 197, bis sie in den Poßmoorweg 45 zogen.

Das Ehepaar lebte sehr zurückgezogen, und so wusste nur die nächste Nachbarschaft, dass Sophie Schoop Jüdin war.

Den Bericht über das folgende Geschehen verdanken wir ihrer Nachbarin Elsa Rebaum: Als nach den Bombenangriffen auf Hamburg im Sommer 1943 im Poßmoorweg eine Notküche eingerichtet wurde, meldete sich Sophie Schoop freiwillig zum Kartoffelschälen. Ihr Mann und einige Nachbarn hatten sie davor gewarnt. Neben der Notküche lagen auch Baracken, in denen französische und russische Kriegsgefangene untergebracht waren. Sophie Schoop wies mutig auf deren elende Lebensbedingungen hin. Auch steckte sie den Gefangenen Brot und Zigaretten zu. Das ging einige Zeit gut, dann tauchten nationalsozialistisch gesinnte Frauen aus der Nachbarschaft dort auf. Einige der Russen mussten in der Notküche mitarbeiten und z. B. Wasser tragen. Als einer von ihnen heftigst beschimpft wurde, sagte Sophie Schoop spontan: "Russen sind auch Menschen!"

Sie wurde sofort beim NSDAP-Ortsgruppenleiter denunziert. Bereits am nächsten Morgen, dem 29. August 1943, wurde Sophie Schoop durch die Gestapo verhaftet. Zu diesem Zeitpunkt war sie fast 50 Jahre mit Ernst Schoop verheiratet. Dieser versuchte wochenlang verzweifelt, bei der Gestapo etwas über den Verbleib seiner Frau zu erfahren. Nur durch einen Zufall erfuhr er, dass sie im Konzentrationslager Fuhlsbüttel war und, ohne vor Gericht gestellt zu werden, nach Auschwitz deportiert werden sollte. Doch er konnte nichts dagegen unternehmen.

Am 23. Januar 1944 wurde Sophie Schoop von Fuhlsbüttel in das KZ Auschwitz deportiert. Sie erhielt die Häftlingsnummer 74823. Ein Jahr später bekam Ernst Schoop die Sterbeurkunde seiner Frau mit dem Todesdatum 3. Januar 1945.

Nach Kriegsende fand ein Prozess gegen die beiden Denunziantinnen statt. Sie wurden aus "Mangel an Beweisen" freigesprochen.

1995 wurde im neuen Stadtteil Allermöhe der "Sophie-Schoop-Weg" eingeweiht.

© Maike Bruchmann

Quellen: 1; AfW 121275; Ursel Hochmuth/Gertrud Meyer, Streiflichter aus dem Hamburger Widerstand 1933-1945, Berichte und Dokumente, Frankfurt am Main 1980, S. 231–232; Rita Bake, Wer steckt dahinter?, Hamburgs Straßennamen, die nach Frauen benannt sind, Hamburg 2000; Standesamt Hamburg-Altona, Geburtseintrag 744/1904, Renate Schoop; BallinStadt, www.ancestry.de (eingesehen am 06.10.2007); www.jewishgen.org (eingesehen am 11.09.2007).
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

druckansicht  / Seitenanfang