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Bereits verlegte Stolpersteine



Else Fanny Pels * 1898

Willistraße 1 (Hamburg-Nord, Winterhude)

1943 aus NL nach Sobibor

Else Fanny Pels, geb. 17.1.1898 in Hamburg, deportiert am 8.6.1943 nach Sobibor, Todesdatum dort 11.6.1943

Else Pels wurde in Hamburg-Harvestehude als drittes Kind des Bankiers Mathias Pels (1856–1933) und seiner Frau Minna (auch: Mina), geb. Fürther (geb. 1866 in Scheinfeld bei Würzburg), in der Hallerstraße 45/Ecke Parkallee geboren. Ihre Schwestern Henriette, genannt Henny (geb. 1891), und Hedwig (geb. 1894) waren noch in der früheren Wohnung der Familie, Eichenallee 23, zur Welt gekommen.

Das Bankgeschäft Mathias Pels & Co. in der Großen Bäckerstraße (Altstadt) wurde 1920 liquidiert. Um 1920 zog die Familie von der Hansastraße 64 (Harvestehude) in die Isestraße 39 (Harvestehude).

Nach ihrem 21. Lebensjahr trat Else Pels 1919 in die Deutsch-Israelitische Gemeinde ein. 1933 verstarb der Vater; er wurde auf dem Jüdischen Friedhof Ohlsdorf beerdigt. Wirtschaftliche Probleme von Mutter und Tochter dürften zur Auflösung der Wohnung in der Isestraße und zum Umzug in den Grindelberg 36 geführt haben. Für die Mutter sind als weitere Wohnadressen die Schäferkampsallee 49 (?) und ab September 1936 die Clärchenstraße 16 I. Stock bei Jonas vermerkt.

Um etwas Geld zu verdienen, entschloss sich Else Pels, bei bekannten Familien im Haushalt zu helfen. Von 1935 bis 1939 arbeitete sie als Hausangestellte. Ab dem 1. Februar 1937 war sie bei dem Witwer Bernhardt Stern in der Isestraße 37 angestellt (dessen Geschäft in der Hamburger Straße 88a war auf Wäsche und Konfektion, besonders Braut- und Babyausstattung spezialisiert).

Zusammen mit ihrer Mutter wohnte Else Pels ab Oktober 1937 zur Untermiete in der Gryphiusstraße 12 (Parterre links bei Porges). Im Januar 1939 starb Bernhardt Stern 72-jährig. Die nächste Anstellung als Hausangestellte erhielt Else Pels bei Familie Robinsohn in der Willistraße 1, Ecke Maria-Louisen-Straße. Die Robinsohns waren Inhaber des bekannten Konfektionshauses Robinsohn (Neuer Wall 25/Schleusenbrücke). Im November 1938 war der Juniorchef Dr. jur Hans Robinsohn (geb. 1897) nach Kopenhagen emigriert, es folgte 1939 der Prokurist Walter J. Robinsohn (geb. 1904) und im August 1939 emigrierte Max Michaelis Robinsohn (geb. 1862) nach Schweden.

Die unverheiratete Else Pels emigrierte im Mai 1939 in die Niederlande. In Amsterdam wohnte seit circa 1920 die sieben Jahre ältere Schwester Henriette Jochems in der Michelangelo Straat 105. Schon im Januar 1939 war die Mutter Minna Pels mit zwei Koffern Kleidung und zwei Haushaltungskisten Porzellan, Glas und Gebrauchssilber zu ihr gezogen. Else Pels lebte vier Jahre in Amsterdam in der Tintorettostraat 39. Doch nachdem deutsche Truppen die Niederlande überfallen hatten, gerieten die jüdischen Einwanderer wieder in den deutschen Machtbereich. Aufgrund polizeilicher Verordnung des Reichskommissars für das besetzte niederländische Gebiet musste ab dem 2. Mai 1942 auch dort der gelbe "Judenstern" getragen werden.

Die 77-jährige Minna Pels wurde am 17. April 1943 ins niederländische Durchgangslager Westerbork eingeliefert und 10 Tage später in das Vernichtungslager Sobibor in Polen deportiert. Das niederländische Rote Kreuz datiert ihren Tod auf den 30. April 1943. Am 8. Juni 1943 wurde auch Else Pels nach Sobibor deportiert und dort mit Gas ermordet. Laut Erbschein des Amtsgerichts Hamburg aus dem Jahre 1962 verstarb Else Pels am 11. Juni 1943 in Sobibor.

Ihre Schwester Henriette Jochems wurde 1944 zusammen mit ihrem Mann Isidorus nach Auschwitz deportiert, wo beide am 11. Februar 1944 im Gas starben.

Für Minna Pels soll in der Isestraße 39 ein Stolperstein verlegt werden.

© Björn Eggert

Quellen: 1; 3; 4; 5; www.joodsmonument.nl (eingesehen 8.2.2007); AfW 010865; Gräber-Kartei des Jüdischen Friedhofs Ohlsdorf; AB 1893, 1896, 1898, 1904, 1920, 1931, 1934; Amtl. Fernsprechbuch Hamburg 1895, 1901, 1909, 1914, 1920–1922; Andreas Klaus, Gewalt und Widerstand in Hamburg-Nord während der NS-Zeit, Hamburg 1986, S. 99f; Jürgen Sielemann, Aber seid alle beruhigt, Hamburg 2005, S. 115; Martin Gilbert, Endlösung – Die Vertreibung und Vernichtung der Juden, Reinbek bei Hamburg, 1982, S. 90, 160f.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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