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Carl Burmester
© KZ-Gedenkstätte Neuengamme

Carl Burmester * 1901

Stadthausbrücke 8 (ehemalige Gestapo-Zentrale) (Hamburg-Mitte, Neustadt)


Gestapohaft 1934
gefoltert
im Treppenhaus zu Tode gestürzt
17.09.1934

Siehe auch:

    Weitere Stolpersteine in Stadthausbrücke 8 (ehemalige Gestapo-Zentrale):
    Wilhelm Prull, Gustav Schönherr

    Carl Burmester, geb. 12.3.1901, nach Folterungen durch die Gestapo am 17.9.1934 im Treppenhaus des Stadthauses zu Tode gestürzt

    Wiesendamm 20

    Der Kommunist Carl Burmester entstammte einem sozialdemokratischen Elternhaus und wuchs in Hamburg auf. Nach dem Besuch der Volksschule wechselte Burmester zur Gewer­be­schule und machte anschließend eine Ausbildung zum Schiffs­zimmermann und Bootsbauer, ein Be­ruf, den bereits sein Vater Franz Burmester ausgeübt hatte. Seit 1917 war Carl Burmester Mit­glied im Schiffszimmer­ver­band und trat 1918 auch der Frei­en Jugend bei.

    Anfang des Jahres 1924 heiratete Carl Burmester die zwei Jahre jüngere Charlotte Clausen. Sie stammte aus Flensburg und war gelernte Gärtnerin. Am 31. Oktober 1924 kam ihre Tochter Greta in Harxbüttel zur Welt und am 4. Mai 1926 ihr Sohn Jens Peter in Hamburg. Gemeinsam mit seiner Ehefrau trat Carl Burmester 1922 der KPD bei und beteiligte sich aktiv am politischen und gewerkschaftlichen Leben. So war er Zweiter Vorsitzender des Inter­na­tionalen Hafenarbeiter- und See­leuteverbandes, Mitglied des Vor­standes der KPD im Bezirk Wasserkante und ließ sich 1932 als Kandidat für die Hamburger Bürgerschaft aufstellen. Zu­dem stand er in Verbindung mit dem Maler Heinrich Vogeler in Worps­wede, der dort für Kin­der aus kommunistischen Fami­lien eine Art Erholungsheim betrieb.

    Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Januar 1933 arbeiteten Carl und Char­lotte Burmester weiterhin "illegal" für die KPD. Aufgrund dieser Tatsache kündigte ihre Woh­nungsbaugenossenschaft der Familie im Frühjahr 1933 ihre Wohnung am Wiesendamm 20. Familie Burmester zog daraufhin in die Schlettstadter Straße 5 um.

    Am 1. April 1933 wurde Carl Bur­mester aufgrund seiner konspirativen Aktivitäten von der Gestapo verhaf­tet und in "Schutz­haft" genommen, wur­de aber nach einigen Monaten am 30. November 1933 wieder freigelassen. Auch Charlotte befand sich vom 11. Juli 1933 bis zum 21. No­vem­ber in "Schutzhaft". Nach ihrer Frei­lassung beteiligte sich das Ehe­paar er­neut an der illegalen politischen Arbeit und wurde im Sommer 1934 gemeinsam verhaftet. Charlotte Burmester kam am 17. Juni in "Schutzhaft" und Carl musste zur Ver­nehmung ins Stadthaus. Grund für die erneute Ver­haf­tung war der Wiederaufbau ge­werk­schaftlicher Gruppen, an dem sich das Ehepaar beteiligt hatte.

    Inzwischen war die Ehe der Burmesters gescheitert, vor dem Hamburger Landgericht wurden die beiden am 9. Juli rechtskräftig geschieden.

    Während Charlotte Burmester in "Schutzhaft" saß, wurde ihr Mann von der Gestapo im Stadt­haus vernommen und dabei schwer gefoltert. Nach Aussagen seines Vaters Franz Burmester stürzte Carl am 17. September 1934 im Zusammenhang mit einem Verhör im Treppenhaus des Stadthauses. Angeblich soll die Gestapo ihn dort hinuntergestürzt haben. Daraufhin wur­de er ins Hafenkrankenhaus überführt. Carl Burmester erlag seinen Verletzungen noch auf dem Transport. Der Todeszeitpunkt wurde mit 18:09 Uhr datiert.

    Charlotte Burmester erfuhr vom Tod ihres Ex-Ehemannes im Gefängnis. Auf Anraten ihres An­waltes Paul Nevermann beantragte sie am 20. September eine Haftunterbrechung, um ihre Kinder bei Verwandten unterzubringen. Am 11. Dezember wurde sie vom Ober­landes­gericht Hamburg zu einem Jahr Haft wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" verurteilt. Ihre Haftstrafe verbüßte sie im Gefängnis Lübeck-Lauerhof.

    Aufgrund einer schweren Asthmaerkrankung wurde Charlotte Burmester am 12. August 1935 aus der Haft entlassen, ins Krankenhaus Lübeck eingeliefert und für haftunfähig er­klärt. Kurz darauf kehrte sie nach Hamburg zu ihren Kindern zurück und zog mit ihnen in eine Wohnung in der Dehn­haide 11. Trotz all der Verfolgungen und Be­dro­hungen durch die National­sozia­listen bot Charlotte Bur­mester politischen Gefangenen ihre Hilfe an. Des­­wegen sollte sie 1937 erneut verhaftet werden. Kurz vor der Inhaftierung floh sie mit ihren Kindern Greta und Jens Peter im Juli 1937 nach Schweden.

    In Schweden war Charlotte Burmester erneut für eine kommunistische Organisation tätig und sortierte Paketsendungen an Familien politischer Gefangener. Zudem bemühte sie sich, das Leben der zum Tode verurteilten Liselotte Hermann mithilfe einer Protestkampagne zu retten. Die Kinder gingen in Schweden zur Schule und machten ihren Abschluss. Zur Familie Burmester zog 1944 Richard Herbert Wehner, der bis dahin in einem schwedischen Inter­nierungslager in Smedsbo eingesessen hatte. In Deutschland hatte er als KPD-Abgeordneter dem sächsischen Land­tag angehört und wurde von den Nationalsozialisten steckbrieflich gesucht.

    Am 1. Juli 1947 kehrten Familie Burmester und Herbert Wehner aus Schweden zurück. Char­lotte und er heirateten am 2. Februar 1953 in Hamburg. In dieser Zeit war Herbert Wehner als Hamburger SPD-Abgeordneter bereits Bundestagsmitglied.

    Ein weiterer Stolperstein für Carl Burmester wurde an der Stadthausbrücke vor dem Ein­gang der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) verlegt.

    © Carmen Smiatacz

    Quellen: StaHH 242-1 II, Gefängnisverwaltung II, Abl. 16, Untersuchungshaft; StaHH 314-15, OFP, FVg 7718; StaHH 351-11, AfW, Abl. 2008/1, 12.03.01 Burmester, Carl; StaHH 351-11, AfW, Abl. 2008/1, 20.08.03 Wehner, verw. Burmester, geb. Clausen, Charlotte; http://www.politisch-verfolgte.de/ Zugriff am 14.03.2009; VVN, B50 Burmester, Greta; Diercks: Gedenkbuch "KOLA-FU", S. 16f.

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