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Leon Buttermann * 1899

Ausschläger Weg 9 (Hamburg-Mitte, Borgfelde)


HIER WOHNTE
LEON BUTTERMANN
JG. 1899
VERHAFTET 1938
KZ FUHLSBÜTTEL
DEPORTIERT 1941
MINSK
ERMORDET

Weitere Stolpersteine in Ausschläger Weg 9:
Flora Buttermann

Flora Buttermann, geb. Selig, geb. 26.4.1896 in Friedrichstadt/Eider, deportiert am 8.11.1941 nach Minsk
Leon Buttermann, geb. 12.2.1899 in Mistek/Mähren, deportiert am 8.11.1941 nach Minsk

Ausschlägerweg 9/Bornstraße 7

Leon Buttermanns Vater besaß ein Gut in Mähren, seine Mutter stammte aus Berlin; er wurde in Mistek in Mähren geboren. Flora Buttermann, geb. Selig, kam aus Friedrichstadt in Schleswig-Holstein. Über ihre Wege nach Hamburg, wo sie 1929 heirateten, ist nichts bekannt.

Leon Buttermanns Vater Moses, der sich später Moritz nannte, wurde am 18. März 1872 in Radlna/Mähren geboren und kam mit seiner Familie nach der Auflösung des Habsburger Kaiserreichs nach Hamburg. Zu seiner Familie gehörten seine Ehefrau Dorothea, geb. Jottkowitz, geboren am 2. Juli 1875 in Berlin, und die drei in Mistek in Mähren geborenen Kinder, der Älteste, Leon, und die beiden Töchter Else, geboren am 20. April 1900, und Dina, geboren am 17. November 1902. Das Ehepaar hatte am 16. November 1897 in Beuthen in Oberschlesien geheiratet. Dort lebten Leon Buttermanns Großeltern, Markus und Goldine Jottkowitz, bis zu ihrem Tode.

Bei ihrem Eintritt in die Deutsch-Israelitische Gemeinde Hamburg im Jahr 1918 hielt sich die Familie zur konservativen Neuen Dammtor Synagoge, verließ sie aber später. 1937 wechselte Moses Buttermann zum Orthodoxen Synagogenverband.

Moses Buttermann arbeitete als Klempner und Mechaniker; nur gelegentlich überschritt sein Einkommen den steuerlichen Freibetrag. Leon Buttermann fand als Angestellter sein Auskommen, zunächst in einer Privatfirma in Wilhelmsburg, dann bei der Hamburger Hochbahn AG. 1921 wurde er als selbstständiges Mitglied der Deutsch-Israelitischen Gemeinde Hamburg geführt. Er wohnte bei seinen Eltern und Schwestern in der Grindelallee. 1926 heiratete Dina Buttermann offenbar einen Nicht-Juden namens Hensel in Berlin.

Leon Buttermanns Frau Flora kam am 26. April 1896 als zweites der vier Kinder der Eheleute Jacob Selig und Caroline, geb. Josias, in Friedrichstadt zur Welt. Ihr Bruder Isidor lebte mit seiner Frau Lina, geb. Schönthal, und den Söhnen Werner und Ernst ebenfalls in Hamburg, später zogen auch die Eltern zu. Über die beiden Brüder David, geb. 1899, und Herbert Selig, geb. 1902, ließ sich lediglich feststellen, dass Herbert zu einem nicht bekannten Zeitpunkt mit unbekanntem Ziel aus Friedrichstadt deportiert wurde und die Shoah nicht überlebte.

Leon und Flora Buttermann zogen in den Ausschlägerweg 9 in Borgfelde. Ihre Ehe blieb kinderlos. Wohin sich Leon und Flora Buttermann wandten, nachdem auch sie die Neue Dammtor Synagoge verlassen hatten, ist nicht bekannt. 1935 wurde Leon Buttermann erstmals er­werbslos, fand aber immer wieder eine Beschäftigung.

Am 2. November 1939 heiratete Else Buttermann den aus Kempen im Allgäu stammenden Siegbert Borower, geboren am 21. Juli 1891, der nach dem Verlust seiner beruflichen Existenz als Kaufmann seinen Lebensunterhalt als Pianist verdiente. Ein halbes Jahr nach der Eheschließung, im Mai 1940, emigrierte er nach Schanghai.

Ebenfalls 1940 wurde Leon Buttermann als Heizer zur Pflichtarbeit herangezogen, was ein fast regelmäßiges, allerdings sehr geringes Einkommen bedeutete. Flora und Leon Buttermann gaben ihre Wohnung in Borgfelde auf, zogen nach Hamm-Süd in den Osterbrook 57, bis auch sie aufgrund der gegen Jüdinnen und Juden gerichteten Zwangsmaßnahmen im Wohnungswesen ins Grindelviertel wechselten.

Leons Eltern Moses und Dorothea Buttermann wurden seitens des "Jüdischen Religionsverbandes" in der Schlachterstraße 46/47 in der Neustadt und danach getrennt in der Grünestraße 5 in Altona, dem Altenheim, und im "Judenhaus" in der Schlachterstraße 40/42, dem Nordheim-Stift II, untergebracht. Ihnen blieb die Deportation erspart: Dorothea starb am 16. Dezember 1941 im Israelitischen Krankenhaus, das sich damals in der Johnsallee befand, im Alter von 66 Jahren an einer Hirnembolie. Wenige Wochen später, am 8. Januar 1942, starb Moses Buttermann mit 70 Jahren in seiner Unterkunft im Nordheim-Stift an Altersschwäche.

Leon Buttermann wurde von einem nicht bekannten Zeitpunkt an als "staatenlos" geführt; ein entsprechender Eintrag für die Eltern ist nicht vorhanden. Als die Gestapo Leon und Flora Buttermann zur "Aussiedlung" aufforderte, wohnten sie in der Bornstraße 7a. Mit ihnen wurde die Familie von Floras Bruder Isidor Selig, deren Auswanderungspläne gescheitert waren, zum "Aufbau im Osten" aufgerufen. Am 8. November 1941 wurden Leon und Flora Buttermann zusammen mit Isidor, Lina, Werner und Ernst Selig in das Getto von Minsk deportiert. Leons Schwester Else Borower folgte ihnen zehn Tage später, Floras Schwester Dina Hensel wurde von Berlin aus nach Auschwitz deportiert. Niemand von ihnen überlebte den angeblichen "Arbeitseinsatz".

Floras Eltern, Jacob und Caroline Selig, verblieben zunächst in dem von der Jüdischen Gemeinde im ehemaligen Paulinenstift eingerichteten Alten- und Pflegeheim im Laufgraben 37. Dort erlag Caroline Selig am 15. März 1943 einem Herzinfarkt. Jacob Selig wurde am 9. Juni 1943 ins sogenannte Altersgetto Theresienstadt deportiert, wo er drei Monate später, am 12. September 1943, starb.

© Hildegard Thevs

Quellen: 1; 4; 5; StaH, 332-5 Standesämter, (StA 2a) 8174+443/1941; (StA 3a) 1152+20/1942; (StA 2a) 8187+71/1943; 552-1 Jüdische Gemeinden, 992 e 2, Bd. 2.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Recherche und Quellen.

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