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Handeltje Elias (geborene Cohen) * 1873
Markusstraße etwa gegenüber Hausnr. 15 (Hamburg-Mitte, Neustadt)
HIER WOHNTE
HANDELTJE ELIAS
GEB. COHEN
JG. 1873
DEPORTIERT 1943
THERESIENSTADT
ERMORDET 20.11.1943
Weitere Stolpersteine in Markusstraße etwa gegenüber Hausnr. 15:
Selma Elias, Helmuth Elias
Handeltje Elias, geb. Cohen, geb. am 12.7.1873 in Bellingswolde/Niederlande, deportiert am 5.5.1943 nach Theresienstadt, dort gestorben am 20.11.1943
Helmuth Elias, geb. am 2.8.1936 in Hamburg, deportiert am 6.12.1941 nach Riga-Jungfernhof
Selma Elias, geb. am 15.11.1904 in Hamburg, deportiert am 6.12.1941 nach Riga-Jungfernhof
Markusstraße gegenüber der Hausnummer 15 (Marcusstraße 9)
Handeltje Elias wurde am 12. Juli 1873 in Bellingwolde in den Niederlanden geboren. Ihr Vater Nochum Cohen (geb. 28.2.1831, gest 1.9.1907) stammte aus Oude Pekela, war Kaufmann und ebenso wie sein Vater Samuel Nochum (geb. 12.4.1804, gest. 28.1.1893) auch als "vleeshouwer" (Fleischer) tätig. Ihre Mutter Sina (Sientje/Lina) (geb. 21.1.1839, gest. 22.9.1904), war die Tochter von Mozes Nathan und Dina, geb. Frank und kam aus Bourtange. Die Eltern hatten am 11. März 1871 in Bellingwolde geheiratet, wo auch die ältere Tochter Dina (geb. 5.2.1872, gest. 25.10.1904) zur Welt kam. Sohn Mozes (geb. 8.11.1875, gest. 3.2.1934) wurde im Heimatort des Vaters, in Oude Pekela geboren. 1879 wanderte die Familie nach Ostfriesland aus und lebte etwa seit 1890 in Rhaudermoor in der Rhauderwieke. Die Gräber von Nochum Cohen, seiner Ehefrau Sina sowie ihrer Tochter Dina befinden sich auf dem Friedhof in Leer am Schleusenweg.
Handeltje soll für eine Zeit als Hausmädchen in Amsterdam gearbeitet haben, wo sie am 21. September 1893 einen Sohn bekam, der den Namen Hermann erhielt. Am 30. April 1904 heiratete sie den Buchdrucker Nathan Elias in Hamburg, beide wohnten in der Brüderstraße 25. Nathan Elias war am 2. Oktober 1877 als Sohn des Kontorboten Michael Alexander Elias und Bertha, geb. Pohly, in Hamburg geboren worden. Auf der Kultussteuerkarte des Ehepaares Handeltje und Nathan Elias sind nur die gemeinsamen Töchter Selma und Bertha verzeichnet. Ein Sohn namens Hermann wurde nicht vermerkt. Selma war am 15. November 1904 geboren worden, Bertha am 7. März 1908 zur Welt gekommen. Die Familie wohnte dann in der Marcusstraße 9 (die heutige Markusstraße wurde nach dem Krieg komplett neu bebaut).
Die ältere Tochter Selma war in verschiedenen Firmen und Berufen tätig, als Kontoristin und Lageristin, als Aushilfsverkäuferin im Warenhaus L. Wagner in der Elbstraße 70 und im Modehaus der Gebrüder Robinsohn am Neuen Wall. Sie arbeitete als Platzanweiserin im Thalia Lichtspielhaus und zuletzt 1939, nur noch bei jüdischen Familien, als Hausangestellte und Hausgehilfin. Am 2. August 1936 bekam sie einen Sohn, den sie Helmuth nannte. Im selben Jahr, am 30. Oktober, starb ihr Vater Nathan Elias im Israelitischen Krankenhaus. Als Handeltje Elias mit ihrer Tochter Selma und dem Enkelsohn die Wohnung in der Marcusstraße verlassen musste, erhielten sie eine Unterkunft im jüdischen Hertz-Joseph-Levy-Stift am Großneumarkt 56 zugewiesen. Hier lebten sie, bis der erste Deportationsbefehl eintraf.
Selma Elias wurde mit ihrem fünfjährigen Sohn Helmuth, der auf der Liste der freiwillig zur "Evakuierung" gemeldeten Personen stand, am 6. Dezember 1941 nach Riga-Jungfernhof deportiert.
Handeltje Elias wohnte zuletzt in den "Altenhäusern" der Jüdischen Gemeinde in der Schlachterstraße 40/42 und, als sie am 5. Mai 1943 ihren Deportationsbefehl nach Theresienstadt erhielt, im Laufgraben 37, im ehemaligen Waisenhaus für Mädchen. Die dort untergebrachten Mädchen hatten Ende November 1941 ins Knaben-Waisenhaus umziehen müssen. Beide Einrichtungen waren sogenannte Judenhäuser. Handeltje Elias starb am 20. November 1943 in Theresienstadt.
Ihre jüngere Tochter Bertha arbeitete als "Büfettfräulein" in den Lokalen "Ballhaus" und "Indra". Anders als ihre Schwester hatte sie ihr Elternhaus, nach eigenen Angaben aus Platzgründen, verlassen und wohnte zur Untermiete an verschiedenen Adressen. Eine Zeitlang war sie auf Fürsorgeunterstützung angewiesen. Am 17. November 1940 heiratete sie den zwanzig Jahre älteren Edgar Heimberg. Er war am 14. September 1888 als Sohn von Louis Heimberg und dessen Ehefrau Meta, geb. Oppenheimer, in Padberg geboren worden. Edgar Heimberg war Chemiker und vertrieb in der Goethestraße 20 chemische Präparate. Am 25. Oktober 1941 wurden Bertha und Edgar Heimberg aus der Goethestraße 20, wo auch das Ehepaar Jenny und Hermann Hirsch zuletzt wohnte (s. dort), ins Getto "Litzmannstadt" nach Lodz deportiert. Ihre Namen waren zunächst auf die Liste für "eventuelle Ausfälle" gesetzt worden. Von Lodz kamen sie, vermutlich am 7. Mai 1942, in das Vernichtungslager nach Chelmno/Kulmhof. Stolpersteine an der Robert-Schuman-Brücke/Ecke Jüthornstraße 49 (vormals Goethestraße 20) erinnern an sie (s. Stolpersteine in Hamburg-Wandsbek mit den Walddörfern).
Mozes Cohen, Handeltjes Bruder, nahm sich am 3. Februar 1934 in Rhaudermoor, an dem Tag, als er zum Verkauf seines Grundbesitzes an die Gemeinde in Rhaudermoor gezwungen wurde, das Leben.
Stand: Juli 2018
© Susanne Rosendahl
Quellen: 1; 3; 9; StaH 351-14 Arbeits- und Sozialfürsorge 1254 (Heimberg, Bertha); StaH 351-14 Arbeits- und Sozialfürsorge 1126 (Elias, Selma); StaH 332-5 Standesämter 1912 u 4663/1877; StaH 332-5 Standesämter 3021 u 377/1904; StaH 332-5 Standesämter 14233 u 2597/1904; StaH 332-5 Standesämter 1053 u 395/1936; StaH 522-1 Jüdische Gemeinde Nr. 992 e Band 1; StaH 522-1 Jüdische Gemeinde Nr. 992 e Band 3; StaH 522-1 Jüdische Gemeinde Nr. 992 e Band 5; Michael Till Heinze, http://www.archiv-heinze.de/colonien/westrhfehn/kirchenWF/andere/juden/Cohen/cohen.html; Louven/Pietsch: Stolpersteine, S. 66.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".