Namen, Orte und Biografien suchen
Bereits verlegte Stolpersteine
Suche
Max Salomon * 1904
Sülldorfer Kirchenweg 34 (Altona, Blankenese)
HIER WOHNTE
MAX SALOMON
JG. 1904
DEPORTIERT 1943
AUSCHWITZ
ERMORDET 24.3.1943
Weitere Stolpersteine in Sülldorfer Kirchenweg 34:
Johanna Friedländer, Isidor Salomon
Max Salomon, geb. am 28.5.1904, deportiert von Berlin nach Auschwitz am 12.3.1943, ermordet
Sülldorfer Kirchenweg 34
Max Salomon kam am 28. Mai 1904 in Berlin als erstes Kind von Isidor und Margarethe Salomon, geborene Kranz, zur Welt. Er wuchs in Hamburg auf, wo 1907 sein Bruder Fritz und 1912 seine Schwester Edith geboren wurden. Die Mutter Margarethe Salomon starb schon 1927.
Am 26. April 1923 fuhr Max Salomon mit dem Dampfer "SS Hansa" in die USA; als Beruf wurde in der Schiffspassagierliste "clerk", Büroangestellter, angegeben. Offenbar lebte er eine Weile in Amerika. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland pendelte er zwischen Berlin und Hamburg, wo er bei seinen Eltern im Sülldorfer Kirchenweg 34 gemeldet war. Infolge eines Unfalls war er nur begrenzt erwerbsfähig und finanziell von seinem Vater abhängig.
Er war verheiratet mit Betty, geborene Grumach, die am 5. Dezember 1895 in Tilsit in Ostpreußen geboren worden war. Sie arbeitete als Karteiführerin bei der Reichsvereinigung der Juden in Berlin. Das Ehepaar wohnte in Berlin in der Pariser Straße 18 a zur Untermiete.
In Hamburg hatte Max Salomon offenbar ein Verhältnis mit Gertrud Selig, der ältesten Tochter von Hermann Selig, der in Hamburg-Wandsbek lebte. Am 18. Juni 1939 wurde Max Salomon Vater einer unehelichen Tochter namens Hannele. Gertrud Selig gab Wilhelm Sieburg als Kindesvater an, aus Angst vor Repressionen wegen der jüdischen Herkunft von Max. In einem Unterhaltsprozess für das Kind gab Wilhelm Sieburg zu Protokoll, Gertrud habe in der Empfängniszeit auch "mit einem Max, der Jude sei, verkehrt". Das brachte Max Salomon eine Anklage wegen sogenannter Rassenschande ein. Außerehelicher Geschlechtsverkehr zwischen Menschen jüdischer und nichtjüdischer Herkunft war nach den 1935 erlassenen Nürnberger Rassegesetzen strafbar. Am 23. Dezember 1939 wurde die Anklage fallengelassen. Gertrud Selig, geboren 1903 in Hamburg, deren Mutter Elise Prüter nichtjüdisch war, war nach der nationalsozialistischen Rasseideologie als Kind aus einer sogenannten Mischehe als "Mischling 1. Grades" eingestuft. Max Salomon wurde noch am gleichen Tag freigelassen.
Max Salomon war offenbar schon zuvor von seiner Vaterschaft überzeugt gewesen. Im Verfahren hatte er angegeben, er habe Gertrud Selig mit 30 Reichsmark (RM) pro Monat unterstützt und 100 RM zur Entbindung gegeben, dennoch wollte er nun die Abstammung des Kindes klären. Auch Gertud Selig wurde im Zusammenhang mit den beiden Prozessen befragt, am 20. Januar 1940 teilte sie mit: "Eine Eheschließung mit Max Salomon ist bisher aus dem Grunde nicht in Frage gekommen, weil ich mich nicht entschließen kann, zum jüdischen Glauben überzutreten."
Max’ Schwester, Edith Salomon, selbst inhaftiert im Außenlager Tiefstack des KZ Neuengamme und zur Zwangsarbeit gezwungen, schrieb am 26. Februar 1945 einen Brief an Gertrud, in dem sie darum bat, ihr Brotmarken, Zucker und Fett zukommen zu lassen, da sie unter Hunger litt. Auch machte sie sich Sorgen um das Verbleiben von Max Salomon. "Immer schwebte mir Dein Bild und das des Kindes vor als der einzigen Menschen hier, die mir nahestehen und die meinem geliebten Bruder so unendlich viel bedeuten."
Nach dem Krieg stellte Gertrud Selig einen Antrag auf Wiedergutmachung, in welchem sie auch ein Eheversprechen erwähnte, das Max Salomon ihr gegeben habe. Außerdem sei sie von Max Salomon und seinem Vater Isidor als Abwesenheitspflegerin eingesetzt worden. Sie legte den Brief von Edith Salomon vor und die letzte Karte, die Max Salomon ihr geschickt hatte: "Liebe G.S! Wir wandern ab. Dies ist die letzte Nachricht. Herzliche Küsse euch Beiden Max."
Der Antrag wurde abgelehnt.
Max Salomon wurde zusammen mit seiner Ehefrau am 12. März 1943 von Berlin, aus ihrer letzten Wohnung in der Sybel Straße 19, nach Auschwitz deportiert. Beide wurden dort ermordet. Max Salomons Tod wurde auf den 24. März 1943 datiert.
Gertrud Selig und Hannele überlebten den Krieg.
Edith Salomon war von September 1942 bis Mai 1944 im Getto Theresienstadt, wurde weiterdeportiert nach Auschwitz, kam im Juli 1944 ins KZ Neuengamme und im März 1945 ins Lager Bergen-Belsen, wo sie befreit wurde. Nach dem Krieg lebte sie zunächst in Schweden und wanderte im Oktober 1947 in die USA aus.
Stand September 2015
© Doreen Kobelt
Quellen: 1; 5; StaH 351-11 Amt für Wiedergutmachung, 27907 (Lorenzen, Gertrud, geb. Selig), 37777 (Salomon, Edith) und 37778 (Salomon, Fritz); Landesarchiv Berlin: A Rep. 358-02, Nr 7584/Film -Nr. 2222, BLHA: Rep. 36 A Oberfinanzpräsident Berlin- Brandenburg II Nr. 33034; Auskunft von Hildegard Thevs, 26.10.2012.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".