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Otto Hermann Bergmann * 1886

Sechslingspforte (4) (Einfahrt Alsterschwimmhalle) (Hamburg-Nord, Hohenfelde)

1942 verhaftet
verstorben an den Haftfolgen 13.11.1944

Otto Hermann Bergmann, geb. 8.9.1886 in Pitschendorff, Krs. Weißenfels (Sachsen-Anhalt), gestorben am 13.11.1944 an den Folgen von Haft und Verfolgung in Monakam, Krs. Calw (Schwarzwald)

letzte Wohnadresse in Hamburg: Sechslingspforte 4

Otto Bergmann arbeitete seit 1924 als selbstständiger Schreinermeister in St. Georg, mit seinem Hauptgeschäft und seiner Privatwohnung in der Sechslingspforte 4 und einer weiteren Werkstatt in der Lindenstraße 66, die er von 1926–1931 gemeinsam mit seinem Berufskollegen und späteren Kampfgenossen im Widerstand Otto Dietzsch (s. Eintragung unter Dietzsch in dieser Broschüre) führte; später betrieb Bergmann als Zweitwerkstatt eine Bautischlerei in der Danziger Straße 52 allein weiter. Sein Kleinbetrieb, zu dem auch noch ein kleines Möbelgeschäft gehörte, schien Anfang der 1930er Jahre recht einträglich gewesen zu sein; zeitweise waren zwei bzw. drei Gesellen beschäftigt. Otto Bergmann galt als Fachmann für die Restaurierung von antiken Möbeln und Pianos. Otto und seine Frau Giesela Bergmann, geb. Skuteti (geb. 1889), lebten bereits seit mehreren Jahrzehnten in Hamburg (bis 1924 in der Ifflandstraße 44 in Hohenfelde), ihre Töchter Berta (geb.1909) und Emma (geb.1920) wurden beide schon hier geboren.

Wegen seiner Aktivitäten für die inzwischen verbotene KPD wurde Bergmann am 6. April 1933 unter Misshandlungen durch die SA aus seiner Wohnung geholt und in das Stadthaus der Staatspolizei gebracht, wo er bis Mitte Mai 1933 gefangen gehalten wurde. Bereits am 29. Januar 1934 verhaftete man ihn erneut, woraufhin er vom Oberlandesgericht Hamburg am 20. April desselben Jahres wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" zu anderthalb Jahren Zuchthaus verurteilt wurde, die er bis zum 29. Juli 1935 in der Strafanstalt Fuhlsbüttel verbüßte.

Anfang der 1940er Jahre schloss er sich der von der KPD geführten Widerstandsgruppe "Bästlein-Jacob-Abshagen" (BJA-Gruppe) an, in deren "Technischen Apparat" er mitarbeitete. Im Zuge der von der Gestapo durchgeführten Verhaftungswelle gegen die Gruppe ab Herbst 1942 wurde auch Otto Bergmann am 22. Dezember 1942 verhaftet und wie seine Kampfgenossen in einem Polizeigefängnis festgehalten. Von dort kamen alle Verhafteten in das Untersuchungsgefängnis Hamburg-Stadt, das Ende Juli durch die Luftangriffe der Alliierten schwer beschädigt wurde. Der Hamburger Generalstaatsanwalt gewährte daraufhin bis auf fünf Inhaftierten der BJA-Gruppe, darunter auch Bergmann, zwei Monate Hafturlaub. Letzterer, wie auch einige andere, nutzte diese befristete Freilassung dazu, unterzutauchen, um der zu erwartenden harten Bestrafung durch das NS-Regime zu entgehen.

Er hielt sich nur noch wenige Wochen in Hamburg auf und tauchte Anfang September im Haus der Familie seiner verheirateten Tochter Berta in Windenreute bei Emmendingen auf. Diese erreichte bei ihrem Schwager in Pforzheim, dass ihr Vater von ihm aufgenommen wurde, wo er in seiner Tischlerwerkstatt mithelfen konnte. Da er dort nicht polizeilich gemeldet war, drohte ihm die Anzeige bei den Behörden durch Nachbarn, woraufhin sein Schwager ihn im Schwarzwaldort Monakam im Kreis Calw in einem einsam gelegenen Gasthaus unterbrachte. Nach einem dreivierteljährigen Aufenthalt in dem Ort besuchte ihn im November 1944 die Frau seines Kampfgefährten aus dem Hamburger Widerstand, Arthur Matschke, die ihm mitteilte, dass Verwandte einer inhaftierten Frau aus dem Hamburger Widerstand die Absicht hätten ihn und seine Tochter zu denunzieren, um jene aus der Haft frei zu bekommen. Diese Warnung muss Otto Bergmann derart in Angst und Schrecken versetzt haben, dass er am nächsten Morgen, dem 13. November 1944, beim Verlassen des Hauses tot umfiel, möglicherweise infolge eines Gehirnschlags.

© Benedikt Behrens

Quellen: AfW, Entschädigungsakte; VAN, Totenliste Hamburger Widerstandskämpfer und Verfolgter 1933–1945, Hamburg 1968; AB 1933–1943; Buck, Hans-Robert, Der kommunistische Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Hamburg 1933–1945, München 1969, S. 165–169; Hochmuth, Ursel/Gertrud Meyer, Streiflichter aus dem Hamburger Widerstand 1933–1945, Frankfurt/M. 1980, S. 345,371.

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