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Frieda Heyn, inmitten eines Damenkränzchens in Bremervörde, ca. 1907
© E. Bachmann

Frieda Berlin (geborene Heyn) * 1883

Wrangelstraße 17 (Eimsbüttel, Hoheluft-West)


HIER WOHNTE
FRIEDA BERLIN
GEB. HEYN
JG. 1883
ENTRECHTET / GEDEMÜTIGT
FLUCHT IN DEN TOD
12.8.38

Weitere Stolpersteine in Wrangelstraße 17:
Heinrich Rosenberg, Margarethe Rosenberg

Frieda Berlin, geb. Heyn, geb. am 6.12.1883 in Bremervörde, Freitod am 10.8.1938

Wrangelstraße 17

Frieda Fanny Berlin, die Mutter von Erwin Berlin (s. dort) stammte aus Bremervörde. Seit fast 200 Jahren lebten jüdische Familien in Bremervörde, und auch die Familie Heyn war so lange dort ansässig. Der Urahn Heyn Levi hatte mit den verschiedensten Waren gehandelt. Friedas Eltern waren Heinrich Heyn (1848–1919) und Mathilde, geb. Eisenberg (1854–1933). Die Mutter stammte aus Braunschweig. Familie Heyn betrieb im 20. Jahrhundert ein Manu­fak­tur­warengeschäft in Bremervörde. Spannungen zwischen Juden und Nichtjuden hatte es dort vor 1933 nicht gegeben. Heyns spielten eine Rolle in der städtischen Selbstverwaltung und waren Mitglieder in Vereinen und Institutionen wie Feuerwehr, Schützengesellschaft oder Gesang­verein. Frieda Heyn gehörte zu einem "Damenkränzchen", bis sie 1905 nach Ham­burg heiratete. Das Wohn- und Geschäftshaus in der Alten Straße 80 gehörte der Familie Heyn bereits seit 1759. Hier befand sich auch der Bet­raum der Syna­gogengemeinde Bre­mervörde-Zeven, der 1938 zerstört wurde. 2010 wurde am Bremervörder Rat­haus eine Ge­denktafel für die 41 jüdischen Bürger, die in der NS-Zeit Opfer der Verfolgung wurden, an­ge­bracht. 22 von die­sen 41 Menschen wurden in die Emigration getrieben. Auf dieser Ge­denk­tafel steht auch der Name Frieda Fanny Heyn.

Alexander Berlin (geb. 1878) und Frieda Heyn hatten im August 1905 in Hamburg geheiratet. Da wohnte der "Lot­te­riecollecteur" Alexander Berlin bei seinen Eltern Meier und Mal­chen (Mele) Berlin in der Grindelallee 132, wo der Vater ein Kolonialwarengeschäft betrieb. Frieda und Alexan­der Ber­lin bekamen ein Jahr nach der Hochzeit einen Sohn, Erwin (s. dort). Bevor sie in die Wrangelstraße 17 zogen, lebten sie in der Bornstraße 6, der Ise­straße 21 und in der Molt­­kestraße 57.

Friedas Bruder Hermann (geb. 1879), der eigentlich das Ge­schäft des Vaters übernehmen sollte, starb im Ersten Weltkrieg in Frankreich. So führte der zweite Sohn Siegfried ab 1920 die Geschäfte. Siegfried war seit 1919 Vorsteher der Synagogengemeinde. Das Geschäft war schon in den 1920er Jahren nicht mehr sehr einträglich, und ab 1933 lief es aufgrund des zunehmenden Anti­semitismus noch schlechter und musste 1936 zwangsversteigert werden. Im August 1938 erlosch die Firma Siegfried Heyn. Im Oktober 1937 waren Siegfried und seine Frau Alice, geb. Israel, nach Hamburg in die Bogenstraße 15 gezogen. Alice Heyn stamm­­te aus Hamburg. Im April 1938 verzog das Paar nach Bremen. Siegfried wurde nach der Pogromnacht im KZ Sach­sen­hausen inhaftiert, konnte aber nach seiner Entlassung im April 1940 die Emigration mit seiner Frau nach New York bewerkstelligen. Dabei halfen Sohn Gün­ther und Tochter Ilse, die bereits 1938 nach New York ausgewandert waren.

Frieda gelang die Emigration nicht mehr. Ihr Ehemann Alexander war 1936 gestorben. Es muss schwer für sie gewesen sein, die Verfolgung ohne die Unterstützung ihres Ehemannes zu ertragen. Der Wegzug von Bruder und Schwägerin hat sie vermutlich noch einsamer werden lassen. Sie war so verzweifelt, dass sie am 10. August 1938 in den Tod ging. Im Hafen­krankenhaus erlag sie ihren schweren inneren Verletzungen "nach Sturz aus der Höhe".

Alexander Berlin hatte fünf Geschwister, von denen nur noch die Schwestern Frieda (geb. 1881) und Minna (geb. 1883) am Leben waren, als die Hamburger Juden deportiert wur­den. Beide wohnten damals in der Grindelallee. Frieda wurde am 8. November 1941 nach Minsk deportiert und Minna am 6. Dezember 1941 nach Riga.

© Susanne Lohmeyer

Quellen: 1; 4; 5; StaH 332-5 Standesämter, 1091 und 228/1938; StaH 332-5, 8639 und 232/1905; HAB II 1905, 1910, 1918, 1926; Elfriede Bachmann, Zur Geschichte der Juden in Bremervörde, S. 129ff.; Zevener Zeitung, online-Ausgabe 7.8.2010; Bremervörder Zeitung online-Ausgabe 10.11.2010; Prospekt "Juden in Bremervörde" (www.gymbrv.de).

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