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Gustav Brandt * 1894

Rathausmarkt 1 (links vor dem Rathaus) (Hamburg-Mitte, Hamburg-Altstadt)


GUSTAV BRANDT
MDHB 1931 – 1933 KPD
JG. 1894
VERHAFTET 1933
ZUCHTHAUS MÜNSTER
1945 TRANSPORT CELLE
ERSCHOSSEN VON SS
APRIL 1945

Weitere Stolpersteine in Rathausmarkt 1 (links vor dem Rathaus):
Kurt Adams, Etkar Josef André, Bernhard Bästlein, Adolf Biedermann, Valentin Ernst Burchard, Max Eichholz, Hugo Eickhoff, Theodor Haubach, Wilhelm Heidsiek, Ernst Henning, Hermann Hoefer, Franz Jacob, Friedrich Lux, Fritz Simon Reich, August Schmidt, Otto Schumann, Theodor Skorzisko, Ernst Thälmann, Hans Westermann

Gustav Brandt MdHB

Gustav Brandt wurde am 4. April 1894 in Wolfsdorf, Kreis Elbing in Ostpreußen geboren. Von seinem 8. bis zum 14. Lebensjahr besuchte er in den Jahren 1902 bis 1908 die Volksschule. Danach fuhr er bis zum Kriegsausbruch 1914 zur See. Das politische Engagement Gustav Brandts begann 1910 mit seinem Beitritt zur SPD im Alter von 16 Jahren.

Bei Kriegsbeginn wurde er in die kaiserliche Marine eingezogen, wo er das Patent als "Schiffer auf kleiner Fahrt" erwarb. Später gehörte Brandt, der sich 1918 dem Spartakusbund anschloss, der "Volksmarinedivision" an. Deren Kern meuterte Weihnachten 1918 in Berlin und stellte dabei den sozialdemokratischen Stadtkommandanten Otto Wels sowie einige Angehörige des "Rates der Volksbeauftragten" für kurze Zeit unter Arrest. 1919, als der Ruf: "Alle Macht den Räten!" bereits verhallt war, schloss sich Brandt der KPD an.

Die Verbindung von Beruf und politischer Überzeugung führten ihn in die "Rote Marine", die dem 1924 gegründeten "Roten Frontkämpferbund" (RFB) der KPD angegliedert war. Bis zum reichsweiten Verbot des RFB 1929 arbeitete Gustav Brandt in der Bezirksleitung der "Roten Marine", der im Bezirk "Wasserkante" die Gebiete Hamburg, Schleswig-Holstein und die nördlichen Teile der damaligen Provinz Hannover unterstanden. In den ersten Jahren der Weimarer Republik fuhr er erneut für kurze Zeit zur See, war dann aber vornehmlich in verschiedenen Berufszweigen an Land tätig.

Wohnhaft in der Niendorfer Straße in Eppendorf, der heutigen Geschwister-Scholl-Straße, war er von 1927 bis zu seiner Verhaftung 1933 Arbeiter auf den Hamburger Werften Stülcken, Vulkan und Reiherstieg. Auf der Vulkan-Werft war er Ende der 1920er Jahre Mitglied des Betriebsrates.

1931 wurde Gustav Brandt als Abgeordneter der KPD in die Hamburger Bürgerschaft gewählt, der er bis zum Parteiverbot und der gleichzeitigen Kassierung ihrer Mandate Ende März 1933 angehören sollte. Als Redner ist er für seine Partei nicht hervorgetreten.

Noch 1933 wurde er von der NS-Justiz wegen seiner angeblichen Beteiligung am "Altonaer Blutsonntag" – einer erbitterten Straßenschlacht zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten, bei der am 17. Juli 1932 siebzehn Menschen getötet und mehrere hundert verletzt worden waren – zu elf Jahren Zuchthaus verurteilt.

Brandt verbüßte seine Strafe bis 1944 im Zuchthaus Münster. Aber auch nach Ablauf der Haft blieb er dort zunächst unter Arrest. Er wurde gemustert und erwartete im Zuchthaus seine Einberufung zum Militär. Im Frühjahr 1945 sollte er zusammen mit anderen Häftlingen von Münster nach Werl überstellt werden. Wegen Überfüllung konnten die Häftlinge dort jedoch nicht aufgenommen werden, so dass der Transport nach Celle umgeleitet wurde. Dort ist Gustav Brandt nie angekommen. Nach Bericht eines Überlebenden des damaligen Häftlingstransports, wurde er auf dem Weg von der SS-Wachmannschaft erschossen:

"Unterwegs wurde dieser Transport geteilt. Und die Hälfte bekam die Bewachung durch den Volkssturm, die andere Hälfte bekam ihre Begleitung durch die SS. Im weiteren Verlauf hat der Volkssturm sich mit seinen Gefangenen den Engländern ergeben. Die SS hat ihre Gefangenen umgelegt und sich dann in die Büsche geschlagen. Guschi Brandt mit vielen anderen wird als Namenloser auf diesem Wege liegen."

© Text mit freundlicher Genehmigung der Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg (Hrsg.) entnommen aus: Jörn Lindner/Frank Müller: "Mitglieder der Bürgerschaft – Opfer totalitärer Verfolgung", 3., überarbeitete und ergänzte Auflage, Hamburg 2012

Quellen:
Willy Freund an Magda Langhans, 16.6.1966, Privatarchiv Ursel Hochmuth, Sammlung MdB: G. Brandt.

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