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Vladimir Bowton * 1944
Essener Straße 54 (Hamburg-Nord, Langenhorn)
VLADIMIR BOWTON
GEB. 6.4.1944
ERMORDET 5.10.1944
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Vladimir Bowton, geb. am 6.4.1944 in Hamburg, gestorben am 5.10.1944
Essener Straße 54
früher Lager Tannenkoppel, Weg 4, auch "Tarpenbek" genannt
Zwangsarbeitslager der Rüstungsindustrie in Hamburg Langenhorn
Vladimir Bowton kam am 6. April 1944 in Hamburg zur Welt. Seine Mutter Anna Frantschuk, geb. am 11.7.1915 in Kosijewka/Krs. Charkow, war ledig und vermutlich russisch-orthodoxen Glaubens, registriert als "orthodox". Aus ihrer Heimat Tschernikowa/Ukraine verschleppt, kam sie am 16. Oktober 1943, sie befand sich damals im 3. Monat ihrer Schwangerschaft, zunächst nach Hamburg-Ottensen als "Ostarbeiterin" in das Lager Hohenzollernring, Moortwiete (heute Hohenzollernring/Ecke Daimlerstraße), "Heimstätte der Fischindustrie" und musste für die Firma D. L. Wilkens, Fischräucherei, Friesenweg 5, Zwangsarbeit leisten.
In der Hausmeldekartei galt sie seit dem 17. November 1943 als "flüchtig", nach der Ausländermeldekartei war sie im Zwangsarbeitslager Schloßstraße 27 (heute Harburger Schloßstraße) in Hamburg-Harburg untergebracht, zur Zwangsarbeit für die Gesamthafenbetriebsgesellschaft mbH. Hochschwanger wurde Anna Frantschuk am 28. Februar 1944 nach Hamburg-Langenhorn in das Lager Tannenkoppel, Weg 4, verlegt und bei der Hanseatischen Kettenwerk GmbH (HAK) bzw. der Deutschen Meßapparate GmbH (Messap) als "Dreher" zur Zwangsarbeit eingesetzt. Auf ihrer Meldekarteikarte befindet sich die Notiz "deutschblütig", was auf eine "Rasse"-Überprüfung während ihrer Schwangerschaft hindeutet.
Am Tag der Geburt ihres Kindes wurde die 30-jährige Anna Frantschuk im Krankenhaus Alsterdorf aufgenommen. Neun Tage nach der Entbindung, am 15. April 1944, kam sie mit ihrem Sohn Vladimir zurück in das Lager Tannenkoppel. In diesem Zwangsarbeitslager musste Vladimir die kurze Zeit seines Lebens verbringen. Die Ernährungs- und Lebensbedingungen waren für ihn dort völlig unzureichend.
Vladimirs Vater Filiph Bowton, geb. am 12.11.1920 in Blistawura/Krs. Kiew, war Zwangsarbeiter bei der Phoenix AG, Harburger Gummiwarenfabrik, und im Lager Capellenweg sowie im "Ostarbeiterlager" Sperlsdeich (heute Sperlsdeicher Weg), Hamburg-Wilhelmsburg, untergebracht.
Als Vladimir fünf Monate alt war, heirateten seine Eltern Anna Frantschuk und Filiph Bowton am 8. September 1944. Die Eheschließung wurde beim Standesamt Harburg registriert. Die Glaubenszugehörigkeit wurde mit "evgl. luther." angegeben. Nach der Heirat wurde Vladimirs Vater Filiph Bowton ebenfalls nach Langenhorn verlegt, in das Männerlager Tannenkoppel.
Einen Monat später, am 5. Oktober 1944, verstarb Vladimir im Allgemeinen Krankenhaus Langenhorn um 7:00 Uhr. In der Todesanzeige des Krankenhauses ist als Todesursache "Bronchopneunomie" (Lungenentzündung) und als unterzeichnender Arzt Blumenthal angegeben.
Vladimir wurde 5 Monate, 4 Wochen und 1 Tag alt.
Sieben Tage nach seinem Tod fand am 12. Oktober 1944 seine Beisetzung auf dem Friedhof Ohlsdorf statt, Grablage: Q 39, Reihe 7, Nr. 34. Sein Grab ist nicht mehr erhalten. Ende des Jahres 1959 wurde es zusammen mit mindestens 146 Gräbern der Kinder von Zwangsarbeiterinnen auf Areal Q 39 eingeebnet.
Stand: Oktober 2021
© Margot Löhr
Quellen: Standesamt Hamburg 1 b, Geburtsregister, 371/1944 Vladimir Bowton; Standesamt Hamburg- Harburg, Heiratsregister Nr. 428/1944; StaH 131-1 II, 518 Listen der während des Zweiten Weltkrieges in Hamburg verstorbenen und beigesetzten ausländischen Zivilarbeiter, S. 89, S. 257; StaH 332-5 Standesämter, 9953 u. 1449/1944 Vladimir Bowton; StaH 332-5 Sterbefallsammelakten, 64306 u. 1449/1944 Vladimir Bowton; StaH 332-8, A 48 Alphabetische Meldekartei der Ausländer 1939–1945; StaH 332-8 Meldewesen, Hausmeldekartei, 741-4 Fotoarchiv, K 2388 Lager Hohenzollernring, "Heimstätte der Fischindustrie", D. L. Wilkens; ITS Archives, Bad Arolsen, Krankenhausliste Krankenhaus Alsterdorf Copy of 2.1.2.1 / 70646169, Geburtsurkunde 2.2.2.3 / 76954149 Vladimir Bowton, Sterbeurkunde 2.2.2.4 / 77080517 Vladimir Bowton; http://www.zwangsarbeit-in-hamburg.de, eingesehen 17.2.2016; Archiv Friedhofsverwaltung Ohlsdorf, Beerdigungsregister 1944.